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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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bitter heimzahlten, doch nichts Wesentliches einheimsen konnten.
    Ein taktischer Erfolg läßt sich nicht absprechen, doch innerhalb natürlicher Grenzen zu geringer Machtentfaltung. Ein sichtbarer, doch unausgereifter Sieg von bescheidenem Umfang. Ein Ruhm der Truppen und eine Unehre der obersten und oberen Führung. Den Herren Joffre und French dürfen wir aber auch den Hohn anhängen, daß sie wohl selber nicht wußten, was sie wollten. Oder doch? Reklamespektakel für politische Ausbeutung. Sie konnten doch beim besten Willen nicht hoffen, hier nach Maas und Rhein durchzubrechen, während ihre rückwärtige Verbindung schon in größter Gefahr schwebte und nur ein Gewaltmittel wie die Überschwemmung, sie vor unmittelbarem Rückenstoß rettete. Besonders der große Stratege Foch, der dreist und gottesfürchtig im Norden bis Januar weiterwurstelte, ist eine wunderbare Erscheinung. Blickt man auf die Karte und zugleich auf die am 30. noch völlig leere Südflanke, so glaubt man es mit Verrückten zu tun zu haben. Doch das unterscheidet eben den Krieg von jeder andern Kunst, daß ein Verrückter, der mit seinem Eisenkopf an die Wand rennt, auch nicht dümmer handelt, als der Vernünftige, der sich zu lange besinnt, die Mauer zu übersteigen. Selbst die G. St. Schr. leugnet ja nicht, daß die »6. A.«, soll heißen deren schwache Vorhuten, erst am 30. eingriff. Wäre die Schlacht schon am 20. entbrannt, so würde also die 4. A. zehn Tage lang zwecklos gerungen haben, und obschon wir dies Zeitenmaß auf die Hälfte verkürzen, ist auch dies noch viel zu viel für isoliertes Frontalringen. Beruhen alle Verwischungen der G. St. Schr. auf Unkunde oder System? Jedenfalls wird verschleiert, daß sich das Beispiel der Marneschlacht wiederholte: Ungebührliche Verspätung vieler Teile und trotzdem verfrühter Angriff ohne Vereinung. Um vorwitzigen Fragen vorzubeugen, wird dann später die mächtige Ententeoffensive der ersten Novemberwoche unterschlagen.
    Hätten die vielen deutschen Waffenströme, die sich zum Ypernkanal hinwälzten, gemeinsam ihre klirrenden Wogen ergossen, so trat bildlich eine eindrucksvollere Überschwemmung ein, als die wässrige der Yser. Man mußte nur Plan und Geduld haben. Den feuerspeienden Kemmelberg, dem Schlüssel der Stellung, war nur durch Umgehung beizukommen (wie 1918 bewiesen), man hätte also besser getan, nicht den Stoß über die Lys so weit östlich anzusetzen, sondern alles Verfügbare aufs 3. engl. K. zu wälzen und sich weit westlich im Rücken Yperns durchzuringen. Dort wo General Laffert, dessen Tatkraft wir schon bei Vitry sahen, schon Bresche hieb, daß die Splitter umherflogen, mußte strategischer Durchbruch glücken. Daß die Leipziger schon bei Woulverghem westlich Messines dem K. Poultenay in die Flanke fielen, verdeutlicht klar, wie viel dort auszurichten war, wenn fünf andere deutsche Divisionen noch nordwestlicher vordrängten. Dieser Stoß war auch geeignet, die Verbindungslinie Bethune–Poperinghe zu zerschneiden, von wo der Feind seinen Nachschub ununterbrochen nachholte. Die Reiterkorps längs der Lys unterhielten ja genügend Verbindung mit der 4. A., zu der ohnehin Deimling sowie 9. R. D., 2. Ers. Brig. und hannoversche L. W. im Anzug waren. Sie konnte ihre eigene Schlacht schlagen. Mußte sie trotzdem nachgeben, so konnte sie elastisch ausweichen, den Feind ostwärts sich nachlocken, damit sich das strategische Netz um so sicherer um ihn zusammenziehe. Wenn man ihm gleichzeitig südwestlich und nordwestlich durch Beseler und Fabeck bedrohte, war sein Rückzug ja doch unvermeidlich. Bei solcher Gruppierung konnte nicht zweifelhaft sein, daß jedes wilde Ausgreifen der Verbündeten nach Osten nur zu ihrem Verderben ausschlug. Auch hätte man so viel Zeit für 6. A. erspart, deren operativer Eingriff dann viel früher erfolgen konnte, als so weit nördlich mit langwieriger Freimachung der Lysübergänge. Doch wie so oft dachte man nur an vorwärts um jeden Preis, das so oft verspottete Steinmetz-Manöver. Das unglaublich durchschnittene Gelände östlich Ypern sprang doch schon topographisch auf der Karte ins Auge, trotzdem hetzte man die »jungen« Truppen, denen man doch nicht recht traute, zu unangenehmen Frontalstürmen. Man gibt vor, der Feind sollte gefaßt werden, ehe er Verstärkungen bekam. Die hätte er gar nicht mehr durchgebracht, wenn die 6. A. über Rue de Bois vorbrach, ohne sich vorerst um Ypern zu kümmern. (Zur Flankendeckung genügten Marwitz

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