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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Mühseligkeit, stetem Marschierens und Fechtens setzte Linsingen den »letzten Hauch von Mann und Roß« daran, so daß am 12. beide Ecken der letzten russischen Verteidigungsstellung sowohl vor 1. als 81. R. D. umfielen, Moser durchbrach das Zentrum. Er und Winkler ruhten nicht bis der Feind aus Pinsk in die Pripetsümpfe verschwand, Conta sperrte am 16. den Oginskikanal am Einfluß der Jasiolda. Man rieb sich die Hände, daß das große Sumpfrevier nun die russische Macht in dem Nordteil von Minsk bis Riga und den Südteil zwischen Rowno und Pruth trennte. Diese Trennung fruchtete aber wenig, jeder Teil kämpfte nun für sich allein und Durchbruch zwischen beiden auf innerer Linie verbot sich gerade durch dies Gelände. Dagegen genügten wenig Truppen, den Feind am Pripet festzubannen, nur 35., 47. R., 4., 107. D. nebst Arz blieben gegenüber im Verein mit A. Leopold. Linsingen mit K. Conta und Winkler nebst Garde u. 5. K. D. ging ab in Richtung Rowno, wohin bereits der Erzherzog voraus war. Links davon besetzte Puhalla Kowel. Mit diesen links und rechts ihm unterstellten Österreichern hatte Linsingen den Stochod-Abschnitt vor sich.
    Auch die Septemberoperation wurde ein kalter Blitz, der nicht einschlug. Daß die Barbaren tausende unglücklicher Einwohner als Maske deutschen Kugeln entgegenstellten, half ihnen nichts, doch verloren sie äußerst wenig Material, nur Krankheit räumte im Sumpfgebiet schrecklich unter ihnen auf. Immerhin gestattete jetzt die beträchtliche Verkürzung und Straffung der Front erhebliche Truppenersparnis auf Strecke Kowel–Baranowitschi, da der Feind sich an der Jasiolda nicht entwickeln konnte und seine Macht wenigstens zwischen Wilna und Rowno auseinanderfiel. In der Schlußphase bis 16. erfüllte Linsingen seine Aufgabe taktisch sehr gut: Herausmanöverieren des Feindes, ihm keine Ruhe gönnend, aus jeder Nachhutstellung ohne besonderen Verlust. Doch als man durch Gehölz und Morast vorwärts tappte, erwarb man nirgends die Aussicht, die Entkommenen in die Rokitnos zu werfen. Wutknirschend, doch meisterlich leitete der Großfürst den Rückzug, der kalte Mut seiner Truppen aber, die in dieser kritischen Lage nicht in Auflösung verfielen, erwarb sich die Achtung gerechter Kritik.
    Die aufgelöste Bugarmee erstand in neuer Gruppierung als Südarmee (4 D., 14 österr. D.), ihr lag ob, in Verbindung mit Böhm und Bothmer den Feind aus Podolien zu vertreiben. Wenn man Rußland schon für erledigt hielt, so stützte man sich hoffentlich nicht auf schwindelhafte Gefangenenziffern im Süden, die uns schamrot machen. Wo um Himmels willen sollen denn plötzlich seit 2. Mai 591 000 Ges., 360 Gesch. 1142 Masch. Gew. herkommen? Man prüfe doch die Einzelangaben und vor allem die Möglichkeiten aus den Kampfhandlungen. Die österreichischen Meldungen sind kalter Aufschnitt mit Prestigesauce wie die russischen. Bei den Geschützen sind aber Festungsgeschütze in Przemysl, Lemberg, Brest, Iwangorod mitgezählt, meist unbrauchbar gemachte. Dagegen scheint die offizielle Petersburger Angabe ein ehrliches Dokument, daß bis Mitte August 43 224 Off. getötet, 161 443 verw., 18 605 »vermißt« seien, letzteres nicht immer Gefangene, sondern unaufgefundene verendete Schwerverwundete. Rechnet man 210 000 Off. t. und verw., so bekommt man eine Mannschaftsziffer, daß sich die Haare sträuben, und schon jetzt wahrscheinlich 4 Mill. Tote. Denn die mit ihr selber durchgehende deutsche Objektivität – für Ausländer, nie für Landsleute – rechnet spaßhaft niedrig 1:40, da die russischen Offiziere auf Befehl seit langem sich schonten und hinter der Front blieben, weil Offiziersersatz unmöglich wurde. 1:100 und mehr ist der richtige Satz. Smirnow, Chef der 2. A., der sich durch unmenschliche Blutbefehle auszeichnete, rechnete im Tagesbefehl Ende Juli jeden Verlust bis 50 % als »normal«, nur bis 75 % als »schwer«, da denke man sich das Nötige! Diesen ungeheueren Aderlaß zapften nur zum geringsten Teil die Südarmeen den Russen seit Mai ab, sondern Hindenburgs Heere, die ja schon 9 Monate früher an der Arbeit waren. –
    Wir sehen, daß Eichhorn bisher gegen Kowno nicht viel ausrichtete, während Below immer derber aufs Dünaufer bei Friedrichsstadt seine Hand legte. Was über die brennenden Brücken floh, zermalmten die Geschosse. Dies war schon am 3. Sept., dagegen fiel Kowno am 18. August trotz teilweise verzweifelter Gegenwehr, diese weit ausgebaute und schon seit Juli 1914

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