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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Vorstoß beim mißlungenen Nachtangriff gemacht haben, drei Forts hielten sich wirklich wacker. Ft. Fléron hatte nur noch ein bedientes Geschütz, ein anderes Fort flog in die Luft. Jedenfalls sind sie nicht erstürmt, sondern »erschossen« worden, und antworteten zähe. Denn die deutschen von General Steinmetz, Chef der Artillerie der 2. Armee, versammelten Artilleriebrigaden litten verhältnismäßig mehr als die Infanterie: 234, wovon 124 allein auf die hannoversche Artillerie am Südende entfielen, 5 Offiziere der Wolfenbütteler 46. Art. bluteten.
    Hier verloren Hannoveraner, 74., 79. Reg., 10. Pioniere, auch nur 342, Oberst Graf zur Lippe fiel, die Fahne in der Hand, vor Ft. Flamelle erst bei späterem Angriff aufs Westufer. Brigade Wussow inkl. 4. Pioniere und 4. Jäger verlor gar nur 7 Offiziere 113 Mann, wovon 9 im Franktireurgefecht am Dorf Micheroux. Zählte sie angeblich nur 1500 Gewehre, so wird sie wohl schwerlich allein 1500 Gefangene gemacht haben! Von den Brandenburgern kamen anscheinend nur I/35. und III/20. nebst 4. und 6. Komp. ins Feuer, ihr Verlust kann höchstens 200 betragen haben. Von der Thüringer 43. Brigade scheint nur 83. Reg. etwas verloren zu haben, dazu kommen noch einige Einbußen von neueren Teilen des 7. und 9. K., die gegen das Westufer vorrückten, wo die Forts am 16. alle kapitulierten, nachdem Panzerfort Lorcin schon nach dem 25. Schuß in Trümmern lag. Die Reiterei verlor etwa 50 Mecklenburgische Dragoner, Torgauer Husaren, 2. Reservedragoner, 30 ihrer 7. Fußjäger nach Holland abgedrängt. Gegen sie focht anfangs das 12. belgische Regiment Schulter an Schulter mit Franktireurs, doch ließ der Widerstand bald nach. Die Heckenschützen trieben aber noch länger ihr Unwesen, 111 Tote und Verwundete des erst später nachrückenden 4. K., 4. Res. K. und Verwundung des Divisionsgenerals Kühne in Lüttich noch am 21. rühren davon her. Die Belgier verloren nach eigener Angabe 2–3000 Tote und Verwundete, außerdem 4000 Gefangene mit dem greisen Gouverneur, Lemans. Weder Eroberung noch Verteidigung Lüttichs verdienen militärisch des Aufhebens, das man davon machte. Den Vogel schießt Hanotaux ab, deutscherseits seien 42 000 Gefallene zugestanden! Wo, wann? Ebenso phantastisch scheint aber das amtliche Märchen, Ludendorff habe mit der 14. Brigade Lüttich erobert. Von heißem Gefecht kann hier gar keine Rede sein, falls nicht die Verlustlisten schon anfangs in chronologische Unordnung gerieten. Zwei Angaben verraten sich selbst: Emmich sei mit Ludendorff eingezogen, er befand sich aber allein schon am 7. in Lüttich, L. am 8. in Aachen. Der Bahnhof sei unbesetzt gewesen, er war aber verschanzt und trug Kugelspuren von lebhafter Schießerei mit den Westfalen, die dort eindrangen und denen dann die 14. Brigade später gemütlich folgte. Bülows amtlich trockene Daten zerstören den Scherz, der Wohl nur dem Imperator L. das erste Portal seines historischen Triumphzuges mit Blumen umwinden soll. Derlei Retouchen der Kriegsphotographie darf man nicht übelnehmen, solange nicht Phantasie-Kriegsfilme dem gaffenden Publikum sich entrollen, worin die französischen Berichte zur Bereicherung der Schönen Künste beitrugen. »Da schreibe einer noch Kriegsgeschichte!« rief Lettow-Vorbeck einst bezüglich Chlum-Königgrätz.
    Reiterkorps Marrwitz dehnte sich nun weiter aus, schickte die 9. Kavalleriedivision nach Süden, verfolgte mit der 2. K. D. den belgischen Nachtrab bei St. Trond, am 10. bei Diest. Halberstädter Kürassiere, Salzwedeler Ulanen und besonders Torgauer Husaren gingen vorauf. Die Belgier erzählen wieder Märchen, wie von 3 m hohen deutschen Leichenhaufen vor Lüttich. Bei Diest »machte man Jagd auf die Ulanen«, die fußfällig um Gnade bettelten, bei Haelen schlugen »250« Radfahrerschützen (450 und eine Velo-Pionierkompagnie) »6000« in die Flucht (eine Vorhutschwadron!), am 13. und 14. im Gefecht bei Haelen-Hasselt, auf das sie besonders stolz sind, vertilgten die Belgier 2/3 der deutschen Reiterei und begruben nachher 3000 Barbaren und Pferdekadaver! Diese Ziffer läßt eher tief blicken bezüglich eigenen Verlustes, den sie auf 22 Offiziere 1100 Mann angeben. Denn deutscherseits sind nur 300 Jäger (180 der 7. J.) und schwerlich mehr als 300 Reiter aus den Verlustlisten zu erkennen. Der Gegner brachte 6 2/3 Bataillone 20 Schwadronen ins Feuer gegen 2 Jägerbataillone 48 Schwadronen, die fast nur abgesessen die Schußwaffe brauchten und ihre Maschinengewehre

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