Bismarck 04
Mangel an Entschlußkraft auf Mackensens linkem Flügel, wo der Erzherzog am 2. nur 15 km südlich Iwangorod stand. Verfolgt man den Ausschlupf der Russen, als sie am 4. zwischen die Weichsel-Forts zurückfluteten und auch Brest einpackten, so sieht man deutlich, daß er Flankenstoß gegen die Rückzugskolonne wohl hätte ausrichten können. Erst am 10. holte er den Feind ein, gemeinsam mit Woyrsch, der aber, wie sein starker Verlust beweist, dem Abzug stets an der Klinge blieb. Die Schlacht bei Damaszew gegen ihn hatte Dimitriew so heftig geliefert, als scheere er sich keinen Deut um drohende Abschneidung, und man nahm seinem Rückzug nur 3000 Gef. ab, während er südlich der Weichsel sehr viel mehr verlor. Da Dimitriews Rechte unter Smirnow noch am 7. hinter Warschau stand, hätte man ihm sicher mehr Abbruch tun können. Auch hier klappten die Dinge nicht, wie überall, wo Mackensens Einfluß hinreichte, den man darob als glorreichen Sieger pries. Dimitriews eigene 3. A. entkam über Brest, die ihn unterstellten 4., 2. A. über Brest und Pinsk.
Schon am 28. Juli regneten Bomben deutscher Luftschiffer auf die Rückzugsstraße. Es kam dem neuen Oberstabschef Alexejew hart an, den als »Feldmarschall« paradierenden Prinzen Leopold (lies Stabschef Oberst Hofmann) in Warschau einzulassen, da die künstlich niedergehaltene Polenfrage damit in akutes Stadium trat. Obschon am 14. Räumung begann, fiel Smirnow noch am 17. gegen Scheffers rechte Flanke aus bis 29. Doch er zögerte viel zu lange, die Südforts zu räumen, wo am 3. Aug. Sächsische L. W., neue Infanterieregimenter und Württemberger gegen Werke 1–5, 49. R. D. nebst bayr. L. St. gegen 6–9 sich in Kampf setzten. Der Sturm ging glatt durch, doch ermöglichte die Besatzung den Abzug durch inneren Fortverband und die mürrisch schweigende Hauptstadt. Scheffer-Boyadel zog unter vaterländischen Liedern bis in die östliche Vorstadt, das alte Schloß und sein Park empfingen aber Kugelsaaten vom Ostufer, der Russe hatte überall seine Freude daran, Zerstörungswut an Polen und Ruthenen auszulassen, die seine Tartarenarbeit am liebsten ausgerottet hätte. Alle Maschinen, deren man habhaft werden konnte, packte man nach Petersburg ein, sogar die Druckerpressen. All das forderte nachher der biedere neue Polenstaat von Gnaden Clemenceau-Wilsons von den bösen Deutschen zurück, welch seltene Unverschämtheit uns natürlich nicht wundert. Legts zum Übrigen! Das Phantom des Panslavismus, als ob die Großrussen Verwandte der Sarmaten wären, weil sie wie die tartarischen Bulgaren eine Sprache mit slawischer Wurzel annahmen, spukte so herum, daß die Befreiten eiligst wieder nach den Unterdrückern hinschielten. Den Dank für die Befreiung trugen die edlen Polacken so echtpolnisch ab, daß Deutschland es hoffentlich nie vergessen wird. Mit Betrübnis sahen die echtrussischen Leute der Polizei, dieser ärgsten Verbrecherbande, und der aus den Gefängnissen losgelassenen Sträflinge sich um Pogromhoffnung betrogen: Zu rasch waren die Deutschen da, mit denen nicht zu spaßen ist, mit ihnen die Ordnung. Doch der Pole fühlt sich nur wohl unter polnischer Wirtschaft, nirgends erhob er die Hand für die ihm verheißene Auferstehung, ballte sie nur im Sack und gab dann dem verwundeten Löwen Eselstritte. Ein solches Volk von so frecher heimtückischer Gemütsart ist keiner Unabhängigkeit würdig, sondern nur französischer Vasallenschaft.
Scheffers 49., 84. R. D. verfolgten Smirnow, K. K. Frommel links als Deckung, zum Nurcec und Bug, 5. R. D. erzwang am 23. den Übergang. Mackensens Verfolgungsmarsch nordwärts westlich des Bug ging den gewohnten Schneckengang. Marrwitz 118. R. eroberte am 7. ein gefälltes, mit Draht umwickeltes Waldstück, lange hielt die bewährte 3. Sib. D. aus. Iwanow rang nur um Abtransport nach Brest über Wlodawa, wohin Winkler von Grubeszow her vorstrebte. Das Reiterkorps Hehdebreck (7. K. D. 11. Honv. K. D.) hatte früher nicht ohne Verlust Linsingens linke Flanke gedeckt, eine ganz untunliche Aufstellung, da es von Anbeginn auf die Bug-Flanke gehört hätte. Dort trabte es jetzt vor, 4. Schles. Drag. verfolgten die Orenburger Kosaken über das angezündete Wolynsk. Den General Mitschenko erwarteten Transportzüge in Kowel für Brest, sein 31. K. kam aber nicht so wohlfeil davon, wie die anderen russischen Teile, obschon die »rotrussische« Erde Wolhyniens sich dem Einmarsch durch Torfstrecken, Versumpfung, Felshügel,
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