Bismarck 04
nicht Unrecht. Er sollte jetzt eine Aufgabe erfüllen, die von rechtswegen Linsingen an anderer Stelle zukam. Puhallas Brave, die sich bei Sokal unübertrefflich hielten, warfen den Feind jetzt weit zurück, doch russische Nachhuten (18., 42., 70. D., wobei Rgt. Kostrona sich auszeichnete) deckten den Rückzug auf Kowel so lange, daß erst am 4. August Linsingens 5. Kav. D. an Wolynsk vorüberzog.
Österreichische Gefangenenangaben lassen wir als unzuverlässig fliegen, doch daß Mackensen inkl. Linsingen 75 742 (323 Off.) 10 Gesch. erbeutet habe, ruft uns gelegentliche Äußerung des russischen Generalstabs ins Gedächtnis, die Deutschen zählten ihre Gefangenen öfters doppelt. Nun, das taten alle Ententisten nachweislich, doch deutscherseits lief wohl auch manche Übertreibung mit unter. Nach der neuerdings amtlich gebuchten Angabe für Linsingen, die angesichts der Kampfverhältnisse auch schon recht hoch erscheint, ist ausgeschlossen, daß Garde 10. K., 22. R. K. noch rund 54 000 Gef. dazu gemacht haben sollten, da deren Siege noch viel minder durchschlugen als die Linsingens. Die russ. Art. mag ziemlich früh das Weite gesucht haben, doch wenn in einem ganzen Monat nur 10 Gesch. in so vielen erstürmten Stellungen verloren gehen, so ist ein Heer nicht wirklich geschlagen.
Selbst jetzt noch war der Augenblick gegeben, über den Bug (Conta erreichte Dubienka am Ufer) nach Kobryn zu folgen und so alles russischerseits westlich Stehende abzudrängen. Tatsächlich faßte Linsingen Rechtsziehung östlich des Bug gegen die Rückzugsstraße Kobryn–Brest ins Auge, doch es kam nicht dazu. Mackensen holte Linsingen westwärts ab, da er selbst sich nordwestlich statt nordöstlich vorschob, ein schädliches Abirren vom Ziel, wenn er das von Iwangorod Abziehende noch überholen wollte. Gleichwohl blieb Iwanows Lage noch bedenklich, wenn er Linsingen nicht aufhielt. Er bezog daher seine allerstärkste Stellung bei Sawin, ein Meisterwerk der Verteidigungskunst. Linsingens verordnete Linksschiebung fraß wieder unnütz Zeit, so daß erst am 9. Bombardement gegen die Sawinlinie anhob. Sibirier und Garden waren zum Äußersten entschlossen, Hineinschneiden in den Weichselrückzug zu verbieten.
Um diese Zeit tobte noch ein scharfes Treffen am Ostufer der Weichsel bei Damascew zwischen Woyrsch und Dimitriew, während am Westufer das Siebenbürger K. Köweß den Außengürtel Iwangorods angriff, doch erst bis 8. die Ostforts eroberte und so mit dem braven L. W. K. König wieder zusammenschloß. Vor Warschau fielen die Forts der inneren Rings nacheinander unter mäßigen Kämpfen, am 5. August zogen die Deutschen in die polnische Hauptstadt ein, bis 8. verjagten sie eine Nachhut aus Praga und traten den Marsch auf Minsk an, schon in Fühlung mit Gallwitz, dessen Rechte, seit langem den Außenforts von N. Georgiewsk nahe, seit 7. die große Festung umstellte. Da bis 10. auch Scholtz über den Narew kam und Eichhorn sich allmählich Kownos bemächtigte, stand dem Vormarsch aller Hindenburgischen Heere auf Wilna–Minsk nichts im Wege. Da Gallwitz Rechte über die Bahnlinie Ostrow–Lublin und die Wysakostraße bald den Bug erreichte, bei Malkin die große Bahn Warschau–Wilna–Petersburg durchschnitt, die sich dort mit der Lublinbahn trifft, so schien ein Finis Russiae bevorzustehen. Allein wenn der für die Weichselheere noch offene Rückzugsraum sich auf 100 km verengte, so hielt man verfrüht ihre Widerstandskraft für erledigt. Kowno erlag nicht dem Bombardement mit schweren Kalibern, Eichhorns Aufgabe blieb bis 18. August ungelöst und seine spärliche bisherige Beute (7430 Gef., 4 Gesch.) ermutigte nicht zur Annahme, der Russe könne und wolle nicht mehr fechten. Er hielt sich freilich Scholtz gegenüber, nachdem auch dieser die Narewfront durchstach, nicht mehr auf. 41. D., die schon so oft geprüften 59er voran, trieb die 57. r. D. und 227. r. Rgt. am 7. nachts durch den Tarnowwald vor sich her. Es war naßkalt, doch Dorfbrände wärmten, am 9. hatten unsere Batterien auf der Podgorzehöhe Lomscha unmittelbar vor sich. Fort 4 fiel beim ersten Anhieb. Der Sonnenaufgang durchleuchtete die feucht durchtränkte Erde, als in düsterem Glanz von dreißig brennenden Dörfern die deutschen Heersäulen sich zum Bobr wälzten.
XIX. August-Hundstage
In Südpolen ging das Frontalraufen weiter. Marrwitz erneut weiter nordwestlich geschoben, als linke Staffelspitze vorn, rechts von ihm säuberten die Bromberger
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