Bismarck 04
1½ stündige Kanonade mit 18 schweren Batterien einlegen, um Flankenbestreichung zu entgehen. Als noch um den Westhang des Pußkibergs sprühender Kampflärm tobte, wollten die allzu tapfern Res. Regimenter den gefürchteten Kanianiecewald stürmen, wo an gemauerten Wällen des Bahndamms der Feind sich setzte. Kein Ineinandergreifen, nur wildes Losschlagen. 268. R. litt erschreckend. Doch gegen deutsche Infanterie, die Lorbeer pflanzen will, ist kein Kraut gewachsen. Kaum waren die ersten 269er im Wald, nur wenige, so wurden ihrer immer mehr, sie brachten Drahtscheeren mit, um die Netze aufzureißen. Doch von Erleichterung durch Arz' Ungarn und Galizier war keine Rede. Bis endlich die Fahnen ihres 56., 100. Rgt. auf dem Pustkigipfel wehten, wurden sie erst durch unaufhaltsamen Anlauf der 3. Gardebrig. fortgerissen. Doch obschon auch die Franzer alles vor sich niederwarfen und 1. Garde ihren Ehrentag von Großgörschen hier in blutigem Jahrhundertjubiläum beging, so konnten auch hier nur 30 Batterien (dabei 1. G. F. sowie 3 öster. Haubitzbatterien) den Sieg aus feuerspeienden Wäldern erschießen, wo ein recht bitterer Lorbeer wuchs. Bei 114 Batterien Mackensens (26 Arz) errechnen wir nur 684 Geschütze (die gewöhnlichen Angaben 1500–2000 sind lächerlich). (Außer Korpsbestand hier 237. Art., 8., 14., 20. R. F. Art., Teile von 3., 4. F.). Doch dies vierstündige, deutsche Trommelfeuer wirkte wie nie ein gegnerisches im Weltkrieg. »Die Kanonade erreichte große Heftigkeit« umschrieb der russische Bericht die förmliche Zerschmetterung der Vorderlinien. Mit solcher Artillerie und solcher Infanterie kann man sich den Luxus wüster Frontalstöße gestatten. Was sie kosten, ist eine andere Frage. Laut der amtlichen G. St. Schr. habe 82. R. D. nur 509 verloren (6 Off., wovon 4 aufs Breslauer Batl. entfallen), soll das »Tote« heißen? Denn sonst klingt die Angabe völlig unglaubwürdig. Sie verlor im Mai nicht weniger als 2250 und es läßt sich gewiß nicht annehmen, daß die folgenden Kämpfe so viel blutiger waren. Unstreitig hatte 268. (1560) seinen Hauptverlust am 2. Mai, 81. R. D. verlor 3750 und die Schlachtschilderung selber lehrt, daß sie bedeutend litt. Bei Div. Behr verzeichnen 46. R. überhaupt nur Verlust bis 7., 58. I. bis 11. Ebenso hatte nur 4. G. Brig. Verlust in der zweiten Monatshälfte, 3. G. Br. (2400) ganz bis 10., bei 1. G. D. litt nur 2. G., der Verlust nahm nämlich fortwährend von rechts nach links ab und beweist dies die Unrichtigkeit der Anlage auch taktisch, denn anschließend siegten 9 böhmische, 14. Tiroler K. des Erzh. Josef Ferdinand mit leichter Mühe, weil dort die Stellungen geringfügiger und die Verteidiger mit u. A. fünf Duma-Brigaden (L. St. »Reichswehr«) schwächer waren.
Der Hauptangriff hätte also am unteren Dunajec einsetzen sollen, vor allem aber aus strategischen Gründen. Schritt man dort überraschend schnell über Tarnow zum San vor, so manövrierte man nicht nur Dimitriew aus seiner überstarken Gorlicestellung heraus, sondern bedrohte so schon seinen Rückzug und den Brussilows, so daß sie Hals über Kopf nach Lemberg davonlaufen mußten, wo die Verfolgung nordwestlich von Lemberg schon bald die Rechte des dortigen verwickelten Befestigungssystems aufrollen konnte. Man hätte sich einen vollen Monat und neue schwere Opfer gespart.
Als die Naphtaquelle hinter Gorlice in Flammen und Rauch aufging und die helle Sonne herrlichen Frühlingswetters nicht so heiß brannte als die Kampfhölle da drunten, zogen die Sieger über ein düstres Schlachtfeld, das angeblich 30 000 tote und verwundete Russen bedeckten. Die 11. A. verlor aber selber reichlich 10 000 (7000 Deutsche, wovon nur 830 Bayern, 3. Augsburg verlor 600 am »Jägerhäusl«), 17 000 Gef., 16 Gesch. waren doch zu wenig, um davon großes Geschrei zu machen. Die von oben her betriebene Mackensen-Reklame begann aber schon mächtig, die Konkurrenzfirma Falkenhayn-Mackensen nebst ihrer kaiserlichen Filiale tat sich auf. Der überwundene Gegner zeigte sich meist matt, nur hier und da kam es zu gräßlichem Handgemenge, sonst hielten die Überrannten die Hände hoch und die Batterien fuhren ab, ohne den deutschen Infanteriesturm abzuwarten. Schon am 3. wehten die Fahnen von 267., 268. R. auf dem beherrschenden Berg der dritten Stellung südlich Jaslo, am 4. verlor Dimitriew den Kopf, um ihn an die Wand zu rennen, sein Gegenstoß mit 5 Inf., 3 Kav. D. wollte den Bogen
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