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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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milden und doch heldenhaften Dietrich von Bern.
    Als die Friedensurkunde unterzeichnet, sprang der König auf und umarmte Bismarck tiefgerührt tränenden Auges, dann Moltke und Roon. Wie seinem Ahnherrn, dem großen König, kam ihm das Weinen immer nahe, wenn er Schönes sah oder hörte. Rüdiger und Dietrichs Recken weinten ja auch bitterlich, und dann fochten sie wie Riesen auf Leben und Tod. »Da Sie den Schwarzen Adler schon haben, verleihe ich Ihnen das Großkreuz meines Hohenzollernhausordens.« Die beiden andern empfingen den Schwarzen Adler. Es kennzeichnet den Geist jener großen Tage, daß der bärbeißige Roon sich nachher über den Ordensfirlefanz mokierte, der leider eine traurige Notwendigkeit sei.
    Die garbenbindende fleißige Ruth des Hochsommers band jetzt vergiftete Zuchtruten. Der finstere Gast im Feldlager, die Cholera, schreckte den König nicht ab, nach dem verseuchten Prag zu fahren, wo schon Generalleutnant Clausewitz an dem Bazillus starb. Doch der alte Unheilbazillus deutscher Zwietracht schien schon so im Absterben, daß der wackere Fred Frankenberg öffentlich im Offizierkreis aussprach: »Das ist nur der Anfang. Jetzt muß das Deutsche Reich deutscher Nation gegründet werden. Die Ausländer und sogar die russischen Barbaren spotteten über uns, doch sie sollen noch inne werden, daß wir allein an der Spitze der Zivilisation marschieren.«
    In Prag, wo er mit dem König den Hradschin besuchte und eine lange Ausfahrt machte, kam wieder etwas Leidiges zur Sprache, ob nämlich in der Thronrede zur Eröffnung der Kammern »Indemnität« für die selbstherrliche Budgetverwendung ohne Landtagsgenehmigung verlangt werden solle. Der König stieß sich an dem Ausdruck Indemnität, als habe er etwas Strafbares begangen, sein Minister suchte ihm das auszureden, da staatsrechtlich dieser Begriff etwas viel Milderes bedeute.
    »Das Ministerium ist auch dagegen. Lippe zeigt sich sehr aufgeregt als Konservativer.«
    »Die Thronrede mit Eurer Majestät zu beraten liegt nur mir ob, Graf Lippe hat nicht das große Wort zu führen. Diese Leutchen mit Scheuklappen sehen nie über ihre Nase hinaus und glauben schwimmen zu können, wenn sie sich in das lauwarme Bassin der Phrase werfen. Stürmisch mit Armen und Beinen fuchteln ist keine Schwimmkunst.«
    »Nun, ich bin ja auch für Frieden und Versöhnung. Aber nach solchem Triumph der Regierung wie ein Bittender und Bettelnder vor das Haus zu treten widerstrebt mir.«
    »So wird es keiner auffassen. Eure Majestät werden beim Einzug der Truppen in Berlin erkennen, wie gänzlich die öffentliche Meinung sich änderte. Die Kammer wird die staatsrechtliche Korrektheit nachträglicher Decharge als großmütige Herablassung des Monarchen und huldvolle Anerkennung des Verfassungslebens anerkennen und wie ein Mann für alle neuen Kredite stimmen.«
    Der fürchterliche Kleist-Retzow verbrach einen salbungsvollen Brief, worin er Otto ins Gewissen redete, nicht in liberale Versuchung zu fallen. Gott behüte uns vor unseren Freunden! Das hält sich für Edelste der Nation und ist doch nur ein Rind, das von der Welt nichts kennt als den einen Fleck, wo es wiederkäut.
    Durch die Kriegssiege des Königtums schnellten die Konservativen bei den Neuwahlen von 11 auf 100 Mitglieder empor. Sie sandten eine Deputation nach Prag, um Verfassungsbruch zu erbitten. Das lehnte der König ab, doch hatte sein Berater stundenlange Kämpfe im Bahnkupee, als man nach Berlin fuhr, weil sein Herr sich an Kleinigkeiten stieß. Roon, der nicht dabei war, stellte nachher die Dinge auf den Kopf, indem er nachgiebige Versöhnlichkeit des Monarchen in den Vordergrund stellte. Der anwesende Kronprinz aber enthielt sich jeder anderen Beistimmung zu Ottos dringlicher Beschwörung als durch Kopfnicken und sonstiges Mienenspiel.
    »Der Spaß mit Blumenthals Epistel war doch auch sehr komisch«, lachte der König gutgelaunt auf der Rückreise. Ein Brief des Stabschefs an seine Gattin, eine Britin, daher englisch geschrieben, fiel in Feindeshand, und die Österreicher hatten die Unanständigkeit, ihn in stark verdrehender Übersetzung öffentlich abzudrucken. Darin hatte er den Kronprinzen als Menschen gepriesen, ihm auch militärische Anlagen zuerkannt, nur eine gewisse Trägheit getadelt. Der vornehme Fürst nahm dies nicht im geringsten übel. Hatte er doch auf dem Schlachtfelde geäußert: »Ich weiß, wem ich die Leitung verdanke.« Der König unterstrich dies so, daß dem sonst für Ehren

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