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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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»Souper«, wie der Deutsche so schön sagt, außer seinem Faktotum Bismarck-Bohlen den langen Lehndorff und den Grafen Redern, Adjutant Friedrich Karls, sowie den Direktor der Feldpolizei, Geheimrat Stieber. Ja wirklich, der verhaßte Polizeirat Stieber der Reaktionszeit, lange eine gefallene Größe, war wieder zu Gnaden angenommen. Otto kochte eigenhändig Kaffee nach dem Essen. »Meine Herren, es geht alles gut. Bazaine ist von der Nied zurückgewichen über die Mosel, und wir werden ihn auch dort aufstören. Metz soll schlecht armiert sein, der Feind wird auf Verdun zurückfallen.«
    »Mein hoher Herr ist jetzt sehr guter Dinge«, teilte Graf Redern mit. »Es ist wohl erlaubt zu sagen, daß er heute in ausführlichem Briefe dem General Moltke vorschlug, mit der II. Armee unaufhaltsam über Pont-à-Mousson vorzurücken und dem Feinde die Straße nach Verdun abzugewinnen. Es schwebt vor, ihn von Metz abzudrängen und ihm auch den Übergang über die Maas zu verlegen, damit er nur den Rückzug nach Norden behält, was ihn wiederum von Paris entfernt.«
    »Das ist sicher eine geniale Idee des Prinzen«, meinte Otto bedächtig. »Nur fraglich, ob der Feind es dazu kommen läßt und nicht offensiv auf die II. Armee ausfällt bei deren Marsch zur Maas.«
    »Die I. Armee soll ihn eben frontal festhalten.«
    »Das wird schwer sein. Über Bazaine wissen wir nichts, ob er ein Feldherr ist oder nicht. Natürlich haben seine steten Rückzüge unser Prestige gehoben und das seinige herabgedrückt. Aber vielleicht folgt er einem tiefen Kalkül. Man weiß nicht, was er, gestützt auf Metz, beginnen wird.«
    »Er soll sich aber, geht das Gerücht, am 6. August schlecht benommen und Frossard in der Patsche gelassen haben«, bemerkte Graf Lehndorff, Flügeladjutant des Königs. »Da hatten wir anscheinend Glück. Leider so schwere Verluste!«
    »Prinz Friedrich Karl soll sich doch sehr tadelnd über Steinmetz geäußert haben, daß er vorzeitig losgebrochen sei, ehe die II. Armee den Feind bei Kaltenborn umgehen konnte«, fragte Bismarck-Bohlen.
    »Pst, Lieber, solche Interna äußert man nicht«, winkte Otto ab. Übrigens hat Moltke, nachdem er gerüffelt, Steinmetz gedeckt: ein taktischer Erfolg sei immer willkommen. »Jetzt scheint überhaupt nur die Frage vorwaltend, ob Bazaine sich mit Mac Mahon vereinen wird.«
    »Der soll doch bei Wörth völlig zersprengt sein. Der Kronprinz geht schon auf Nancy vor.« »Aber ohne Fühlung mit dem Feinde. Der ist längst über alle Berge und jenseits der Maas, wie es scheint.«
    »Wer nur den lieben Gott läßt walten ... in zehn Tagen werden wir klüger sein.«
    Als die anderen aufbrachen, hielt Otto den Stieber eine kurze Weile zurück, empfahl ihm genaues Aufpassen auf die feindselige Bevölkerung und würdigte ihn einer Aussprache: » Tempora mutantur et nos mutamur in illis. Sie ließen sich's auch nicht träumen, daß wir je in solcher Weise zusammenkommen würden hier im Feindeslande.«
    »Durch Euer Exzellenz großartige Laufbahn.«
    »Ja, ja, was aus einem pommerschen Landjunker, angefeindet von aller Welt, nicht alles werden kann.«
    *
    Am 15. früh berichtete Moltke, daß »Steinmetz« einen neuen Sieg bei Colombey gestern davontrug und den Feind bis unter die Festungswerke von Metz warf. Leider erfuhr Otto gleichzeitig, während Moltke im amtlichen Bulletin den »Sieg« herausstrich, daß es mit dem Siege taktisch nicht weit her war und die ostpreußischen und westfälisch-hannoverschen Truppen wieder allzu große Opfer brachten. Ferner, daß Friedrich Karl in heller Wut ein Kriegsgericht gegen Edwin Manteuffel und den Brigadegeneral v. d. Goltz beantragte, weil sie durch unzeitiges Losschlagen den Flankenmarsch seiner eigenen Armee verzögert und auch gegen ausdrückliche Direktive Moltkes gehandelt hätten, wobei er natürlich auch gegen Steinmetz zielte. Dieser hatte im Gegenteil das tollkühne Verhalten seiner Unterführer aufs schärfste gemißbilligt und traf erst abends auf dem Schlachtfelde ein. Der gelehrte Zastrow gab hingegen der Improvisierung seines Vorhutgenerals nach, und man hat hinterher daraus eine förmliche Schule der Selbsttätigkeit von Unterführern gegründet. Nichts kann verfehlter und irriger sein, als dem persönlichen Ehrgeize solche Bahn eröffnen. Die deutsche Auslegung, der fruchtlose Angriff (man hat hierbei verschiedene Fälschungen nicht gescheut, Bois de Colombey mit Bois de Borny »verwechselt« und ein Vordringen von Ostpreußen bis zum Fort

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