Bismarck 04
bekichert von pseudo-zivilisierten Franzosen. Wie eine Absage ans »christliche« Europa sitzt die Ohrfeige, daß die Turkmannen durch ernsten Anstand auffielen: der Islam verbiete ihnen Grausamkeit gegen Unschuldige! Gegen einen russischen Offizier – denn die Gemeinen waren oft gutmütig – ist ein reißender Wolf ein Gentleman. Das namenlose Elend, daß über den Zarenwahn des heiligen Rußland hereinbrach, konnte die rechtgläubigen Analphabeten belehren, mit welcher Gnade Gott auf ihre besoffenen Popen herabschaue. Auch der deutsch-blütige Rennenkampf befleckte seine Ehre durch wahren Mongolenstil, man weint dem barschen Hochmütigen keine Träne nach, weil er unbegründeter Anklage zum Opfer fiel.
XII. Winterschlacht bei Augustowo–Suwalki
Den Beginn dieser Operation kann man als Überfall großen Stils bezeichnen, nicht taktisch (Hochkirch, Großgörschen, Vionville, Beaumont), sondern strategisch, wie es Bennigsen im Juni 1807, Napoleon im August 1812, Schwarzenberg im August 1813 versuchten. Lauter Mißerfolge zur Sommerzeit, Ludendorff aber wagte es im strengsten Winter mit milizartigen Truppen.
Obschon die neuen R. K. nicht mit den anderen bei Lodz und Ypern im Blutopfer wetteiferten, boten sie doch Rekordleistungen in Märschen. 40. R. K. Litzmann durchpürschte am 8. den Johannesburger Forst, 40 km unter Schneetreiben und überfiel die Brückenköpfe an der Pissa, 38., 39. R. K. überrannten in unaufhörlichem Marschieren die russischen Winterquartiere bis Stallupönen. Als die Kosaken noch munter Belows Vorposten beschossen, hakte dessen L. W. sich schon ein und hielt die zwei sibirischen K. eisenfest. Baron Siewers war zu spät im Bilde, blieb zwei Tage zu lange vor der Angerapp. Was bei Lyck übermannt wurde, marschierte erst ab, als sich schon Litzmanns Absicht deutlich abzeichnete, die Augustowo-Straße zu sperren. Vom 7.–11. lenkte man des Feindes Aufmerksamkeit nach Südwest ab; wobei 11. L. W. D. Goltz und Besatzung Lötzen demonstrierten und 1. L. W., 3. R. D., die vielbewährten, plötzlich bei Angerburg–Darkehmen stürmten. 10. L. W. D. warf den Feind südlich Gumbinnen auf dem alten Schlachtfeld. Am 9. wurde klar, was Eichhorn wollte. Bei heftigem Schneesturm gab sich der Feind warmer Ruhe hin, die Deutschen könnten doch nicht kommen, doch sie kamen. Bei Wirballen und Wladislawo wurden 73., 56. russische Div. und Kav. K. Leontiew weggeweht, nur von 27. D. retteten sich Teile. 259. R. voraus, 260. nachstoßend, schritt Lauenstein über den Feind dahin, Marrwitz 75. R. D. berührte an Bahn Gumbinnen–Kowno schon die 10. L. W. D., die Innenflügel beider Armeen kamen also wieder zu innerer Umfassung. Lauenstein trieb den Feind südöstlich ab und Zug um Zug aus den Lagerfestungen Pillkalen–Eydtkuhnen–Wirballen heraus. 78. R. D. hatte in der Nacht zum 11. schon 62 km Eilmarsch bei schlimmster Witterung hinter sich, als sie den Feind nochmals überrumpelte, zwei Bataillone säuberten den Kirchhof von Wirballen. 17 Gesch., 12 000 Gef., alle Feldküchen, Lazarettzüge, Bagagen waren schon unser. Marrwitz, 252. R. voraus, ging unaufhaltsam über den Feind weg, während weit südöstlich 65. Brig. nach zwanzigstündigem Marsch bei Schirwindt einbrach. Hier ließ sich die äußerste linke Flügeldiv., 31., staffelförmig gefolgt von 42., nicht durch Flankenstoß aus Grodno beunruhigen. Denn Eichhorn hatte als Seitenstaffel die Königsberger Ers. D. und Tilsiter L. St. bereitgestellt, gefolgt von 5. G., gedeckt von der Reiterei, die hier mit wahrer Vorliebe das Fußgefecht übte. Diese aufgebaute Hakenflanke gegen den nördlichen Njemen sperrte zugleich den Ausweg nach Nordosten. Wir legen darauf Gewicht, erstens weil im vollen Gegensatz zu Mackensens unüberlegter Handlungsweise bei Lodz bezüglich Scheffer hier von vornherein Fürsorge gegen Überraschung in Flanke und Rücken waltete, zweitens weil hierdurch wieder innere statt äußere Umfassung zur Geltung kommt. Die Saarbrücker brachen zwischen Kowno und Suwalki in der Mitte durch, die Gruppe gegen Kowno (18 Batl., 24 Schwadr.) bildete den wahren linken Flügel, dies war also kein äußerer Flankenmarsch, der meist zu spät kommt. Schon am 12. wurde Marjampol besetzt.
Während der Feind hier nach Süden ausbog, wütete im Nordwesten noch grimmer Kampf am Lycker See und Wassellen, wo Falks Brig. Butlar aus Süden und die L. W. aus Westen vordrang, auch Darmstädter L. W. lag bei Grabnik in
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