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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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den Eindruck, daß er gewiß nicht ohne Nötigung zauderte. Ob nun seine ungeübten Truppen mit hochüberlegener Taktik fochten oder die matten russischen Vorstöße nicht zahlenmäßig genügende Kraft hatten, so daß wenigstens 80. D. ihre Aufgabe erfüllen konnte, jedenfalls hing die ganze Unternehmung hier an einem Faden. Hier erkennt man, wie gefährlich jedes exzentrische Ausholen gegen einen leidlich gewandten Gegner. Dies war Siewers gewiß nicht und doch drohte die Operation zu scheitern, wenn nicht Eichhorns waghalsige Linke durch abnorme Leistung alles wieder gutgemacht hätte. Bei deutschen Soldaten mag man gelegentlich abnorme Leistung voraussetzen, doch kein Vernünftiger wird theoretisch darauf bauen. Konzentrischer Abmarsch glückt nie, wenn der Gegner freien Kopf oder wenigstens Entschlossenheit behält.
    10. L. W. D. erreichte am 14. abends noch nicht die Augustowo-Straße, 1., 11. noch 8  km davon entfernt. Nur 3. R. D. ereilte über Bakalarzewo eine Nachhut, sie ward geschlagen, doch nicht vernichtet. Die Truppen befanden sich zwar in gehobener Stimmung, der Gesang »Deutschland über alles« empfing würdig den kaiserlichen Schlachtenbummler in dem aus Seen als Wasserburg aufragenden Lyck. Ostpreußen war endgültig reingefegt. Die Marschleistung der deutschen Linken übersteigt jede Vorstellung. In der Nacht zum 10. erfroren vielen die Füße (?) durch unerträgliche Kälte unter schneidendem Ostwind und dicken Schneemassen, nur wenige Geschütze auf Schlittenkufen konnten sich durcharbeiten, doch preußische Infanterie ist sich selbst genug, 25 Stunden wurde kämpfend durchmarschiert. Wird man noch das Militaristensprüchlein gegen Volksmiliz nachbeten? Diese ungedienten Reservisten 2. Ers. Klasse taten es der 31. D. völlig gleich, die am 16. abends schon nahe zu Grodno stand, im Rücken die nur von Kavallerie beobachtete kleine Festung Olita, in ihrer rechten Flanke riesige Feindmassen im Urwald nördlich Augustowo. Obschon ein am 11. besonders heftig einsetzender fünftägiger Schneesturm weiße Berge über verwehte vereiste Wege wälzte, kam selbst die schwere Art. gut vorwärts und brachte 20- cm -Granaten bei Verfolgung der Sibirier an. Diese Kerntruppen, als Scharfschützen ausgebildet, schossen auf 1200  m Entfernung, und wenn das 1. sib. K. (früher 5. A.) nicht hier war, was Berichte vermuten lassen, dann ist doppelt unbefriedigend, daß ein 3. S. K. zweifellose Übermacht so lange aufhielt, weil eben die Einkreisung nicht klappte. Bisher schlug man also 5 oder 7 Div. teilweise vernichtend, erbeutete etwa 20 000 Gef., 18 Gesch., ein hübscher, taktischer, räumlicher, moralischer Erfolg, doch nichts mehr. »Gott wird weiterhelfen«, er tut es manchmal, wo Menschenwitz versagt. Seine Mühlen mahlen manchmal nicht langsam, die Barbarengreuel in Lyck wurden bald genug bestraft.
    Während Below d. Ält. seine Scharen energisch weiter nach Augustowo führte, erraffte Fritz Below am 15. das angehäufte Heergerät bei Soporkinie, eilte dann südöstlich weiter, im Osten schloß Lauenstein den Ring bei Sejny. Dort hatte 42. D. schon die südliche See-Enge am Nordostrand der Waldung besetzt. Der Feind ahnte so wenig vom Bogenmarsch der Saarbrücker, daß er nur Lauenstein vor sich zu haben glaubte, dessen 78. D. schon Krasnopol erreichte. 77. und 78. hatten schon am 15. die Höhen nördlich Suwalki erstürmt. Schon stak die ganze 10. A. Siewers im ungeheuren Waldkessel des Dreiecks Augustowo–Suwalki–Sejny, die deutsche 10. A. schloß ihre Innenflügel, nachdem ihre Reiterei schon am 13. die russische umritt und zwei Batterien erwischte. Aber Litzmann war noch am 18. bei Kolniki weit im Süden zurück, während Fritz Below seinen Rundgang um die Ost- und Südseite der Waldung durchführte. Ohne sich um Grodno- und Olitagefahr zu kümmern, schritt seine Vorderbrig. über den Bobr zur Sperrung der Chaussee Grodno–Augustowo. Ihre Vorposten sowohl gegen Njemen als gegen Ostsaum der Waldung waren 30  km Tiefe voneinander fern bei 12  km Länge, was jedem Normalmaß für eine Division hohnspricht. Nur deutsche Truppen vermögen sich einer Ungewöhnlichkeit anzupassen, die eine Verbindung äußerster Verwegenheit mit kühl überlegender Besonnenheit verlangt.
    Trotz Übermüdung strebte A. Below weiter, zumal Marrwitz schon südwestlich Suwalki stand. Dieser schlug am 16. die russische Rechte und trat zur deutschen Mitte über, die nur noch aus 5 Brigaden bestand. Denn

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