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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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ihm immer wieder Schleinitz oder Schwerin heraus. Von Auerswald rede ich nicht, der ist mir gewogen als Patriot und sucht auch auf den jungen Kronprinzen einzuwirken. Die eigentliche Krux sind die Kleinstaaten, die hin und her balancieren.«
    »Doch würden sie je unwiderruflich nach Österreichs Pfeife tanzen?«
    »Ja, die ihrige ist auf ähnlichen Ton gestimmt. Preußen bleibt isoliert. Wir haben nur einen Verbündeten, wenn wir ihn richtig behandeln.«
    »Und das wäre? Da bin ich doch begierig.«
    Da richtete sich Otto straff auf und sprach mit tönender Stimme: »Das deutsche Volk!«
    »Was? Das sagen Sie?« Unruh sah ihm verblüfft und fassungslos ins Auge. »Sie, der Junker?«
    Otto besann sich, wen er vor sich habe, und lachte. »Bin ich noch. Was denken Sie denn! Ich müßte doch kein normales Auge haben, wenn ich die Lage nicht klar sähe. Meine persönlichen und privaten Neigungen sind mir dabei schnuppe.«
    »Bei Gott! Wenn Sie dazu imstande sind und unsere Gefahr so scharf auffassen und so sicher in den Mitteln sind, dann wären Sie mir als Minister lieber als Schleinitz.«
    Otto unterließ nicht, Schleinitz dies unter die Nase zu reiben, als dieser ihm vorhielt: »Das Ministerium muß vor allem die Majorität berücksichtigen, die uns stützt.« Es war etwas indiskret, Unruhs Äußerung auszuplaudern, aber der Schreckschuß saß. Ehrliche Liberale, wie dieser vortreffliche Mann, hatten damals ein lebhafteres Empfinden für Preußens Ehre, als die traurigen Konservativen, die vor Österreich auf dem Bauche krochen. – –
    Endlich hatte er Abschiedsaudienz beim Regenten. Dieser kam auf die drohende Weltlage zu sprechen.
    »Sie stehen ja jetzt gut mit unserem französischen Gesandten, mit dem Sie einst so brouilliert waren. Erfuhren Sie vielleicht von Moustier, ob Frankreich seine Rüstungen fortsetzt?«
    »Ohne Zweifel. Eure Königliche Hoheit kennen meine Ansicht, daß wir uns dauernd mit Paris gut halten sollten.«
    »Diese Beziehungen sind aber nicht ganz wünschenswert. Sie selber waren früher sehr gegen Napoleon eingenommen.« Jetzt hieß er nie mehr Bonaparte.
    »Da wir ihn anerkannten, setzt es unsere Ehre nicht herab, mit ihm Unterhandlungen zu pflegen. Treten wir mit Österreich in zu nahe Verbindung, zerstören wir selbst den Anschein unserer Freundschaft mit Frankreich. Und doch können wir nur durch sie Österreich zwingen, von seinem Ehrgeiz auf unsere Kosten abzulassen.«
    »Und die Mittelstaaten, die doch für Österreich sind?«
    »Ebensogut für Frankreich. Nur durch unser eigenes Bündnis mit Frankreich können wir sie abhalten, selber rheinbundschwanger zu werden. Das wäre die Auflösung Deutschlands. Und England wird unseren Wert um so höher taxieren, wenn es uns zu verlieren fürchtet.«
    »Mit England bin ich jetzt auch verwandtschaftlich verbunden«, betonte der Fürst.
    »Dies Rapprochement wird erst dann politisch ernste Form annehmen, wenn wir uns auf Frankreich zu stützen drohen. Ich hatte die Ehre, schon früher eine Einladung an Napoleon zum Besuch unserer Manöver in Vorschlag zu bringen. Leider unterblieb das.«
    »Und jetzt kann davon keine Rede sein.«
    »Aber nur nicht Napoleons Liebeswerben zurückweisen! Hätte man doch eine für alle Kabinette verständliche Sprache geführt, die auf Intimität mit Frankreich hinwies!«
    »Das widerstrebte dem König und ist auch mir wider die Ehre.«
    »Nun, wie immer Eure Hoheit unsere Bedürfnisse künftig rekonstruieren mögen, stets muß man sich den Weg zu Frankreich offen halten. Preußen kann nicht stationär bleiben, es muß wachsen, und Österreich läßt es nicht zu. Scheint Eurer Hoheit ein Bündnis mit Frankreich und Piemont nicht genehm, so brauchen wir uns nur still und ohne Aufsehen von Österreich loszumachen und indirekt Wohlwollen für Napoleon zu markieren, das genügt.«
    Der Prinz runzelte die Stirn. »Piemont ist doch auch, so alt das Haus Savoyen, revolutionär usurpatorisch. Früher hatten Sie auch dies Urteil.«
    »Man hat als politisches Kind kindische Einfälle. Da man aber ein Mann wird, tut man ab, was kindisch war. Damals war ich Parteigänger, weiter nichts, heut habe ich nur die auswärtige Politik im Auge. Quieta non movere , aber auch keine Chance verlieren! ist mein Wahlspruch. Die Turiner Aspirationen des Signor Cavour sind bezüglich Österreich den unseren analog und laufen parallel.«
    »Das möcht' ich denn doch nicht sagen. Ihr Haß gegen das deutsche Erzhaus führt Sie weit. Nicht ohne

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