Bismarck 03
Haltung der Kavallerie Sordet mit der Scheu unserer starken Reisigen vor persönlichem Handgemenge und dem Locken ritterlicher Gallier in Hinterhalte erklärt wird! Da wirft man zersplittert die Lanze der Unparteilichkeit fort, die man für den Gegner will.
Schönschreiberei tiefsinniger Journalisten oder oberflächliche Einzelschritten des Generalstabs, solche Kost mundete bisher den guten Deutschen, wenn sie vom Weltkrieg erfahren wollten. Sie hassen jede Gründlichkeit und fröhnen blindem Autoritätsglauben. Wir bieten etwas anderes: Die Wahrheit , von der Shakespeare sagt, daß sie als Köter in der Ecke steht, indes man Schoßhündchen Lüge liebkost. Daß unsere strenge statistische Methode dem großen Haufen schwerlich gefällt, ändert nichts daran, daß ohne Stärke- und Verluststatistik kein Kriegsereignis gewertet werden kann. Shakespearische Ironie kichert aus der Erkenntnis: erst schlägt man die Wahrheit tot, dann schweigt man sie tot, zuletzt eignet man sie sich an, als fände man sie selber. Wenn einschneidende Kritik dem Polonius und anderen kapitalen Kälbern den Bart stutzt, so schreien sie über Beeinträchtigung ehrwürdiger Reservatrechte. Polonius muß aber doch zum Barbier wandern, sonst raufen ihm unsanftere Hände die Haare aus. Der Rest ist nicht Schweigen, sondern es gilt das andere Zitat: Jetzt, Freund, ist's Zeit zum Lärmen!
Die 1. und 2. deutsche Armee. Von Lüttich bis zur Oise und Marne.
I. Lüttich, Charleroi und Mons.
Als die ersten Kanonendonner über Lüttich rollten und Flintenschüsse fanatisierter Einwohner in den Grenzdörfern krachten, sollten in Gewitternacht zum 6. August 6 deutsche Friedensbrigaden (zwei von 1. Armee Kluck, drei von 2. Armee Bülow, eine von 3. Armee Hausen) den Fortgürtel durchschneiden. Dies mißlang in teils von Blitzen erhelltem, teils von Wolkenbruch verdüstertem Dunkel, weil für so weit gespannten Umklammerungsbogen die Kräfte fehlten. Auch die immer zahlreicher erscheinende Feldartillerie erwies sich anfangs unzulänglich, erst nach Auftreten der 42-cm-Geheimmörser fielen die Forts in Trümmer, erst am 15. das letzte der sechs am Ostufer. Am 7. drang die 34. Mecklenburgische Brigade in Lüttich ein, wo bald die weiße Fahne von der Zitadelle wehte und das deutsche Banner emporstieg. Doch die Schweriner Grenadiere, Rostocker Füsiliere und 9. Jäger befanden sich dort lange in mißlicher Lage, bis zum 10., förmlich nach außen abgeschnitten. Mit ihnen der Kommandeur des 10. Korps, Emmich, den dann General v. Einem (7. K.) als Leiter des allgemeinen Angriffs ablöste. Der Generalquartiermeister der 2. Armee Bülow, Ludendorff, der hier die Schwelle seiner weltgeschichtlichen Laufbahn betrat, suchte umsonst mit der 14. Brigade (4. K.) über die Karthause zu Emmich durchzudringen, berichtete am 8. in Aachen an Bülow über den Mißerfolg. Kavalleriekorps Marwitz machte sich erst allmählich nordwestlich Lüttich freie Bahn am Maasufer über Wegsperren, hochgezogene Schlagbäume und von Gendarmen geleitete Franktireurs. Indessen vermochten vier in den Forts und den 2 ½ km breiten Zwischenräumen aufgestellte belgische Brigaden das immer stärker entbrennende Geschützfeuer nicht zu ertragen und zogen sich aufs Westufer zurück. Da die höheren deutschen Führer überall vorauseilten, um ihren Mannschaften ein Beispiel zu geben, fiel ein Oberst der 11. Brandenburgischen Brigade auf einer Barrikade, General Hülsen soll an einer verrammelten Waldzunge durch Bajonettstich verwundet sein. Bei der 14. Brigade machte der Tod des Brigadegenerals Wussow und des Obersten der 27 er solchen Eindruck, daß hieraus ein mörderisches Gefecht erdichtet wurde. Draußen am Maasufer tötete die Kugel eines Heckenschützen den Kavalleriedivisionär Bülow. Wundfieberphantasien junger unerfahrener Offiziere in deutschen Spitälern verbreiteten den Wahn großer Opfer. Bei Beginn eines Feldzuges sehen Tagebücher immer Mord und Tod, bis nachher amtlich genaue Verlustlisten den Irrtum aufklären. Von »120 000« Stürmern, die »20 000« verloren, wie anfangs Ententeberichte fabelten, muß man, wie so oft bei ähnlichen Angaben, eine Null abstreichen: 12 000 Stürmer 2000 Verlust! Die am heftigsten und längsten fechtende 34. Brigade, die über Herstal und Pontisse in die Stadt drang, verlor nur 396 Mann, die 27. Westfälische 387, sie wanderte am 10. fast kampflos nach Lüttich. Solche Erstarrung lag auf den Belgiern. Ihre 11. Brigade will einen glücklichen
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