Bismarck 04
Übrige kam auf weitere Kämpfe Morgens, der jetzt Lowicz immer näher bestürmte. Was bei Bialawy stand, drang bis Rogizino südlich der Stadt vor, über Marysk und Golensko wirkte der Druck aus Norden, am 2., 5. fochten 1. Ostpreußen bei Osiec, der energische General von Conta nahm den Ort, wo die Russen sich an die Bsura lehnten, erst am 1. längs der Landstraße Kiernozia–Rybno floß viel Blut bei Wzceliany, wo nunmehr die Württemberger ihre gewohnte Tatkraft schmecken ließen, vorerst nur 119., 121. Morgen rückte die Weichsel entlang über Ilow, wo der Russe noch nicht abbaute. Indem er Linke und Mitte der 1. A. sprengte, wo allenthalben die Russen flüchteten und die Kaukasier sich ergaben, traf er genau den Zentrumpunkt, wo Nikolais Nord- und Südfront zusammenschlossen, rollte durch diese Zentrumlücke auch die neue Aufstellung der 2. A. auf. Denn was in Nacht und Nebel mit strohumwundenen Kanonenrädern die volkreiche Industriestadt verließ, war nicht gewillt, mutlos die Partie aufzugeben. Die 5. A., hinter der die 2. sich erneut sammelte, blieb bei Bandkow und Karpin, das 1. K. immer noch mit Nachhut bei Novosolna; erst als Pommern und Thüringer den Südlauf der Miazga überschritten, ging es am 17. aus Brzeziny ab. Später lieferte man sich östlich des Flusses noch ein regelrechtes großes Treffen bei Lubochnie an der Tomassow-Chaussee. Nur weil der rüstig fortschreitende Morgen die ganze südlich gebogene Längenlinie, in die Nikolai die Umknäuelung der 1., 2., 5., 4. A. entwirrte, am Nordende strategisch unterhöhlt hatte, so daß 4. A. am Südende ihre Rechte bei Inowlodz nach Norden umbiegen mußte. So klar erkannte offenbar Hindenburg, was er an Morgen habe, daß er dem nominellen Oberbefehlshaber die Westpreußen abnahm und sie nach Saniki nordöstlich Lodz beförderte. Obwohl Morgen selber einer Sicherung seiner Linken an der Weichsel benötigte, fühlte er sich stark genug, am 11., 12. grade dort loszuschlagen, Mörser- und Haubitzgeschosse auf die Befestigungen vor sich her sendend. Am 13. hatten die Schwaben Schloß Zelusko und Windmühlhügel vom Wzeliany, der Russe wich stromabwärts über Ilow, verfolgt von 119., 125. Stuttgarter, die jetzt zu Hilfe zogen. Die Westpreußischen Teile siegten (129., 141., 176.) bei Saniki, alles übrige drängte aus Westen. Am 15. abends ritt Morgen in Lowicz ein, von den Truppen feierlich begrüßt mit dem Lutherchoral: Ein Augenblick echt deutscher Stimmung aus den Tiefen der Volksseele. Wie mögen die Slaven geglotzt haben, als diese mannhaften Scharen wie Cromwellsche Eisenseiten mit festem Marschtritt und tiefbrausendem Gesang das schauerliche Siegesfeld durchzogen! Eine gute Wehr und Waffen, bis ein neidisches Schicksal die Wehr zerbrach.
Russische Kräfte schienen zu aufgezehrt, um in neuen Winterschlachten sich im offenen Feld widersetzen zu können, als die lange deutsche Linie zwischen Weichsel und Pilicza heranrollte, die von Woyrsch abgehängte G. R. D. am äußersten rechten Flügel. Mackensen, in der Luftlinie Schulter an Schulter mit Woyrsch, berührte die Rawka wieder ohne Erfolg. Dagegen rang sich Morgen bald bis Skiernevice und sogar Sochatschef durch; 2. A. Smirnow trat ihm aber bei Bolinow–Borzymo ungebrochenen Mutes entgegen.
Zeppeline richteten in Warschau Schaden an; man hörte den Kanonendonner auf 25 km sich nähern. Diesmal schien es ernst, doch Ludendorff wußte sehr wohl, daß die Dinge noch nicht reif waren; er zielte nur bis zur Rawa, wo es am 16. Dez. zu heftiger Schlacht kam. Gleichzeitig stieß man bei Prasnitsch-Plock aus Norden herab, was aber die russ. 1. A. nicht duldete, woraus sich später lange furchtbare Kämpfe zwischen Narew und Weichsel entwickelten. Nichtsdestoweniger blieb ein wahrer taktischer Erfolg diesmal aus, nicht die russischen Schanzlinien, sondern das Anstauen ihrer Masse rettete sie vor jähem Zermalmen. Leeres Gerede der Fama über achtstündige Verspätung der Österreicher, die gar nicht in der Lage waren, irgendwie auf Bsura–Miazga einzuwirken, meinte nur, daß man die 4. russ. A. bei Petrikow nicht rechtzeitig zurückdrückte, so daß innere Umfassung der 2., 5. A. aus Südwest unmöglich. Die Fabel von möglicher Einkesselung bei Lodz bleibt unhaltbar, im strategischen Sinne wäre sie zu spät gekommen, im taktischen war sie fehlerhaft, wie sich herausstellte. Beim Andrang auf Warschau unterließ die Rechte wohlweislich diesmal Ausgreifen auf Iwangorod, obwohl man bei
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