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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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und 25. D.). Wahrscheinlich herrschte wieder das Pedantensystem der lückenlosen Front, als ob Lücken nicht oft Sackgassen für unvorsichtig hineinstürzende Feinde wären.
    Solche Stellungen greift man nicht blindlings an, man manövriert den Feind hinaus. Sollten etwa die »unmöglichen« Freiwilligen sich kräftig und gesund austoben? Kräftig fiel es aus, doch ziemlich ungesund für die armen Jungen, die sich eine Woche lang allein die Zähne ausbissen, denn die gewünschte Stützung durch 6. A. blieb aus. Und doch wußte man, daß englische Veteranen vom Burenkrieg her das Einbuddeln aus dem Grund verstanden und Fachleute den französischen Sappeurs bessere Ausbildung als den deutschen zuerkannten. Ob mit Recht oder Unrecht, da später das Plus eher auf unserer Seite lag, doch gewiß nicht bei diesen unerfahrenen Milizpionieren; hier vor ein schlimmeres Kampffeld gestellt, als je ein deutsches Heer.
    French sah seine Lage nicht rosig an, fabelte von »großer Übermacht« des Feindes, fand sich zu »ausgedehnt«. Wer hieß ihn Haigh den abenteuernden Rawlinson nachzuschieben wie einem verlorenen Sohn, ihn heimzuholen! Doch da traut man French viel Bescheidenheit zu. Als er und Foch sich persönlich nach Ypern als jetzigen Hauptbrennpunkt begaben, betrachteten sie das Bild nur im unklaren Umriß und glaubten am besten nach vorne auszureißen. Spukte immer noch der Wahn, Belgien sei noch nicht erdrückt? So heißhungrig man allen Lügenkram verspeiste, belehrte doch Antwerpens Fall, wie wenig auf belgische Waffen zu bauen sei. Man erlaubte sich ein unmögliches Spiel. Schlacht liefern mit großer Wasserscheide im Rücken ist schon an und für sich gefährlich; berühmte Beispiele warnen, besonders gefährlich, wenn rücklings ein anderer Feind lauert, um dort am Wasser angekommenen Rückzug abzufangen. Jeder andere als Napoleon hätte an der Beresina den Untergang gefunden. Warum wir hier auf einmal die von uns theoretisch verpönte Einkesselung gutheißen? Es gibt eben Ausnahmefälle (Sedan zwischen Grenze und Maasschleife), wo die Natur selber die Einschließung übernimmt, sodaß der Angriffsring weniger Truppen braucht. Dies lag hier vor, die Kanalschranke wäre Rückensperre geworden, wenn Foch noch lange nach Osten das Feld hielt. Nie ließ das Schicksal so tolle Fehler so gnädig unbestraft, als stände geschrieben: Die Entente darf jede Tollheit wagen, ohne die Bilanz zu ziehen, doch jeder Fehler Deutschlands wird auf der Tat ertappt, bis die blanke Rüstung abgenutzt und verrostet. –
    Lage bei Ypern am 1. November 1914.
    Die beste deutsche Stoßrichtung aus Süden unterschied sich auch taktisch vorteilhaft von sonstigem Holz- und Wasserrevier, nordöstlich des Ypernbogens, dortigen Einbruch sah aber French nicht vor, nur Allenby stand dort Posten und empfand ihn offenbar noch Ende Oktober nicht als gefährdet, sonst hätte er Messines nicht noch am 1. Nov. gehalten. Denn waren früher deutsche Massen bei Wytschaete–Hollebeke erschienen, so war seine Stellung überhöht und unterhöhlt, ein neuer Beweis, daß dies damals noch nicht vorlag. Nun wohl, obschon wir eine noch westlichere Stellung empfahlen, würden wir uns doch selbst direkt mit dem Angriff über Hollebeke zufrieden geben, wenn letzterer nur zeitig erfolgt und hartnäckiger durchgeführt worden wäre. Doch man muß noch mehr mißbilligen. Dieser Stoß, der den Feind in Kern und Herz traf bis in Ypern hinan, an dessen wünschenswerter rascher Besetzung Ende Oktober nichts abgehalten hätte, wurde er wenigstens noch im November mit aller Kraft fortgesetzt? Ja und nein. Schon ließ man dem Gegner Zeit, etwa 4 bis 5 Div. gegen 6 ½ deutsche aufzubieten, doch letztere wäre auf die Dauer durchgedrungen. Statt aber zwei weitere Divisionen dort nachzufüllen, was bestimmt Entscheidung brachte, schob man sie in den immer frontaler werdenden Südostteil auf Zillebeke ein, in blinder Besorgnis, der erstärkte Feind könne irgendwo nach Osten durchbrechen. Und wenn er das tat? Dies konnte uns nur recht sein, während wir ihm aus Süden die Kehle zuschnürten, und den strategischen Lebensodem auspreßten. Also wieder ein blinder Schreckschuß wie der am Ourcq, und wieder das trügerische Gespenst doppelseitiger Umfassung (Moltke) durch Gewichtlegen auf den Druck aus Norden, der nur beim Abbauen des Gegners unter Druck aus Süden Chancen bot, denn sonst ließ sich der Kanal dort nicht umgehen; auch schränkte die Überschwemmung den Raum ein.

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