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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Zehntel für uns stimmen.«
    Napoleon wiegte den Kopf. »Ich verkenne nicht die Verschiedenheit des Nationalcharakters. Die guten Deutschen sind so langmütig.« Er seufzte, indem er an seine Franzosen dachte. »Doch die Entfremdung von Krone und Volk muß Ihrem Gebieter, dessen wohlmeinenden Charakter ich kenne, höchst peinlich sein.«
    »So ist es. Aber wenn er nur ein paar Jahre widersteht, gewinnt er das Spiel.«
    »Und Sie werden natürlich durchhalten? O, Sie kenne ich auch.«
    »Sofern der König nicht ermüdet und mich steckenläßt, werde ich mich nie versagen. Viel ernster ist die Frage, ob das Ausland nicht gesonnen ist, den Konflikt zu benutzen, wobei es eine herbe Täuschung erleben würde.«
    »Meinen Sie mich?« Napoleon winkte müde mit der Hand ab. »Ich habe augenblicklich die Hände voll mit Mexiko. Auch sollen Sie mich besser kennen, daß mein politisches System sich keinesfalls gegen Preußen richtet.«
    »Ich dachte nicht an Sie, Sire, sondern an Österreich.«
    »In diesem Fall ist meine Stellung klar vorgezeichnet: absolute Neutralität. Freilich dürfte ich wohl als Äquivalent eine kleine Grenzberichtigung erwarten. Ich ziele auf das Saarbrückener Kohlenviertel.«
    »Ich bedaure, den Wunsch Eurer Majestät abschlägig bescheiden zu müssen. Denn selbst, wenn ich wollte, würde der König nicht ein einziges Dorf hergeben, schon aus Rücksicht auf das übrige Deutschland, das uns des Verrats beschuldigen würde.«
    »Und darauf dürfen Sie es nicht ankommen lassen, besonders unter jetzigen Umständen. Ich begreife. Also Sie haben meine bedingungslose Zusage.« Indem er Schluß der Audienz andeutete, erhob er warnend die Stimme: »Österreich ist immer noch sehr stark, sein Heer focht bei Solferino recht gut.«
    »Das preußische wird noch besser fechten.«
    »Sie haben ein gottgesegnetes Selbstvertrauen. Ich sehe Ihnen an, Sie bleiben hartnäckig. Nun, tun Sie, was Sie nicht lassen können!«
    Er hält uns für schwach, dachte Otto mit einer gewissen hämischen Schadenfreude, und hofft, nachher zu intervieren. Ob. der Kaiser etwa der Kaiserin und diese ihrer Freundin Pauline Metternich meine Drohung gegen Österreich ausplaudert? Gleichgültig daß die naiven Toren darüber nur lachen werden. Selbstüberhebung und Unterschätzung des Gegners sind allezeit die Bürgen der Niederlage.
    Napoleon aber dachte: Der mag die Überzeugung eines Luthers und den Fanatismus eines Mohammed haben, denn die Machtstellung Preußens scheint seine Religion. Er hat ein wenig den Blick des Fanatikers. Aber er wird sein Land ins Verderben stürzen. Selbstüberhebung und Unterschätzung des Gegners sind allezeit die Bürgen der Niederlage.
    Wenn zwei dasselbe denken, ist's nicht dasselbe. Als die Kaiserin bei der Tafel fragte, ob er immer noch günstig über den langen Preußen denke, schnippte er geringschätzig mit den Fingern. » Ah bah, ce n'est pas un homme sérieux !«
    Der nicht seriöse Mann saß mittlerweile im verschlossenen Zimmer mit einem seriösen Besucher. Das war der madjarische Graf Seherr-Toß, der seine Dienste anbot. »Wie ich, denken Unzählige bei uns. Ungarn will und muß seine Selbständigkeit erobern. Antiösterreichische Agitation im geheimen vermag viel. Im Falle eines Krieges gegen Preußen werden wir uns dazu anschicken. Ich bin doch recht berichtet, wenn ich voraussetze, Eure Exzellenz als Todfeind Österreichs zu finden?«
    Otto nickte. »Ja, ich habe mir vorgesetzt, die Demütigung von Olmütz zu rächen. Dies Österreich, das uns zu seinem Vasallen erniedrigen will, will ich zu Boden werfen und Preußen aufrichten. Wir als rein deutscher Staat haben nichts mit einem dritteldeutschen Staat gemein, der sich anmaßt, in Deutschland das große Wort zu führen. Was nun Ungarn betrifft –« Er hielt zögernd inne.
    »Exzellenz verkennen wohl nicht den Wert unserer Beihilfe.«
    »Keineswegs. Schon der Alte Fritz pflog mit ungarischen Magnaten eine Geheimverhandlung über ein Bündnis.«
    »Vielleicht chokiert Sie der Name Revolution. Doch Sie wissen wohl, daß wir nicht Revolutionäre im sonstigen Sinne des Wortes sind.«
    »Gewiß, Herr Graf.« Otto lächelte heimlich. Als ob ihn das was kümmerte! Im Ausland mögen sie so viel revolutionieren als sie wollen, was ja immer nur staatliche Schwächung bedeutet. »Unser Sieg würde auch Ungarn befreien, dessen seien Sie sicher. Ich betrachte Österreich in Deutschland geradeso als Joch der Fremdherrschaft, wie Sie dies für Ungarn

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