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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Österreichisch-Schlesien und den Grenzteil von Böhmen haben, in Norddeutschland Ostfriesland. Für Hannover, Hessen, Nassau, Meiningen genügt es, wenn wir die antipreußischen Souveräne durch ihre Thronfolger ersetzen, die sich durch Bundesreform an Preußen anschließen.« Otto, peinlich berührt, stieß erneut auf die dynastische Neigung, alte Dynastien zu schonen und hingegen das eigentliche Staatsinteresse hintanzustellen. Statt dessen wollte der König lieber, wie er später sagte, Teile dieser deutschen Kleinstaaten Preußen einverleiben. »Besonders liegt mir am Herzen, unsere alten Stammlande Ansbach und Bayreuth, die uns der Korse entriß, zurückzugewinnen. Natürlich müssen wir dann zur Verbindung mit Franken uns Westsachsens bemächtigen mit Leipzig, Chemnitz und Zwickau.«
    »Ob Österreich das zuläßt, scheint mir fraglich.«
    »Es hat nichts zuzulassen«, brauste der König auf, »sonst werden wir unsere gerechten Ansprüche steigern. Friedrich Karl hielt mir wiederholt Vortrag über die strategische Wichtigkeit von Eger, Reichenberg, Karlsbad, welche Berge und Täler sich als Glacis dem Erzgebirge vorlagern.«
    »Dort und in Österreichisch-Schlesien überwiegt doch wohl slawische Bevölkerung.«
    »Das ist gleichgültig. Den Kreis Braunau empfehlen einige Autoritäten auch als Eisenbahnknotenpunkt an uns zu bringen.«
    Warum nicht ganz Böhmen und Mähren! belächelte Otto solch ausschweifende Hoffnungen. Die echte Militärpolitik, wie Moltke und Friedrich Karl sie allein verstehen. Nach bloßen strategischen Rücksichten einen politischen Frieden schließen ist Stümperarbeit. Der ganze Horizont ist solchen Leuten von wehenden Fahnen verdunkelt. Daß es gar nicht auf Landerwerb für Preußen, sondern auf die deutsche Einheit ankommt, deren endliche Möglichkeit wir durch keinerlei Maßlosigkeit gefährden dürfen, wird den naiven Kriegsleuten und den Stockpreußen wohl ein – böhmisches Dorf bleiben. Und dabei hatten der Kronprinz und Blumenthal am vierten und neunten Juli einzugreifen, um Gablenz abzuwehren, da Moltke den Erfolg noch immer unterschätzte und wegen mangelhafter Verpflegung am liebsten noch am sechsten die Truppen hätte rasten lassen, wenn nicht Blumenthal vorwärtsdrängte. Mitte des Monats gab es neuen Zwist, weil Moltke wiederum auf Trennung der Heere beharrte. Statt Blumenthals strategisch sehr richtige Auffassung zu widerlegen, machte er Vorwürfe über zu langsamen Marsch, nahm aber später einfach den Plan seines Rivalen an, der sich heftig über Moltkes System aufregte. Gleich darauf schickte er eine unverständliche Disposition durch Hauptmann Mischke, einen Jugendfreund des Kronprinzen, der daher nicht damit zurückhielt, Moltke schimpfe vor dem König, weil der Kronprinz auf durchnäßten Straßen, weich wie Buttermilch, nicht schnell genug marschiere!
    Jetzt marschiert Preußen wirklich zu schnell! dachte der Staatsmann. Ich muß bremsen.

Als er in Zwittau (Mähren) gerade hoffte, einen langen Schlaf zu tun, drang plötzlich mit der höflichen Unverschämtheit eines Franzosen ein älterer Herr bis vor sein Bett. »Ah, Graf Benedetti! Was verschafft mir die unverhoffte Freude?« Verdammt sei die feige Militärpolizei im Rücken des Heeres, die einem Botschafter von Frankreich nicht den Weg zu sperren wagt!
    »Die außerordentlichen Zeitläufte entschuldigen meine Taktlosigkeit, für die ich Generalpardon erbitte. Jede Stunde ist kostbar. Ich muß Eure Exzellenz notifizieren, daß Frankreichs großzügige Friedensvermittelung sich genügend mit Wien in Verbindung setzte, um die nötigen Grundlagen zu schaffen.«
    »Und die wären?«
    »Unsere Politik besteht auf Integrität des k. k. Territoriums, ferner auf Festhaltung der Mainlinie als Südgrenze.«
    »Grenze gegen was denn?«
    »Gegen ein vergrößertes und Norddeutschland dominierendes Preußen, das sich jedoch um höchstens vier Millionen Seelen vergrößern darf.«
    »Haben Sie das so genau ausgemessen?«
    »O ja, denn Integrität Sachsens ist von seiten Österreichs conditio sine qua non .«
    »Will das völlig besiegte Österreich vielleicht noch andere Bedingungen stellen? Die Andeutungen des F. M. L. Gablenz waren so arrogant, daß ich ihn aus dem Lager weisen ließ.«
    »Es wird sich mit allem einverstanden erklären, was Sie in Norddeutschland vornehmen.«
    »Das ist gütig, da ihm jede Macht fehlt, irgendwie in Deutschland noch dreinzureden.«
    »Vergessen Sie nicht, daß unser Arbitrium das Wort

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