Bismarck 03
das Ergötzliche, daß beide Dioskuren sich aufeinander beriefen. Kluck auf Bülows Rückzugsabsicht, Bülow auf Klucks durch ihn inspirierten Rückzug. Die Schärfe gegen Bülow darf nicht einseitig werden, muß sich gleichzeitig auf beide Instanzen verteilen.
Rückzugsbeginn bei 1. A. am 10. früh, bei 2. am 10. nachmittags, bei 3. am 11. früh, bei 4. am 12. Die Rückzugswut ging also um wie das Hundebeißen, setzte sich im Kreis von einem zum andern fort. Auch 5. A. mußte vor dem tollen Hund einer strategischen Panik die Flucht ergreifen. Die Wasserscheu vor der Wahrheitstaufe erlaubt aber erst heute, die Verantwortlichkeiten zu sondern. Der Kronprinz war außer sich über den Rückzug. Dem Herzog aber ließ sich nicht das Rückgrat stärken, so unangenehm berührt er sich äußerte. Er ging ohne jeden Zwang weiter zurück als nötig und entblößte die Flanke der Nachbarn. 3., 4. und 5. A. hätten die Schlacht ruhig fortsetzen können, wenn Bülow wenigstens an der südlichen Marne blieb.
Gesamtverlust der 3. und 4. A. gegen Langle 13 500, der wohl schwerlich unter 16 000 verlor. Somit kostete die ganze Marneschlacht den Deutschen rund 37 000, den Verbündeten 56 000, eher zu niedrig, als zu hoch berechnet. French sagte bescheiden aus, er habe bis zur Aisne 1300 Gefangene aufgelesen, Joffre möge wohl 6000 gemacht haben. Wir vermögen zwar selbst diese Ziffer von rund 7000 nirgends in den V. L. zu entdecken, doch da man natürlich alle liegengebliebenen Schwerverwundeten und Hospitaliter dazurechnet, mag sie bestehen bleiben. Die Franzosen hingen aber einfach eine Null an und diese lachhafte Ziffer fand sogar in deutschen Gauen Glauben, zumal der deutsche Heeresbericht sich völlig ausschwieg. Die sonstigen Trophäenangaben sind nach gewohnter Sitte kolossal aufgeschnitten, doch mögen viele demontierte Stücke, besonders in der Leipziger Artillerie, liegengeblieben sein. Als »erobert« sind nur nachzuweisen 18 Geschütze Klucks, meist demontiert. Er und Bülow warfen sich in die Brust, wie kunstvoll sie sich vom Feind loslösten, der sich hier des Satzes erinnern konnte: »Mein Gefangener läßt mich nicht los«. Das danke ihnen der Teufel, daß der angebliche Sieger als wahrer Besiegter nicht besonders drängelte. Für Bülow war die Marne die natürliche Schranke zum Feind, doch wozu der Lärm, daß er diesen vorzüglichen Verteidigungsabschnitt krankhaft opferte, da Kluck nacheinander Ourcq, Oise, Aisne preisgab und selbst H. Albrecht den Saulx und Ornain, hinter denen er sich vorteilhaft vom mürben Feind abscheiden konnte.
Unkundige schienen verschworen, der 4. A. Verdienste anzuhängen, die ihr nicht zukamen. Wir mögen aber durchaus nicht leiden, daß man dem Verdienst seine Krone raubt und billige Scheinerfolge anschwärmt. Daß die Marseiller etwas Luft schafften, konnte nicht lange vorhalten. Die Hessen bildeten eine teils schräge, teils halbkreisförmige Linie heraus, nördlich an den Kanal gelehnt, südlich an den Ornain bei Revigny, wo des Kronprinzen Kavallerie bereits das Flußtal überschwemmte. Es ließ sich voraussehen, daß Langle und Sarrail sich nicht die Verbindungstür zueinander zuschlagen ließen, ohne sich ernstlich dagegen zu stemmen. Doch ihnen fehlte die Kraft dazu, falls bei längerer Fortsetzung der Schlacht endlich das Gros der 4. A. ins Feuer gerückt wäre. Dann würde die ohnehin unausbleibliche taktische Niederlage sich zu schwerem strategischem Unglück für Langle und erst recht für Sarrail ausgewachsen haben. Wäre die 4. A. auch nur am 9. vereint gewesen, so rettete kein Gott Langle vor Auflösung, Sarrail vor Abschneidung. Es hat nicht sollen sein; doch vor solcher Führung muß man sein Haupt verhüllen.
VI. Die Argonnenschlacht.
Als 4. A. erst drei Tage stillstand, dann in beschleunigtem Tempo abmarschierte, hatte 5. A. schon vollständigen Sieg neben ihr errungen. Der Kronprinz griff frühzeitig bei Varennes an, jagte das K. Bronchin Tag für Tag südwärts bis Loupy und Laimont. 3. und 6. Kav. D. erreichten Revigny mit 5. Fußjägern, 7., 8. und 13. Jägern z. Pferd, 9., 20. und 23. Drag., 13. und 14. Husaren voraus. 13. franz. K., dessen Hälfte Langle an Sarrail abtrat, hätte die Lücke auf die Dauer nicht stopfen können. Auch dort riß Rückzugsmahnung aus allen Siegeshoffnungen. Freilich tobte die Schlacht im Nordosten nicht ganz so glücklich. Hier warf sich Sarrail entschlossen auf das Metzer K., doch 6. R. K. fiel ihm in die Flanke. Bei
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