Bismarck 03
irrtümlich vermeinte, sondern nur die Gardeulanenbrigade und die 6. Brigade Graf Pfeil nebst den 1. Kürassieren, 10. Ulanen und Ersatzschwadron 1. Ulanen. Jäger und Reiterschützen benahmen sich sehr gewandt, versteckten ihre Maschinengewehre hinter Felsvorsprüngen, beschossen Monfort-Turm und Zitadelle, von der erst abends Oberst Doyen die gehißte preußische Flagge niederholte. Zuletzt mußte Richthofen insofern unverrichteter Sache wieder abziehen, als der wichtige Maasübergang in Feindeshand blieb, doch streiften seine Vedetten bis Philippeville und stellten das Vorrücken der Armee Lanrezac fest, die mit Teilen bei Thuin die Sambre am 20. überschritt. Die übrige Reiterei schlug sich östlich Namur in den Ardennen mit Kav. Korps Sordet (9 Brigaden) herum, das infolge schlechter Pferdepflege die Strapazen in sengender Augusthitze nicht ertrug und in seiner Leistungsfähigkeit von Stufe zu Stufe sank. Westwärts am 16. ausweichend, schickte es seine 5. K. D. nach Pervez, um den Belgiern die Hand zu reichen, diese mußte aber bald geschlagen zur Sambre abziehen, auch die engl. Kav. Brig. Chetwood, die mit gleicher Absicht bis Waterloo vor Brüssel vorauseilte, Frenchs Ankunft anzukündigen, hatte kein besseres Los, doch hat deutscher Heerbericht angebliche Zersprengung dieser Truppe für den Zweck aufgebauscht, ein glückliches Omen an den Schlachtnamen Waterloo zu knüpfen. Hier focht auch Marrwitz' 9. K. D., folgte aber bald den übrigen Geschwadern, die sich mit großer Schnelligkeit über Südbelgien ergossen, schon in der linken Flanke der Engländer. An ihre Stelle treten Richthofens sechs Brigaden, die sich jetzt ganz auf Bülows rechter Flanke sammelten und zwischen Lanrezac und French auf Sordet vordrückten. Am 19. stellten ihn die Gardehusaren bei Huet, am 20. und 21. wurde er ganz über den Fluß geworfen und retirierte bis zur Festung Maubeuge, wo er sich kampfunfähig erklärte. Man hatte ihm die Inf. Brig. Hollender des 3. franz. Korps zu Hilfe geschickt, doch im Gefecht bei Lobbes und Anderluis erlag sie völlig der 27. Br. (General Harbou, 25. R. Br. fiel), und verlor laut Hanotaux 1500 Mann, die Deutschen natürlich das doppelte, man muß nur wie gewöhnlich eine Null zuviel anhängen, die Westfalen verloren nämlich nur 300! Auch für Dinant schätzt jener Historiker den deutschen Verlust auf 3000, er betrug etwa 500, der französische muß beträchtlich gewesen sein, zwei Bataillone wurden fast aufgerieben. Richthofens Erfolg und weiteres Vordringen des westfälischen 7. Korps wirkten bedeutungsvoll auf French ein, dessen rechte Flanke entblößt schien, während Kluck schon seine Linke zu umfassen strebte.
Das Pommersche 2. Korps Linsingen, erst am 15. bei Lüttich, ging weit nach Südwesten in Richtung Oudenarde, das Magdeburger 4. Korps besuchte am 20. das preisgegebene Brüssel und schlug ähnlichen Weg ein. Indessen hätte sichs besser strategisch gelohnt, mit dem allgemeinen Angriff zu warten, bis Übereinstimmung der drei Bülow unterstellten Armeen erzielt war, denn auch die 3. Armee Hausen sollte über Dinant dem Feind in Flanke und Rücken fallen. Lanrezac besetzte schon alle Sambreübergänge und schickte sich an, westlich des Flusses vorzustoßen mit dem 3. und 10. Korps, gefolgt von 19. Algerischen, während das 1. Korps sich südwestlich Namur entwickelte und drei Bataillone in den Platz warf. Die drei belgischen Brigaden in Namur sahen sich bereits auf den Fortgürtel beschränkt, nördlich und nordöstlich zernierte die 1. Res. Gardediv., während von Osten eine Vorhut des Thüringer 11. K., zur 3. Armee gehörig, den Ring schloß, im Westen 14. R. D. und Teile der sog. 2. Garde-Reservediv., die aber aus je zwei westfälischen und hannoverschen Reserveregimentern bestand und mit dem 10. R. K. marschierte. Nie verschwand dieser Name, die Division wurde nie in ihre natürlichen Bestandteile aufgelöst. Schwere Belagerungsartillerie ward bereitgestellt und begann die Beschießung unter Befehl des Generals der Artillerie von Gallwitz, Chef des Gardereservekorps, und später berühmter Armeeführer. Möglich, daß Bülow fürchtete, feindliches Vordringen nördlich der Sambre werde zur Aufhebung der Belagerung auf der Westseite zwingen. Er beschloß, schon am 21. kräftig vorzustoßen (statt am 24. wie verabredet) und sich der Sambreübergänge zu bemächtigen, ohne auf gleichzeitige Mitwirkung Klucks und Hausens zu warten. Wahrscheinlich, um diesen Übelstand zu verschleiern,
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