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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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dürfen, den Sie mit schaffen halfen. Vor allem zweifeln Sie nicht an meiner unauslöschlichen Dankbarkeit! Ihr Wilhelm.«
    Der abgesägt Usedom wurde ohne Disziplinaruntersuchung zur Disposition gestellt. Otto bekam seinen Willen. Da stieg ihm die Reue auf, daß er dem lieben alten Herrn, den im Grunde nur seine Gewissenhaftigkeit bestimmte, solche Ungelegenheiten machte. Selbst in dieser Episode offenbart sich Wilhelm der Gerechte nicht nur als Mustergentleman, sondern auch als wahrhaft weiser Regent.

Im Mai genoß Otto wieder mal eine Anbohrung durch Benedetti, der letzthin eine unheimliche Geschmeidigkeit entwickelte, was auf lichtscheues unterirdisches Minieren schließen ließ.
    »Ich komme soeben von Paris,« begann er mit einer gewissen Feierlichkeit, »da der Kaiser mich einer persönlichen Rücksprache würdigen wollte, um meine Schritte zu lenken in jener schwierigen Angelegenheit, über die ich schon mit Ihnen zu reden die Ehre hatte.«
    »Ja, Sie nahmen einen Extrazug hin und zurück,« versetzte der Kanzler trocken. »Darf ich fragen, was es so Eiliges gibt?«
    »Bei den Wirren in Spanien scheint Marschall Prim, der Premier und Reichsverweser, dringender als je die Neuwahl eines Königs zu wünschen und klopft bei allen Höfen an.«
    »Es hält schwer, der verflossenen Königin Isabella einen würdigen Nachfolger zu finden, einer Besitzerin der goldenen Tugendrose Seiner Heiligkeit,« lächelte der Protestant sarkastisch. Der unglaubliche Pio Nono, der jetzt auf seine Unfehlbarkeitserklärung hinsteuerte, beging früher auch die Unglaublichkeit, der geilen dicken Messaline in Madrid als einer besonders treuen Tochter der Kirche ein Keuschheitspatent zu verabreichen und seinen päpstlichen Segen über ihr gesalbtes Dirnenhaupt zu ergießen. Das bei solcher monarchischen Verrottung sehr begreifliche Republikanertum unter Führung Castelars konnte nur durch Einsetzung eines anständigen ausländischen Prinzen auf den Thron beider Castilien gedämpft werden.
    »Mich deucht, der Duc de Montpensier, Sohn Louis Philipps, dürfte dem Kaiser der Franzosen als Nachbarkönig nicht gerade genehm sein. Die Dynastie Orleans könnte sich sonst wieder über die Pyrenäen hinaus bemerkbar machen.«
    »Eure Exzellenz wissen, daß man in Spanien auch eine andere Kandidatur ins Auge faßt, die des preußischen Prinzen Leopold Hohenzollern.«
    »Pardon, das ist eine Verwechslung, für Ausländer verzeihlich wegen der Namensgleichheit. Prinz Leopold ist kein preußischer Prinz.«
    »Wie? Er ist preußischer Oberst, sein Bruder fiel bei Königgrätz, sein anderer Bruder Friedrich dient bei den Gardedragonern als Rittmeister. Auch sein Bruder Karl, preußischer Gardeoffizier –«
    »Gut informiert!« unterbrach der Kanzler. »Aber nicht gut genug. Preußische Offiziere, doch nicht Prinzen des regierenden Hauses.«
    »Nun ja, eine Seitenlinie, Hohenzollern-Sigmaringen.«
    »Auch das nicht mal, wirkliche Verwandtschaft wird von Heraldikern geleugnet. Ebenso gut können Sie den Fürsten Hohenzollern-Hechingen, der als österreichischer Korpschef bei Aspern und Wagram focht, einen preußischen Prinzen nennen. Das königliche Haus Hohenzollern-Brandenburg hat nicht die mindeste Blutsverwandtschaft mit den anderen Trägern des Namens.«
    »Das sind Subtilitäten, die man in Frankreich nicht versteht. Der alte Fürst Anton Hohenzollern war ja sogar einer Ihrer Vorgänger als Ministerpräsident.«
    »Woraus Sie auf die Richtigkeit meiner Angaben schließen müssen, denn in keinem Staat, besonders keinem Verfassungsstaat, macht man einen Prinzen der Monarchie zum Premierminister. Übrigens sind die Fürsten Sigmaringen fromme Katholiken, also schon hierdurch gänzlich vom preußischen Königshause verschieden.«
    »Mein Gott, in Deutschland nimmt man das nicht so genau. Der König von Sachsen ist katholisch, sein Land protestantisch. Wir Franzosen verstehen so etwas nicht, wir kennen das Wort Henri Quatres: ›Paris ist eine Messe wert‹. Und Fürst Anton lebt in Düsseldorf und trat sein Fürstentum an König Wilhelm ab als dem Senior seines Hauses.«
    »Sie irren doppelt. Nur die Souveränität seines Privatbesitzes zedierte er an Preußen als dem Schirmherrn deutscher Einheit. Ein leuchtendes Beispiel alldeutscher Vaterlandsliebe, das freilich keine Nachahmung fand. Bei heutiger Ordnung der Dinge fiel Sigmaringen obendrein an Württemberg, an das Sie sich wenden sollten, wenn Sie amtlich mit Fürst Leopold zu tun haben.«
    »Nur

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