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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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ein kleines Machiavelli-Kapitel aufschlagen und kommentieren wollte, irgendeine hervorragende Spitzbüberei. Vermutlich Anwerbung Preußens als Spießgesellen zu gemeinsamer Beraubung eines Dritten.
    »Sehen Sie, mein teurer Minister, wir verstehen uns so gut, daß wir ohne jede Affektion schlicht mit einander reden können. Ein Mann von Ihrer Stärke versteht ja auch bloße Winke.«
    »Bitte winken Siel« Der preußische Recke schien in bestem Humor, das Ideal eines Faux Bonhomme. Um so besser! Zu Hallunkenstreichen sieht man sich doch nicht nach Ideologen als Kompagnons um.
    »Ich hatte schon die Ehre zu beteuern, daß das Prestige des Kaisers gewisse Kompensationen heischt. Ihr interessanter Staat vergrößert sich so ungewöhnlich, daß ein gewisses Gleichgewicht hergestellt werden muß, wie recht und billig.«
    »Das sehe ich freilich nicht ein. Wenn zwei sich boxen und einer unterliegt, so wäre doch wohl ungebräuchlich, daß ein Dritter, der zusah, einen Preis dafür beansprucht. Indessen, wir Diplomaten unter uns sind über solche Schwachheiten erhaben wie Begriffe von Recht und Unrecht. Billig ist, was mir gefällt. Ich verstehe den Wunsch nach Kompensationen, falls der Begehrende auch etwas bietet. Do ut des ist mein Wahlspruch.«
    »Ich denke, Sie nahmen sich schon Ihr Teil,« lächelte Benedetti, »und wir geben genug, wenn wir zu allem ein Auge zudrücken. Pardon für meine Offenheit!«
    »Die ich an Ihnen so liebe. Doch lassen Sie sich gesagt sein, daß der Friedensschluß nur die Kriegführenden angeht und daß wir für das bereits Stipulierte, was ja dem Pariser Kabinett wohlbekannt, keinerlei weitere Diskussionen führen. Hier gibt es kein do ut des . Im privaten Geschäftsleben gibt es Erpressung und Schweigegelder auch nur dann, wenn es etwas zu verstecken gilt. Wir haben aber nichts zu verbergen. In der hohen Politik verschmäht man natürlich solche vulgären Methoden, und wenn man Kompensationen sucht – ein schönes Wort, das ich liebe –, so tritt in Kraft das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Ich warte, worin Ihr Angebot besteht und was Sie als Preis verlangen.«
    »Sie gehen mit tödlicher Sicherheit auf den Kern der Sache los.« Der Welsche rückte etwas verlegen auf dem Stuhle. »Sie lieben keine langen Vorreden, das ist Zeitersparnis. Nun wohl, Ihr Werk ist noch nicht gekrönt, die Rücksicht auf Frankreich hält Sie ab, Ihre so interessanten Annexionen auch jenseits des Mains zu erweitern. Österreich ließ Ihnen ja dieserhalb freie Hand.«
    Blitzschnell verstand Otto die ganze Aktion. Napoleon ahnte nichts von geheimen Verhandlungen mit den Südstaaten und wähnte immer noch, dort eine Ablagerungsstätte des seligen Rheinbundes zu besitzen. Nachdem er die Unabhängigkeit der Südstaaten »vermittelt« zu haben glaubte, will er sie jetzt verraten und dafür ein anderes Geschäft machen. Wozu der Lärm, was steht dem Herrn zu Diensten? »Allerdings wäre eine breitere Basis der preußischen Hegemonie in Deutschland wünschenswert.«
    »Sehen Sie wohl! Die Weisheit des Kaisers würde nun vielleicht nicht opponieren, wenn Sie Süddeutschland ohne weiteres in den Norddeutschen Bund einbeziehen würden, begleitet von territorialen Beschneidungen jener Staaten, welche Preußen die absolute Oberherrschaft vom Baltischen Meere bis zu den Alpen sichern.« Benedetti lehnte sich im Sessel zurück mit der Gebärde eines Mannes, der eine gute Tat vollbrachte und die Fülle seiner Freigebigkeit ausschüttete.
    »Ah!« Otto stieß einen langen Seufzer der Befriedigung aus. »Das ist allerdings eine Größe des Angebotes, auf die ich nicht gefaßt war. Um solchen Preis wäre ich natürlich erbötig, Ihrem erlauchten Gebieter in allem zu Willen zu sein, sofern es nicht deutschen Boden betrifft.« Er sah es kommen.
    »In diesem Falle bitte ich, Eurer Exzellenz bewährte Klarheit Ihre Blicke schweifen zu lassen, wohin wohl Frankreichs Interessen tendieren würden.«
    »Für eine so erstrangige Großmacht öffnet sich ein weites Feld. Irre ich nicht, deutete ich schon früher einmal an, daß weniger nach der Ost- als nach der Nordgrenze eine breite Abrundung für Sie von Wert wäre.«
    »Prachtvoll! Sie berühren sofort den Punkt. Wie denken Sie über Luxemburg? Ein gar kleines Gebiet.«
    »Doch der Weg nach Brüssel«, fiel Otto eifrig ein. »Belgien als natürliche Anschwemmung der Maas, dieses altfranzösischen Stromes, gehörte zum ersten Empire und ist durch Sprache und Rasse, wenigstens der

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