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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Logik: weder Deutsche noch Verbündete besaßen noch die vermutete Stärke, etwa 3 Mill. Verb. mögen 2½ Mill. D. gegenübergestanden haben. Eine andere Million befand sich in Ausbildung, und als Ludendorff 600 000 davon »auskämmen« wollte, schlug passives Widerstreben in Meuterei um, wohlgemerkt erst nachdem alle Siegesverheißungen in Rauch aufgingen. Hier kommt es nur darauf an, festzustellen, daß zuletzt nichts weniger als große Überzahl an Material und Mannschaft den Verbündeten den Sieg verschaffte. Unser Verlust war nur hoch an Gefangenen, der des Feindes auch so sehr viel größer. Natürlich verloren wir weder Gefangene noch Überläufer bis zum Juli, doch der geringste Rückschlag lockerte das Gefüge. Wo der Blutverlust am größten, unnötigsten, daher für die Truppen unleidlichsten war, nämlich bei A. Below, ist sie laut Haighs Zeugnis »tapfer kämpfend in bester Ordnung zurückgegangen.« So sagen aber nur die Engländer, auf der übrigen Front sah es anders aus, wie schon die empörenden Gefangenenziffern beweisen. Die Ostflügel-Heere, die keine Offensive mitmachten, liefen am ehesten auseinander. Trug etwa Ludendorff daran die Schuld? Es ist roh und ungerecht, ihn allein damit zu belasten. Wir gingen mit seinen Schnitzern streng ins Gericht, doch sie wogen wahrlich leichter als die eines Falkenhayn und Moltke oder gar charakterologisch eines Kluck und Bülow. Er sündigte mehr durch ein zu Viel als zu Wenig an Rührigkeit, obwohl am falschen Platze und mit Anfällen von zaudernder Bedenklichkeit gemischt. Ihn einen Hazardeur schimpfen ist kindisch. Weit eher muß man rügen, daß er nicht nach Fochs Art alles auf eine Karte setzte und mit hartem Kopf auf Ausfechten jeder Lage bestand. Insofern ging das Gespenst von Kluck-Bülow wieder an der Marne um und er gehorchte jeder Einflüsterung der Waghalslosigkeit. Auch er war nervös geworden, sprang hin und her, um doch irgendwo das Glück bei der bekannten Stirnlocke zu fassen, hatte mit schwankenden Entschlüssen die verschiedensten Einfälle. Der eiserne Stratege von Tannenberg und Masurien, von Lodz und Rumänien hatte nicht mehr die Fähigkeit, mit fester Faust das Schicksal zu meistern, vielleicht weil er instinktiv fühlte, daß es ihm untreu geworden sei. Hand aufs Herz, wo trifft man denn seit Übernahme des Oberkommandos bei ihm große Ideen, wie er sie so meisterlich früher groß zog, wie in unserer größten Not herrlich und wunderbar im Osten sein Genius leuchtete? Die Operationen dort vom August 1914 bis März 1915 zählen zum Allergrößten, was die Kriegsgeschichte kennt, kein Napoleon und Friedrich dürften sich ihrer schämen, noch mehr: sie sind unvergleichlich groß und kühn. Delbrücks alberner Spott »gelegentlicher« Stratege schnellt höchstens auf diesen gelegentlichen Kritiker zurück, der als blinde Henne auch mal ein Korn findet. Hätte man einem deutschen Heer prophezeit, es werde vor einem materiell wenig überlegenen Feind von Stellung zu Stellung fliehen, es hätte den Propheten ausgelacht. Die Helden von hundert Siegen und überstandenen Fährlichkeiten hätten ein Recht gehabt, solche Weissagung eine Beleidigung zu nennen. Und doch, ist diese plötzliche moralische Lähmung ohne Beispiel? Siehe Jena und Auerstädt, viel schimpflicher als Roßbach, wo die Franzosen eine überlegene Taktik und Führung mit Panik schlug, während dort das Preußenheer sich tapfer hielt, aber dann plötzlich mit einer Art Geisterseherei den Untergang des Staates in Lüften sah und vor der eigenen Angsteinbildung wie wahnsinnig über Elbe, Oder, Weichsel ausriß. An solche Möglichkeit dachte freilich Ludendorff nicht, zu spät faßte er die »Hermannstellung« ins Auge, deren unfertiger Ausbau solcher seelischen Zermürbung keinen Halt gewährte. Bei Fochs Waffenstillstandsvorschlägen sträubte sich Haigh, just wie früher Petain sich gegen Fortsetzung des verwogenen Einbruchs am Aisnewinkel sträubte: solche Bedingungen seien unannehmbar, da ja auch die Entente am Ende ihrer Kräfte sei. Der Gute überschätzte das deutsche Ehrgefühl! Dagegen unterschätzte die gründliche Talentlosigkeit der Westmachtführer die deutsche »Büffelstrategie«, was allerdings für Mackensen paßte, doch gegenüber Ludendorffs Taten im Osten blanke Unverschämtheit bedeutete. Das war Strategie in allerhöchstem Sinne und die rohe Empirie der Ententetaktiker hätte sich in ihres Nichts durchbohrendem Gefühl davor verkriechen sollen. Foch

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