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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Bromberger und Franzer gedeckt? Es benahm sich einfach schlapp oder blieb im Rückhalt; das ist alles. Dagegen scheint die wenig optimistische Schilderung des Kampfes vom 1. G. und Franzern uns umgekehrt den Erfolg zu verkleinern. Ententeberichte machen klar, daß beide den Feind aus dem Wald hinauswarfen, vor allem 1. G. aus dem Nonnenbusch noch weiter stürmte und erst später umkehrte. Daß die Schrift uns nicht gut unterrichtet, lehrt ihr ausschließliches Verweilen bei Verlust und Bedrängnis der Franzer während 1. G. einen viel verlustreicheren und daher bedeutenderen Kampf bestand. Zwischen Veldhoek und Schloß Poezelhoek aufmarschiert, zog die Garde ihren Angriff stralenförmig auseinander von Nordnordwest bis gradlinig West, heftig beschossen, doch begleitet vom Granatorkan der 2. G. Art., der in Haighs eingebaute Stellung zwischen Polygon- und Herenthagewald hineinfegte. Die Garden traten hier den besten englischen Truppen entgegen, und so furchtbar Haighs Korps schon schmolz, so half ihm jetzt die frische »Spezialreserve« auf die Beine.
    3. G. ließ kaum ihren Sturmstand hinter sich, als sie im ersten Anlauf das Zwischenholz nahm, das südlich des Polygonwaldes zum Reutelwald vorspringt, aus welchem die Württemberger frontal vorgingen. Es war wenig über zehn Uhr, als 1. G. die Schützengräben bei Farm Varbek südlich des Nonnebusch eroberte. Das Handgemenge dauerte kurz, da die Artillerie seit halbacht Uhr früh gewaltig unter den Verteidigern aufräumte. Unter Führung von Prinz Eitel Fritz stürzte sich das vornehmste kaiserliche Leibregiment in den Nonnenbusch, dessen Besitz den Polygonwald unmittelbar im Rücken bedrohte, an dessen Südrand 3. (und 2.) Garde schon Front nach Norden hatte. Nördlich der Chaussee, die den großen Herenthagewald durchquert und ein kleines Stück davon nach Norden abklemmt, stießen die Franzer die englische Vorderstellung vor sich nieder. Beide Regimenter hatten vorher freie Ebene durchzogen, viele blieben liegen, ehe man zum Ziele kam, nachdem man aus dem Halt Sprünge nach vorne wagte. Der Feind überschüttete das Vorfeld mit Geschossen jeder Art. Doch unverzagt stürzten auch hier die Grenadiere sich ins Walddickicht, an dessen nordwestlichem Ausgang Schloß (vom Dorf zu unterscheiden) Veldhoek lag. Wiederholt im Waldinnern abschwenkend, wann der Feind Flankenfeuer losließ, richteten die Franzer ihren Stoß gut ein, der endlich zum Stocken kam. Ein plötzlicher Rückschlag erfolgte. Als die Signalhörner die Aufspringenden zum Sturme riefen, dachten die Franzer nicht, daß sie auf so viel Drahthindernisse stoßen würden, die kein Faschinenmesser leicht durchhieb, von Granaten selten durchrissen und weggeräumt. Ihr Füsilierbataillon blieb vor Schloß Veldhoek unter Sumpf, Hecken, rasendem Feuer aus Fenstern, Flankengräben, Baumwipfeln liegen. Kühner Gegenstoß des 1. Bataillons rettete nur wenig Versprengte der vordersten Füsilierkompagnie, doch vermochte allgemeiner Vorstoß des erbosten Feindes die Franzer nicht zu sprengen. 1. G. setzte sich in der englischen Vorderstellung fest. Um 5 Uhr schlug Prinz Eitel, der sich unerschrocken benahm, einen gefährlichen Angriff ab, den besonders Liverpool Royals gegen die Innenflanke beider Regimenter richtete. Die englische Artillerie beschoß aus Versehen die eigenen Leute und der Feind war froh, die kühnen Stürmer in den Nonnenbusch zu bannen, aber eigenes Vorgehen mußte die Garde angeblich einstellen, so daß nach solcher Auffassung der berühmte Gardekampf ziemlich ergebnislos geblieben wäre. Das steht in Widerspruch zu englischen Berichten, wonach die Garde bis hinter die englischen Schanzen gelangte, was für Nonnenbusch schwerlich paßt. Wir glauben, daß am 12. die Garde aus dem Busch hervorbrach und bis ins Gehölz von Hooge gelangte, wo es dann freilich hieß: rückwärts, stolzer Cid! Da die Franzer in viel ungünstigerer Lage viel weniger verloren als 1. G., so kann letztere diesen großen Verlust wohl kaum bloß im Nonnenbusch sich zugezogen haben. Das vierseitige Waldgefecht stellte an die Garde große Anforderungen. Der Feind unterhielt ein mörderisches Feuer auch am Polygonwald, in dessen Südostzipfel die Gardejäger, nebst ihrer Maschinengewehrabteilung, den Württembergern überwiesen, beherzt eindrangen. Am Ostsaum entbrannte ein überaus blutiger Kampf, wo die Württemberger ihre Anstrengung vereinten, als wollten sie ärgerlich ihre notgedrungene Untätigkeit im Oktober wettmachen.

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