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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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der Frieden um jeden Preis?« verlautbarte er sich endlich fast schüchtern.
    »Jawohl. Ich werde an die Meinigen telegraphieren, daß sie nicht einpacken, da ich morgen nach Varzin zurückkehre. Angenehme Ferien! Zugleich telegraphiere ich an den König und ersuche um meine Entlassung.«
    »Was?!« Beide Generale erstarrten gleichsam vor Schrecken.
    »Können Sie mir das verdenken? Wir haben die Ohrfeige weg und können den Flecken nicht abwaschen.«
    »Wir können nicht?«
    »Nein, wenn wir nicht als nachträgliche Händelsucher erscheinen wollen. Das paßt mir durchaus nicht. Unser ganzes seit Königgrätz erworbenes Prestige geht zum Teufel, und ein Nationalkrieg, wie er allein für uns taugt, wird heute weniger denn je aus dieser faulen Sache. Wir erkaufen, daß man uns vorerst in Ruhe läßt, mit einem erpreßten, uns aufgezwungenen Rückzuge des nationalen Ehrgefühls, das schon jetzt gekränkt ist, und ich werde eine solche Haltung nicht mit meinem Namen decken.«
    »Sie haben gut reden«, brummte Roon unwirsch. »Sie dürfen das. Sie haben's gut, bauen in Varzin Ihren Kohl. Uns verbietet die Disziplin, solche Folgerungen zu ziehen.«
    Moltke ergänzte ruhig: »Doch dürfte meine Stellung dann ebenso unhaltbar sein. Ist nach Ihrer Information die Lage unheilbar?«
    »Zweifellos. Der König läßt seine monarchische Person durch unverschämte Zudringlichkeit bearbeiten und außerdem vermutlich durch andere Einflüsse aus Koblenz.«
    »Sie meinen weibliche Tränen Ihrer Majestät?« Roon stampfte mit dem Säbel auf.
    »Tränen? Bah! Aber große Tiraden von Jena und Tilsit. Nun, Frankreich wird sich zufrieden geben, so voreiliges sofortiges Zurückzucken macht ja wirklich den Eindruck der Kneiferei. Der Frieden ist gesichert, und Sie können auf Ihren Landgütern den Urlaub fortsetzen, meine Herren.«
    »Der Fall ist doch noch nicht ganz erledigt«, bemerkte Moltke ruhig. »Es könnten Komplikationen kommen.«
    Otto sah ihn starr an. »Das ist meine letzte Hoffnung. Die Impertinenz ritterlicher Franzosen, wenn sie mal im Zuge sind und einen vermeintlich Schwächeren treten und mißhandeln, ist unbegrenzt. Treffen Sie sich morgen wieder bei mir zu Tische, meine Herren!« –
    Schlaflos sann er nach und vergegenwärtigte sich den Skandal in Paris. Gramont war zu jeder Maßlosigkeit fähig. Er wird Benedetti jede Stunde mit Depeschen überhäufen, er solle etwas Kompromittierendes vom König erzwingen. Sein Rat soll wie ein Befehl klingen. Wird er nicht am Ende etwas Unerhörtes verlangen, z. B. persönlichen Abbittebrief an Napoleon?
    Am anderen Morgen beschied er Eulenburg zu sich. »Haben Sie die Güte, wieder nach Ems zu reisen« (von wo der Minister soeben zurückkehrte) »und Seiner Majestät vorzutragen, daß ich von meinem Posten zurücktrete, weil ich die letzten, ohne mich vollzogenen Schritte nie billigen werde.«
    »Um Gottes willen! Ihre Abdankung wäre der Ruin des Staates.«
    »Ich kann's nicht ändern. Bleibe ich, so wird Deutschland mich für unsere Demütigung verantwortlich glauben, und damit wäre alles verdorben.«
    Nachher besuchte ihn Lord Loftus, dem er offen heraus sagte: »Ich teile die Unzufriedenheit des ganzen Landes mit der zu versöhnlichen Haltung Seiner Majestät einem fremden Agenten gegenüber.«
    »In der Tat, die Presse führt ja eine heftige Sprache, und die Bevölkerung murrt, wie ich höre. Aber sind denn Sie selber gar nicht von der französischen Regierung angegangen worden?«
    »Mit keiner Silbe. Graf Benedetti besaß die ungewöhnliche Taktlosigkeit, den Monarchen selber ohne Beihilfe und Beisein seiner verantwortlichen Minister zu bombardieren. Sein Verhalten ist das eines Agent provocateur .«
    »Merkwürdig! Er ist doch sonst so korrekt.«
    »Gerade deshalb haben wir darin den Beweis, daß er nur bestimmten zwingenden Befehlen aus Paris folgte. Haben Mylord die Berichte aus Paris gelesen? Die Kammern sind aus Rand und Band, Presse und Publikum schäumen von renommistischen Drohungen über.«
    »Nun, jetzt wird man ja befriedigt sein. Wäre denn Ihre Intention gewesen, nicht nachzugeben und es wegen dieser Kandidatur auf den Krieg ankommen zu lassen?« Loftus sah ihn mißtrauisch an.
    »Nein, auf Ehre, nein. Aber ich hätte es anders eingerichtet, wie mit unserer Würde verträglicher. Daß ich den Fall nicht für akut hielt, dafür bürgt doch wohl meine Abreise in die Ferien, was übrigens bei den Generalen Moltke und Roon gleichfalls zutrifft.«
    Loftus nickte. »Das

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