Bismarck 04
Wert, da hierbei noch nicht 20 pro Off. kämen, nach geringster Schätzung 1:30 kommen genau 800 000 mehr heraus! Selbst nach obigem Geständnis wird man wohl schwerlich Übertreibung darin sehen, wenn wir russischem Gesamtverlust 1916 inkl. Rumänien auf mindestens 3½ Mill. schätzen und bei unserer Statistik beharren, daß Rußland im Weltkrieg nicht 4, sondern 6 Mill. Tote verlor. Gefangene machte man nur noch wenige, Russen und Türken gaben sich nicht Pardon und an anderen Stellen war die Erbitterung gleich groß. Von dem Augenblick, wo die russischen Berufssoldaten durch wirkliches Volksaufgebot ersetzt wurden, gab es für Gefangene nur noch Tote. So geringschätzig wir über russische Wehrkraft geschichtlich denken, müssen wir doch die stumme fatalistische Hingebung der »5½ Mill. Bauern unter Waffen«, die ein russischer Minister 1916 zugab – natürlich das Vierfache vom Beginn bis Ende – anerkennen. Ein merkwürdiger amerikanischer Roman »Der dunkle Wald« schildert diese seltsame mystische Todessehnsucht für das heilige Mütterchen Rußland, keineswegs nur für den Zaren, denn bei den Revolutionären flammte nachher gleicher Fanatismus auf. Solche Möglichkeit einer Volksmassenleidenschaft macht das heilige Rußland zu einem gefährlichen Gegner und es war der Entente würdig, daß sie alle beispiellosen Opfer dieses Volkes vergaß und ihm einen Fußtritt gab, als habe es seine Zusage nicht gehalten und den Weltkrieg lau geführt. Ohne Rußlands Anstrengung, die nicht größer sein konnte und beispielslos dasteht – dort liefen keine »Unabkömmlichen« in Haufen herum – wären die Westvölker gleich im ersten Anlauf erlegen.
Im rumänischen Bewegungskrieg war Ludendorff wieder in seinem Element. Strategisch lag nahe, von vornherein den Nachdruck auf den Dobrudschaflügel zu verlegen, wodurch die Walachei in Flanke und Rücken gefaßt werden konnte. Politische und Nachschubrücksichten zwangen aber zu Hauptangriff an der Siebenbürger Grenze, wo die treulosen Rumänen in gemeinster Weise sich besonders an den »Sachsen« vergriffen. Das Vorgehen der A. Falkenhayn (anfangs nur 6 deutsche, 2 österr. D.) ordnete L. vorzüglich in möglichster Vermeidung des Frontalen so an, daß der Stoß schräg nach Südosten erfolgte, während Alpenk. Krafft als Seitenhut den Rotenturmpaß sperren und so die Rumänen von ihrer direkten Rückzugsbasis Bukarest abdrängen sollte. Die Ausführung entsprach nicht der Erwartung. Andererseits umging Mackensen nicht längs der Küste die starken Rumänenstellungen, in die sich auch russische Kräfte einschlängelten, sondern rannte wieder mal dreist und gottesfürchtig durch die Steppe frontal vor. Die zähe Tüchtigkeit der Bulgaren unter Teschof angefeuert durch schwache deutsche Hilfskräfte, erlaubte ihm wieder kunstlos zu »schlagen« und bei Konstanza, dem Stapelplatz hochgefüllter Warenspeicher, reiche Beute in die Scheune zu bringen. Deutsche Ulanen und Pommersche R. Inf. am linken Flügel vollendeten die völlige Niederlage. Nach Verl. von 170 Gesch., 41 000 Gef. und wahrscheinlich 50 000 Toten und Verw. (nicht 80 000!) konnte die rumänisch-russische Südarmee aber noch keineswegs als vernichtet gelten. Frühzeitige Erwerbung der Donaumündung bei Braila–Galatz hätte den Untergang rumänischer Wehrmacht beschleunigt, doch wieder mal machte bei Mackensen das glückverwöhnte Ungestüm einem Erschrecken vor Erfolgausbeutung und einer methodischen plötzlichen Bedächtigkeit Platz, ganz wie einst vor Cholm–Brest. Der psychologische Augenblick verstrich, wo man den gänzlich erschütterten Feind mühelos vor sich hertreiben konnte. Zu Besorgnis um die linke Flanke war kein Grund vorhanden, nachdem zwei dilettantische Donaumanöver der Rumänen an bulgarischer und ungarischer Grenze kläglich scheiterten, und es konnte Mackensen nur recht sein, daß sein Freund und Gönner Falkenhayn so wenig vorschritt, da die rumänische Hauptkraft weit im Norden gefesselt blieb. Doch es ging eben wie gewöhnlich bei exzentrischen Auseinandergehen getrennter Handlungen, es klappte nicht zeitlich und räumlich. Mackensen spielte seine führende Rolle schon aus, erst Einfügung einer neuen Donauarmee half ihm wieder auf die Beine. Indem man so lange eine weite Lücke beließ, stellte man selbst die Rumänen auf die innere Linie. Sie ausnutzen kann nur ein Meister, dennoch zwingt sich ihre Geltung oft örtlich von selber auf und so kam es später zu gefährlicher
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