Bismarck 03
deutscher Teile auf Messines–Wytschaete unterrichtet. Man stelle sich vor, was geschehen wäre, wenn die Bayern schon Ende Oktober in Massen bei Hollebeke einbrachen, wodurch sie Messines–Wytschaete schon in rückwärtiger Flanke faßten, zu einer Zeit, wo die Alliierten weit östlich verstrickt lagen. Und wären die Elsässer vollzählig erschienen, so wäre der Feind, während er noch bei Becelaere sich abmühte, schon damals auf Hooge geworfen worden. Das gibt den richtigen Maßstab der Notlage. Wer unsere Statistik anficht, schmälert den Ruf der Pfälzer und Elsässer, deren Oktoberleistung dann keineswegs anzuerkennen wäre, sondern die Ententeprahlerei rechtfertigen würde, daß man geringeren Schaden tat, als zu erwarten. Nun waren freilich die Reservekorps, obschon nicht so davon entblößt, wie die Fama verbreitete – jedes Korps erhielt schwere Fußart. als Beigabe –, nicht genügend mit Geschütz versehen. Die gewaltige Geschützüberlegenheit des Gegners fraß am Mark der in Grabenbau und Schanzen so ungeübten Freiwilligen, mit Jünglingen zu knabenhaften Alters durchsetzt. Erst am letzten Oktobertag kam nicht Antwerpener Belagerungsartillerie (Stegemann), die angeblich eine ebenbürtige Kanonade eröffnete, sondern eine Masse schwerer Heeresartillerie bei Gruppe Fabeck. Innerhalb eines Kreisdurchmessers von zehn Kilometer um Ypern herum beuteten die Verbündeten das Gewirr von Gewässern jeder Art (Fluß, Kanal, See, Teich, Bach), Wald und Busch, Hügel und Vertiefung in dieser feuchten Landschaft vorzüglich aus. Solche mit Geschütz überreichlich gespickte Lagerfestung zu stürmen schien ein kühnes Unterfangen, und späterer Aufmarsch des franz. 16. K. teils bei Wytschaete teils schon bei Zwartelen hinter der Front Zandvorde–Gheluvelt brachte eine Masse zusammen, die der Gruppe Fabeck wohl einen Riegel vorschieben konnte. Spätere deutsche Darstellung unterschätzt die bange Stimmung jener Tage, wo man über mangelnde Artillerie, schlechte Pionierarbeit, zugleich Verspätung und Überhastung murrte. Ententedarstellung zollt der Begeisterung unserer Freiwilligen mitleidige Achtung, baut aber falsche Siegesbilder auf. Diese Freude war von kurzer Dauer, die Stimmung wieder nebelig und trübe, als verstärkter Kanonendonner ein plötzliches strahlendes Sonntagswetter am letzten Oktobertag einläutete.
Am 29. lagen beide Parteien im Norden und Osten festgebannt; im Süden aber kam der deutsche Angriff in Fluß. Wohl brüllten englische Langrohre vom Kemmelberg und Wytschaetenhügel, doch schon pochten derbe Fäuste mit wahrhaft homerischen Proben alten Schwabenzorns an die Südkante der Stellung, und die Vorderdivision des franz. 16. K. mußte sich als schützenden Schild den Resten Ravlinsons vorlagern. Ungleich der landläufigen Fama, die ja stets am falschen Punkte ihre Gaben von Lob und Tadel ausspricht, sprechen wir den Preis der Schlacht den tapfern Sachsen zu, über welche übelwollendes Vorurteil so oft grundlos stichelte. (Schon nach der Marneschlacht, wo sie sich opferten, gab es dummes Gerede.) Ebenso gewandt wie mutig fingen sie den Stoß Haighs auf, nachdem sie Rawlinson überwältigten, ihre Artillerie leistete Großes. Am Ende der Schlacht schanzten ihre Pioniere bei Osthoek vor Zonnebeke, auch Becelaere blieb nicht mehr den Engländern, weil die Ereignisse bei Zandvorde-Gheluvelt zum Abmarsch auf Veldhoek zwangen, wahrscheinlich behauptete 242. R. den Landweg nach Poezelhoek nördlich Gheluvelt, 241., 243. drangen zuletzt in den verschanzten Reutelwald vor. 242. war offenbar im Vorrücken über den Reutelbach nordöstlich Gheluvelt gewesen, in Fühlung mit 245. am Straßenkreuz Gheluve, und wandte sich jetzt gegen die Linie Gheluvelt–Poezelhoek. Jedenfalls leisteten 242. und 25. R. J. ganz außerordentliches. Zur Entlastung der Letzteren traten die Marburger Jäger bei Keiberg ein, die sächsischen scheinen sich südwärts gerichtet zu haben. Übrigens scheint den Listen zu entnehmen, daß die Marburger, wie auch Goslarer Jäger bei Poel, erst am 30. stärker in den Kampf traten, Morslede also nicht von ersteren verteidigt wurde, sondern diese nur ihre Ankunft dort verzeichnen, nachdem der erbitterte Kampf bei Brodseinde–Morslede gegen 3. Ers. Regt. 73. L. W. und 25. R. J. endete. Wahrscheinlich sind am 28. beide Orte verloren gegangen, auch Paschendaele in Besitz der Franzosen übergegangen, aber am 29. von 287. R. und 1. Bat. der Mannheimer erneut genommen worden, sowie
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