Bismarck 03
Feldschlacht machte sich vom 1. bis 6. sehr fühlbar, die englische »Spezialreserve« ermutigte Haigh, der jetzt drei Divisionen handhabte, zu seinen Anläufen, obschon besonders seine 1. Div. schon sehr durch großen Blutverlust entkräftet war. Jedenfalls ziemt sich festzuhalten, daß die Engländer Becelaere lange wieder besaßen, bezeichnenderweise standen die Marburger Jäger bei Morslede, also war der Feind schon über die Keiberger Höhen hinaus, bis wohin sie früher vorrückten. Auch Paschendaele ging bestimmt mal verloren; bezüglich Zonnebeke wird die Frage wohl ebenso ungelöst bleiben wie die, ob die Deutschen je Langemark erstürmten, und sei es nur für Stunden. Ein merklicher Fortschritt war also nicht vorhanden. Stoß und Gegenstoß ließen alles beim Alten, es wogte hin und her, unentschieden, für keine Partei ungünstig. Auch Bixschoote gehörte uns nicht mehr. Korps Kleist lag jetzt nördlich davon im bösen Feuer; der Norden blieb uns nicht hold; im Süden ging es viel besser. Von Kampfpause am 9. kann man kaum reden, denn dies heißt nicht, daß nicht noch an vielen Stellen Erfolg und Mißerfolg heiß umstritten worden. Doch lehren die Verlustlisten, daß erst seit 10. die Schlacht in ihrem Höhepunkt stand. Die Stimmung war so verschieden, daß die Verbündeten sich im Norden und Nordosten Sieger fühlten und sich darauf versteiften, dort immer noch Angriffe durchzusetzen, eine sonderbare Verstocktheit, da der Gegner schon die Linie Zwartelen–St. Eloi teilweise inne hatte, also ins Innere der Ypernstellung hineingriff. Ein letzter Vorstoß am 9. gegen das bei Poel ablösende »verstärkte Korps Beseler« (9. R. Div. und Teile 3. R. K. ohne die angeblich unterstellte 44. R. Div.) scheiterte sehr blutig, indessen ließen die Franzosen es sich nicht nehmen, über Bixchoote – jetzt ein nur durch Trümmer bezeichneter Begriff – das Korps Kleist zu bedrängen.
Der 10. Nov. sollte nun ein kritischer Tag erster Ordnung werden. Gardediv. Winkler und die 4. Bromberger Div. als Korps Plettenberg unter dem Kommandierenden des Gardekorps und Deimlings Divisionen führte jetzt zusammen der später so berühmt gewordene Pommernchef Linsingen. Dies Durcheinanderwerfen der Führerstellen, stetes Auftauchen neuer Gruppenkommandanten wie des bisher nirgends hervorgetretenen Gerock, der seinerseits die andere Pommernhälfte unter sich hatte, scheint etwas willkürliches. Es wirkte sicher eigentümlich auf Deimling, daß er dem Befehl eines gleichrangigen Kollegen untergestellt wurde. Freilich mag nach Aussage von Mitkämpfern bei ihm allerlei Unregelmäßigkeit vorgekommen sein, die seine persönliche Schneidigkeit kaum gutmachte. Überhastung und Überstürzung bei Anmarsch und Angriff ohne hinreichendes Geschütz sind ersichtlich, um so mehr beharren wir dabei, daß im Oktober nur sieben, höchstens zehn Elsässer Bataillone anwesend, die daher Gheluvelt nicht genommen haben können. Über die Bromberger Div. herrscht Unklarheit, warum sie auf völlig andern Punkten erschien als ihre Schwesterdivision, d. h. ob dies schon früher ins Auge gefaßt oder erst jetzt unter dem Eindruck des feindlichen Durchbruchsversuchs bei Broodseinde verfügt wurde. Jedenfalls leistete sie überraschend wenig, übrigens fehlt bei ihrem geringen Verlust das 149., also wohl abwesend. Vielleicht nur Teile von drei Regimentern. Ob Haigh sich am 9. wieder in Besitz von Veldhoek und Poezelhoek setzte, ist zweifelhaft. Jedenfalls waren sie am 11. in deutscher Hand, als der Gardeangriff begann. Für Deimling war der 8. ein glücklicher Tag gewesen; die siegesfrohe Stimmung der Elsässer hob sich, stieg noch beim klingenden Spiel, womit sie jetzt in Zwartelen vordrangen und Gegenstöße abschmetterten, die nur Auflösung des Gegners zu vollenden schienen. Wo anreitende Schwadronen fast sämtlich die Walstatt deckten, schien man des Feindes Niederlage sichtbar vor Augen zu haben. Dem war aber nicht so, nur Copper mußte seine Reste rückwärts sammeln, auch von der wackern 3. engl. Kav. Div. war nicht mehr viel übrig. Doch über das aus umbuschten Einzelhöfen bestehende Wiesendorf Zwartelen, wo die elsässer Vorderschützen lagen, konnten sie nicht hineinstürmen. Da Deimlings Schlachtreihe mit der linken Schulter den Kanal berührte und genau Fühlung mit den Bayern hielt, sollte Linsingens Aufgabe sein, alles über den Haufen zu werfen, was östlich des Kanals stand. Als am 10. früh Armee Albrecht und Gruppe Linsingen und
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