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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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bestimmten Vorsatze folgte. »Dies ist offiziell? Darf ich davon Gebrauch machen?«
    »Das würden Sie, verehrter Kollege, auch ohne meine Erlaubnis. Ich sympathisiere mit jeder Einheitsidee, noch mehr aber mit Klarheit auf dem politischen Schachbrett. Ich wasche meine Hände in Unschuld, weit weg von Rom. Das war immer für Deutschland ein ungesundes Klima.«
    Benedetti zerbrach sich nicht lange den Kopf. Aha, er will uns unterrichten, daß alle Parteien jenseits der Alpen ihn umwerben und er dort leicht Allianz gegen uns fände. »Irre ich nicht, ist auch Seine Majestät König Wilhelm für Unabhängigkeit des Papstes eingenommen.«
    »Ihre Majestät die Königin sicher«, bestätigte Otto trocken. »Auch ich verehre Seine Heiligkeit als einen großen politischen Faktor. Leider gibt es für das vorwiegend protestantische Norddeutschland hier kein Pro und Kontra. Ich fürchte, England und Rußland denken ebenso.«
    »Ich aber fürchte,« bemerkte der Franzose spitz, »daß der Kaiser hierin nur Ihren Willen sehen wird, uns nirgendwo entgegenzukommen und uns jede Kompensation zu verweigern.«
    »Kommen Sie schon wieder mit diesem Kapitel, lieber Graf? Ich dachte, das wäre geschlossen, nachdem wir uns über Luxemburg so schön geeinigt.«
    »In Ihrem Sinne. Sie nennen das schön? Ah, schade! Unsere Einigung in der römischen Frage würde entschieden eine Entspannung unserer etwas lockeren Beziehungen herbeiführen.«
    »Ei, besteht denn eine Spannung? Davon weiß ich nichts.« Benedetti biß sich auf die Lippe. »In jedem anderen Falle würde ich lebhaft begrüßen, daß wir uns in alter Freundschaft die Hände reichen. Doch wie sagt man in Rom? Non possumus .«
    »Wirklich schade! Beiläufig, darf ich Sie daran erinnern, Herr Minister, daß ich schon zweimal die Ehre hatte, Sie um Rückgabe jenes Geheimvertrages zu ersuchen, den Sie mir suggerierten und dessen Niederschrift in Ihren Händen blieb?«
    Otto gähnte leicht. »Bester Graf, ich vergesse so leicht solche unbedeutende Nebensachen im Drange meiner Geschäfte. Ich werde Legationsrat Tiedemann beauftragen, danach zu suchen. Die Schrift wanderte wohl irgendwohin unter einen Wust anderer Papiere, jedenfalls ist sie verlegt und nicht zur Hand. Vielleicht verbrannte ich sie auch, ich erinnere mich nicht mehr.«
    Ein leichtes Erblassen flog über das glatte Gesicht des fremden Diplomaten. »Allerdings wäre dies wohl das Richtigste und ... Ehrenhafteste. Die Sache war rein vertraulich zwischen uns, und da sie längst illusorisch und ohne Unterschrift, hat sie ja auch gar keinen amtlichen Wert.«
    »Sie sagen es. Übrigens ›ehrenhaft‹ das ist doch eigentlich kein diplomatischer Begriff. In der Politik ist ehrenhaft, was zur Ehre des eigenen Staates gereicht. A la guerre comme à la guerre, all is fair in love and war . Haben Sie denn gar keine Kopie behalten? Solche Schrift hat doch wenigstens archivalischen Wert.«
    »Eine Kopie anzufertigen hielt ich für unnütz, da es sich ja nur um eine Vorlage, eine Kladde handelte.«
    »Da bin ich vorsichtiger, teurer Kollege. Ich nehme von allen Korrespondenzen Abschriften. Da muß man nicht so nachlässig sein. Nun auf Wiedersehen! Wir bleiben wie immer im besten persönlichen Einvernehmen.«
    Er wird doch nie die Sache benutzen wollen? dachte Benedetti. Unsinn, ich würde formell dementieren, wenn er je so was in einer Note andeutet. Zornig schrieb er nach Paris: »Sein einziges Verlangen ist, uns in Rom festzuhalten, um unsere freie Hand am Rheine zu lähmen.« Vernünftig depeschierte er ein andermal: wenn Bismarck diese goldene Gelegenheit zur Aussöhnung verschmähe, so sei damit durchaus nicht gesagt, daß er wie die ganze übrige Welt diesseits und jenseits des Rheines den Krieg für unvermeidlich halte. »Im Gegenteil möchte er, irre ich nicht, dem Konflikt ausweichen. Doch er beachtet die Möglichkeit eines solchen infolge seiner deutschen Politik, und all seine Berechnungen ordnet er dem unter.« Er tue alles, um sich bei Rußland einzuschmeicheln, und nicht umsonst habe er, der als Eremit in seinem Arbeitskabinett sich abschließe, das Bankett bei Bancroft mit seiner Gegenwart beehrt und General Grant verherrlicht, um sich Zuneigung jenseits des Weltmeeres zu sichern.
    Hessen-Darmstadt flog ein Donnerwetter an den Kopf, weil es untertänigst Napoleons Konferenzvorschlag annahm, wozu es kein Recht habe, weil ein Teil des Ländchens zum Norddeutschen Bund gehörte. Tatsächlich hintertrieb er den neuen

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