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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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dichten Holzbestand widersetzte. Am Westflügel ähnlicher Aufenthalt. Am 7. war die Schlacht des Erzherzogs bei Lubiartow heiß, weniger für die polnische Legion (Galizier Freiwillige) als für die böhmische 21. L. W. Div. und die Tiroler, deren 55er die verderbenspeienden Höhen nahmen. Ja, kämpfen konnten die Österreicher, wenn sie wollten, doch zögerten so lange, bis der Feind sich wieder ordentlich einnistete. Er stand hier noch längs der Reichsstraße Lublin–Cholm und der Bahn Lublin–Iwangorod, auf Südseite der Bahn nach Ruska Wola umgebogen, wo Besser durchdrang, was den Mut der Österreicher hob. Diese von Woyrsch schon in der Luftlinie umfaßte Stellung war eine russische Unverschämtheit aus Verachtung der k. k. Schlamperei. Als der Erzherzog endlich die Bahn Iwangorod–Brest am Wiprz-Bogen überschritt, hatte die ganze russische Rechte sich schon glimpflich herausgewickelt. In der russischen Meldung vom 10. riecht es zwar nach »erstickenden Gasen«, ein böses Zeichen, lies: allgemeiner Rückzug nach Wlodawa. Doch Iwanows Mitte westlich der fast senkrecht laufenden Straße Cholm–Wlodawa–Brest war eben auch entkommen, während die Linke östlich der Straße mit ihren flankierenden Vorsprüngen Linsingen lange genug aufhielt. Immer noch lenkte ihn Mackensen von der richtigen Aufgabe ab, mit Uferwechsel auf Kobryn zu marschieren. Warrwitz wurde ganz losgelöst und hatte noch am 16. unangenehmes Gefecht. Iwanows Stellungswache fand immer wieder Auskunftsmittel.
    General v. Seeckt ordnete die Verpflegungsmaschinerie vortrefflich, pünktlich bekamen die Truppen täglich dreimal warmes Essen samt Bier und Mineralwasser, reichlicher Gemüsebestand vervollständigte die gute Küche. Statt der verschleppten Landbebauer draschen deutsche Arbeiterbataillone, mahlten die Feldmühlen. Denn Eisenbahner, Pioniere, Schipper stellten geschwind wieder her, was die Barbaren beschädigten, Feldbahnen führten Lastwagen und Proviant herbei, beförderten fahrplanmäßig, zur Front vorgearbeitet, die Kämpfer. Das war alles schön und gut, doch später geriet man aus dem Sandboden auf noch unwegsameres Gebiet, Verpflegungsstörung zwang im September zum Haltmachen. Hätte man früher Rechtsabmarsch angetreten, so würde der Feind nicht Zeit behalten haben, alles Eßbare auszurotten. Die Russen verbrannten die Ernte mit den Dörfern, ihre Verwüstung unterschied fein zwischen den Marken des Zartums Moskau und fremdstämmigen Polen, Litauern, Esthen. Man nennt dies Panslawismus. Selbst der heiligen Ruthenenstadt Cholm hinterließ Iwanow ein brennendes Andenken, Dimitriew verschonte weder Iwangorod noch später Brest. Der Gospodar aller Reußen flehte vor Cholms wundertätigen Heiligenbildern, der Herrgott von Dennewitz war mächtiger, und was die unerforschlichen Mächte ihm noch aufgespart als Vergeltung der Trauerspiele auf allerhöchsten Befehl bei der ersten gescheiterten Revolution, ahnte niemand. Wahrscheinlich billigte der hartköpfige und keineswegs »schwache« Tyrann (die Art, wie er nachher den angeblich allmächtigen Onkel Nikolajewitsch absägte, zeigte seine Stärke) auch diese Nachahmung von 1812. Doch ging es wie bei Wellingtons Verheerung vor Portugal, die mitgeschleppten Menschen- und Viehherden belasteten den Rückzug. Auch in Kurland geleiteten ihn tausend Feuersbrünste, sogar das gemähte Getreide verzehrend, doch die Letten blieben im Lande und retteten viel. Aus Wilna nahm man alle Monumente und Glocken fort, die Einwohner der großen Stadt empfingen nachher die Deutschen mit Freudentränen. In Riga richtete der Gouverneur unberechenbaren Schaden an, hinterließ einen verfluchten Namen. Daß die Riga–Orel–Bahn all ihr Material auf die Petersburger Linie verlegte und Dünaburg oder Minsk wie ausgestorben sich von Bewohnern entleerten, hieß selbstmörderisch wüten und es macht lachen, wenn heute die Zarenanbeter über den Sowjet-Terror heulen, als sei dies etwas Ungewohntes. Immer thront das Gespenst Iwans des Schrecklichen über dem heiligen Rußland und die Sowjets trieben es kein Jota schlimmer als dies alte System der Menschenschinderei und stinkender Korruption.
    Laut H. B. stieß nur Linsingen noch auf starken Widerstand, Mackensen nur auf Nachhuten mit unbedeutenden Kämpfen. Das ist handgreiflich unwahr, angesichts der immer noch schweren Verluste aller Teile, auch D. Behr mußte wieder ins Vordertreffen. Ja ja, Statistik liefert oft peinliche Überführung. In Wahrheit

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