Bismarck 03
bedenkliche Mißlichkeiten zwei Tage lang gelähmt wurde.
II. Zur Maas und den Argonnen.
Es erregt zunächst ein Schütteln des Kopfes, daß die Posener Korps plötzlich vom Feinde abließen. Dies wird damit erklärt, daß am 25. die Nachrichten von Mudra ungünstig lauteten, doch das konnte nur Gündell bestimmen und bleibt unerfindlich, warum Übervorsicht auch für General v. Strantz geboten schien, dessen Aktivkorps noch am 25. an den sauber befestigten Gartenmauern von Marville 20 französische Geschütze auflas. Gerade so jählings, wie Boelle jede Stellung verließ, den er vor sich hertrieb, stellte er jedes weitere Vorgehen ein. Innere Ursachen schlechter Truppenstimmung? So sagt man uns verblümt, und doch hatte dies Korps viel weniger gelitten als die unermüdlichen Schlesier. Daß ein so sonderbares Verhalten den französischen Vermutungen über »Demoralisierung« Tür und Tor öffnete, ist begreiflich. Strantz' Zurückbleiben setzte auch Fabeck in Verlegenheit, dessen Württemberger lustig zur Maas hinstrebten. 13. Pioniere bearbeiteten den Maasübergang bei Damvillers, wo besonders ihre 4. Komp. blutete. Gleichzeitig bereiteten 6. P. (Hälfte vor Longwy) den Schlesiern ihren Übergang bei Dun vor. Als die Garben der Posener Maschinengewehre und ihre Mörsergranaten nicht mehr den Franzosen nachflogen, spielte wenigstens Fabecks Artillerie, den Loisonbach durchfahrend, nachdem 27. D. bei Failly einbrach, bis zu den Dombrashöhen. Doch nur die Artillerie blieb Bronchin noch nahe, sonst brach man auch hier zeitweilig die Vorbewegung ab. Laut Regimentsgeschichte von 49. Art., die übrigens auch bestätigt, daß die Dörfler in Moussy aus dem Hinterhalt schossen, rissen die Franzosen bei Failly derart aus, daß sie 26 Geschütze und 60 Protzen stehen ließen, »bloß durch Batterien ohne Fußvolk aus ihrer Stellung herausgeschossen«. Nur am Nordflügel ließen die Schlesier nicht nach, ihre 11. Jäger zu Pferde setzten einigen noch feuernden Turkohaufen am Ivorwald nach; am 26. machten sich Farbige bei Malandry zur Uferverteidigung bereit und lieferten ein starkes Nachhutgefecht bei Martincourt nördlich Stenay, während Gérards Art. und 87. Brig. sich anschickten, von Ivor her den Übergang zu verbieten. Doch die 11. D. mit Breslauer Grenadieren und Glatzer Füsilieren voraus warf am 27. eine Schiffsbrücke hinüber; I/11. stürmte Lucy, wo im Bajonettkampf Major Prittwitz sank, und den Kirchhof von Cussy; auch 51er drangen jenseits bis in den Jaulnewald. Die Steinbrücke bei Stenay wiederherstellend, warfen sich die Schlesier auch auf Gérards Nachhut, dessen gesamte Artillerie aber am Maasrand erfolgreich feuerte. Dies Korps besann sich also teilweise wieder auf seine Pflicht, doch gehört zu den Zerfahrenheiten eines gewissen neutralen Historikers, die Franzosen hätten sich jetzt in ausgesuchtesten Stellungen und bester Gemütsverfassung kräftiger geschlagen als vorher. Im Gegenteil sank ihr Optimismus auf Zéro, sie machten aus der Not eine Tugend, die unheimlich emsigen Schlesier so lange aufzuhalten, bis das Gros notgedrungen in die Argonnen abfloß. Die Verbindung mit Langle, dessen Sedanschlacht stromaufwärts tobte, schien gesprengt, und Mudras Umgehung überführte, daß man aus gerader Richtung nach Verdun mehr daran vorüber über die westliche Maasstrecke ausweichen müsse. Da atmete Sarrail auf, weil Mudra zaghaft losließ, da Ovens Bewegung mißglückte.
Des Kronprinzen Anweisung an ihn fiel in Hände der 3. Hussards, so daß Maunoury sich danach richten konnte. Am 25. sah man Massen von den Warcqhöhen im Laufschritt niedersteigen, Ovens bayrische Fußartillerie pfefferte aber kräftig hinein, und er war guten Mutes, obschon der Feind sich zusehends verdichtete. Eben sollten 67. und III/145. den Angriff Mudras durch Wafremontholz vortragen, Reitzensteins 130. und II/III/144. wollten sich entwickeln vor einem dreieckigen Gehölz bei Beraucourt südlich Spincourt, als plötzlich höherer Befehl eintraf, Reitzenstein solle bis Richcourt, Heinemann sogar bis Landres zurückgehen, d. h. das ganze seit 23. gewonnene Gebiet preisgeben! Das kam so: Oven in vollem Rückzug! Was war geschehen? Maunoury fesselte den Angreifer bei Etain, verfuhr dagegen angriffsweise an der Orne, wo schon eine neue Div. Durands überflügelte. Die Masse fiel zunächst auf Brigade Riedel, die ruhig standhielt, dann aber bei Bucy und Lanchères auf zwei sächsische und thüringische L. W. Brigaden. Schon bei Nacht
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