Bismarck 04
Rechte lehnte sich an Allenburg, die Linke an Angerburg mit dem Mauersee, sein Zentrum lag vorgeschoben bei Gerdauen, überall gut eingegraben und verschanzt. Wie bei Tannenberg sollte die deutsche Rechte den Entscheidungsschlag führen. Man konnte hoffen, das gleiche Manöver zu wiederholen und die Russen in die masurischen Seen zu werfen, die merkwürdigerweise noch bei Napoleons Friedlandssieg keine Rolle spielten. Damals gelang es den Besiegten, in gerader Linie ostwärts über den Njemen zu entkommen, weil die auf Königsberg angesetzte Umgehung ihrer Rechten durch Murats Heerteil sich verspätete und zu weit nördlich abirrte, statt nordöstlich einzuschwenken. Damals verfügte Napoleon über bedeutende Übermacht im Ganzen, wenn auch kaum beim improvisierten taktischen Zusammenstoß, einer bloßen Begegnungsschlacht. Hier aber fiel Hindenburg die Aufgabe zu, mit einer bedeutend schwächeren Macht den Gegner von seiner östlichen Verbindung abzuschneiden, ihn ganz nordwärts zu treiben, so daß er die Njemen-Festungslinie Kowno-Grodno nicht rechtzeitig erreichen konnte. Daß ein so weit ausschauendes Unternehmen nur glücken konnte, wenn Rennenkampf in hartnäckiger Verblendung zu lange seine Stellung behauptete, konnte man vorausahnen. Immer von unbeugsamem Vernichtungswillen beseelt, sandte Hindenburg seine jetzt zahlreiche Reiterei schon in Rücken des Gegners. Er mag 250 000 Streiter alles in allem befehligt haben. Dem Augustverlust von 25 000 (inkl. 400 von L. W. Wohrsch) stand ein russischer von nahezu 200 000 gegenüber zwischen Soldau und Labiau. Mehr kann man doch nicht verlangen! Ein taktischer Körper, der zwei Drittel oder gar vier Fünftel seines Bestandes verliert, hat kein Leben mehr, die Warschauarmee hörte auf zu bestehen. Nichtsdestoweniger treten ihre schwachen Reste, nachdem sie neue Auffüllung durch Warschauer Garnisonsdepots sich einverleibt, schon nach 8 Tagen wieder einer deutschen Mlawagruppe entgegen. Der Thorner L. W. D. (5., 20. Brig.) und der 70. L. W. Brig. gesellten sich hier neu L. W. Batl. Bitterfeld und 5 überplanmäßige L. W. Batl. des Magdeburger Korpsbezirks nebst 3. Schwere Reiter. Außerdem beteiligte sich I/151. am Aufräumen des Schlachtfeldes und Aufstöbern von Versprengten. Nach Absuchen der Wälder und Auflesen aller Kriegsbeute machte die L. W. sich nach Praschnitsch auf, das sie am 14. September besetzte, obschon der Feind zu einem Gegenstoß umkehrte. Kostenpunkt nur 455; von dieser Richtung war vorerst nichts mehr zu befürchten. 47., 72., 133. L. W. waren mit 5. L. W. Brig. als »35. R. D.« Bredow vereint worden. Das Ganze (Reserve Graudenz und 5., 19., 20., 70. L. W. Brig. mit 35 Batt., 106 G., 11 Schw., »Reichsarchiv« verzählt sich) übernahm General Zastrow. Drei asiatische Korps in Warschau und Gardekorps rollten nach anderen Fronten ab, nur 59., 77. R. D. als 27. K. und die kaukasische Kav. D. Charpentier nebst Astrachankosaken blieben zur Auffüllung der Narewarmee übrig. Immerhin erwuchs sie auf 88 Batl., 87 Schw., 372 Geschütze, doch ihr innerer Halt war so erschüttert, daß Zastrows kleine Heerabteilung (dabei 4 Pionier-Kompagnien, 11 schwere Batterien) genügte, sie zurückzudrücken. Die 10. Grodnoarmee mit 72 Batl., 38 Schw., 282 Gesch. bei Lyck zog nur 24 Batl., 15 Schw., 60 Gesch. von Goltz, Morgen und 1. K. Br. auf sich ab, welche Flanke und Rücken des K. Francois freihielten. So durfte man 184 Batl., 100 Schw., 1074 Gesch. gegen Rennenkampfs lange Schlachtlinie nördlich und südlich der Masurischen Seen heranführen, der sich durch 88 Batl., 176 Gesch. in den Njemenfestungen schwächte und so nur noch 228 Batl., 175 Schw., 924 Gesch. besaß, gleichwohl noch eine erhebliche Überzahl. Es war Vorausbedingung des Gelingens für Hindenburgsplan, die russische Linke südlich der Seen zu überflügeln und sie vom Njemen abzudrängen, daß die Seitenhuten ihm jede Einmischung der Grodno- und Narewarmee vom Leibe hielten. Dies geschah mustergültig, die Russen verspäteten hier ihr Vorgehen, die 8. Sib. Schützendivision lag noch bei Lomscha. Es kam den Deutschen zu statten, daß Rennenkampf den Angriff im Norden erwartete mit Einwirkung der Flotte am Kurischen Haff und daher 8½ Div. nördlich der Seen aufbaute, nur 5 Div. inkl. 10. A. im Süden. Auch andere Reserven (68., 73., 76. R. D.) waren schlecht verteilt. 7. K. D. Gurko lagerte südlich Goldap, die übrige Reiterei hinter der Front gleichfalls
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