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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Sprichwort.
    »Ist's wirklich so weit? Klang Ihnen nicht das Trommelfell von dem vielen, was in Berlin über Frankfurt geredet wird?« »Über mich? Warum zerbrechen sich die Herrschaften meinen Kopf?«
    Harry legte ihm zärtlich besorgt die Hand auf's Knie. »Ich spreche aus vollem Freundesherzen, Otto. Man sagt, Usedom habe Ihren Posten sicher.«
    »Man sagt manches, was man wünscht«, erwiderte Otto bedeutungsvoll. »Ich weiß nichts, mein Lieber, und Sie auch nicht. Unmöglich ist nichts, nicht mal, daß der Himmel einfällt. Wenn es Erdbeben gibt, warum nicht mal ein Ätherbeben! Wir sind ja doch nur ein Spielball des Unberechenbaren.«
    »Schuld an der allgemeinen Mißstimmung ist doch nur die Fraktion«, klopfte Harry wieder auf den Busch. »Wenn Ludwig Gerlach und seine Leute nicht so renitent wären und in alle Welt ihren Zorn über Manteuffels Sturz hinausschrien, würde der Fürst von Hohenzollern es besser haben.«
    »Das ist schon wahr. Ich glaube aber, der Regent hat in seiner Weisheit gerade deshalb den Fürsten vorgeschoben, um sich vor hohler Parteiregierung zu sichern und nicht zu weit nach links zu rutschen. Das Ministerium muß nur nicht den Faden mit der Rechten abschneiden, nach keiner Richtung Fühlung verlieren und den inneren Frieden ausbauen. Dann kann es nach auswärts fester auftreten. Das ist meine Hauptsorge, die inneren Parteiverhältnisse liegen mir fern.«
    »Ist's die Möglichkeit! Früher waren Sie doch ganz Parteimann. Die Konservativen nennen Sie schon einen Fahnenflüchtigen – Pardon für die Indiskretion!«
    Otto klopfte ihm auf die Schulter. »Je indiskreter, desto besser. Daß ich für die Regentschaft eintrat, d. h. die Staatserhaltung, war der Parteihaltung nicht konservativ genug.«
    »Aber, teuerster Freund, wenn ich mir einen Wink gestatten darf, mit den Konservativen haben Sie's verdorben und von den Liberalen nichts zu hoffen. Wie soll es dann mit Ihrer Laufbahn werden?«
    »Ist mir Wurscht. Man wird natürlich den Stellenjägern gefällig sein,« er zwinkerte leicht nach Harry hin, was dieser Staatsmann aber nicht merkte, »und da mag schon vorkommen, daß man kurzer Hand über mich disponiert, d. h. mir eine solche Versetzung angedeihen läßt, daß ich anstandshalber demissioniere. Vielleicht gibt man mir auch den Abschied, ohne daß ich ihn zu fordern brauche. Freiwillig tue ich das erst, wenn das Ministerium Farbe bekennt.«
    »Aber, mein Gott!« Harry stockte förmlich der Atem. »Mit solcher Gleichgültigkeit reden Sie von Ihrem Ausscheiden aus hoher öffentlicher Stellung?«
    »Solange man nicht vom Leben scheidet, hat man immer die Stellung auf zwei Beinen. Nur die Toten kommen nicht wieder.« Dagegen kam Herr Levinstein immer wieder, denn ein lebendiger Hund ist besser als ein toter Löwe. Er fing an zudringlich zu werden mit geheimnisvollen Winken. »Der Herr v. Manteuffel sagt immer, der Levinstein ist zähe. Ja, hat er gesagt. Ich führe eine Idee aus, die ich mir in den Kopf setze, und komme meist zum Ziel.«
    »Sehr interessant. Ich drücke Ihnen ... in Gedanken... die Bruderhand. Ich bin nämlich auch sehr zähe.«
    »Hehe, Exzellenz Bismarck muß seinen Witz haben, das weiß tout le monde ! Aber der Herr v. Manteuffel, hat er gesagt, stellt mir das Zeugnis aus, ich sei weder ehr- noch geldgierig. Ja, Gott sei gepriesen, das ist mein Stolz. Noch keiner hat aus Geschäften mit mir nicht Vorteil gehabt.« Er richtete einen tiefsinnigen Blick auf Otto.
    »Das ehrt Sie. Da müssen Ihre Geschäfte sehr lukrativ sein ... für andere.«
    »Jedenfalls biete ich Ihnen all meine Dienste an. Se werden so redlich nicht leicht anderswo bedient werden. Uneigennützig das bin ich.«
    »Ich entdecke immer neue Tugenden in Ihnen, Herr Levinstein. Doch glaube ich kaum, daß ich Ihrer liebevollen Dienste bedarf.«
    »Nu, man kann nicht wissen. Sie werden vielleicht abziehen in weite Ferne, und da könnt' ich in Ihrer Abwesenheit Ihre Geschäfte besorgen, prima. Zum Beispiel Vermögensverhältnisse als Bankier. Ach, in der Nähe – ich meine im trauten Vaterlande, wie ich als guter Deutscher hoffe – würden Sie segensreicher wirken als in dir Fremde. Ich wünsche Glück zu jeder Mission, die man Euer Exzellenz überträgt, aber das Vaterland, das teure Vaterland geht allem vor. Würde sich ganz Frankfurt doch hochbeglückt fühlen, wenn Euer Exzellenz weiter hier weilen würden! Nur die kleine Verstimmung mit Österreich, diesem großmächtigen Kaiserstaat, dessen

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