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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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lastet die Verantwortlichkeit, offenbar wollten sie um jeden Preis die Monarchie retten. Dagegen schätzt man den wahren Dolchstoß durch Verrat der werten Bundesbrüder zu niedrig ein, auf die Dauer hätte Deutschland erliegen müssen, doch sein Elend nie solchen Grad erreicht, wenn es sich nicht hätte entwaffnen lassen, sondern eher mit den Waffen in der Hand gefallen wäre. Hier setzt die Übertreibung der Anti-Dolchstoßlegende ein. Deutsche Generale schrieben, weiterer Widerstand sei nutzlos gewesen, doch Zurückziehen auf die Rheinlinie genügte, den Krieg weiter zu fristen. Man veranschlagt nicht des Gegners ungeheure Verluste der selber kriegsmüde, zufrieden gewesen wäre, uns demütigenden, doch nicht vernichtenden Raubmörderfrieden zu diktieren. Daß niemand an letztere Möglichkeit glaubte, entsprang unheilbarer Michelhaftigkeit und Pazifistenbetörung. Wer sich entwaffnet, kommt sicherer ums Leben, als wer sich wehrt. Der Imperialismus kennt nichts anderes als Vernichtung, Nationalegoismus nichts als Umbringen jeder im Wege stehenden Volksheit.
    Es ist unwahr, daß man den Krieg wegen Artilleriemangel nicht fortführen konnte, zu Neujahr wären 5000 neue Geschütze bereit gewesen, nur die früher sträflich vernachlässigte Munitionsfrage quälte noch jetzt, des Gegners Geschoßfülle dankte er Amerika. Während des Krieges verbesserte man manchen Kardinalfehler, sparsames treffsicheres Schießen wog feindliche Geschoßverschwendung auf, deren Materialüberlegenheit der Fachtechniker Bruchmüller als glatt erfunden bestätigt. Französische Art. schoß so schlecht, daß ihre Inf. dauernd sie anklagte, zu kurz gehende Kanonade treffe sie im Rücken. Qualitätswert lag nur bei deutscher Handhabung, nur bei der Marine war manches zu tadeln, obwohl das Buch von Persius wohl schwarzgallig übertreibt. Man darf nicht unbedingt auf Gekränkte wie Lichnowski und Persius hören, die einen kalten Angler wie Grey für einen tiefbewegten Deutschfreund und mäßige Admirale wie Jellicoe für besser halten als unsere Marinespitzen. Doch nur Parteiverblendung kann Tirpitz auf den Schild heben, der an Leboeuf und Olivier erinnert, er hintertrieb den Bau von U-Booten und strahlte dann als Erfinder der Papierblockade, deren Mißlingen er selbst verschuldete. Nicht mit Vertuschung dient man der Vaterlandsliebe; die Franzosen erfuhren genug die Schädlichkeit des Chauvinismus, doch wir sollten statt ihrer Laster lieber ihre Tugend patriotischer Opferwilligkeit nachahmen. Noch immer brachte es ein Volk zu Fall, wenn hochmütige Einbildung die Größeverhältnisse entstellt, gerechter Stolz auf unerreichte Erhebung unseres Volksheeres gegen die Welt von Feinden zwingt nicht die Sünden der Führung zu verkleinern. Dies Heroenzeitalter erzeugte ein Kriegergeschlecht, wie es nie seinesgleichen hatte, auch nicht in Friedrichs Zopfspartanern und Napoleons Legionen. Deutsche Geschichtsschreibung der Befreiungskriege strich Minderwertiges der damaligen Verbündeten heraus, machte sich damit würdig, Arm in Arm mit Briten und Franzosen zu marschieren als Gimpel patriotischer Prahlerei. Nun, heute wagt niemand mehr, verbündete Heerführer vorlaut zu verhimmeln, das Wiener Kriegsarchivswerk muß sogar allzu herber Herabsetzung Schwarzenbergs entgegenwirken, sogar unsere offizielle Historie sieht Napoleons Fehler mit mildem Auge, denn Preußens Helden steigen im Ruhm, wenn man vor Augen führt, mit welch scheinbar Unüberwindlichem sie rangen. Ja, Kritik vor wahren Größen bewahre Pathos der Distanz, deshalb soll man nicht zu schroff mit Ludend. ins Gericht gehen, der in Deutschlands Andenken der historisch Überlebende bleiben wird. Unbefangene entäußern sich der Voreingenommenheit, hämische Nörgelei soll nicht das Unumstößliche entehren, daß kein Anderer als er unser Heer in etwaigem Befreiungskrieg führen dürfte. Doch nur Parteilüge belastet einseitig die Sozialdemokratie, beim Zusammenbruch schrien am meisten die Kriegsgewinnler nach Unterzeichnung, weder Juden noch Freimaurer noch Radfahrer schufen dies neue 1806, wo das Schicksal die gewaltigste Anstrengung untergrub.
    Nein, nicht die Regierung, nicht die Sozialdemokratie wollte feige Unterwerfung, sondern ein großer Teil des Volkes ohne Ehrgefühl und Opfersinn. Keineswegs die Sozi, deren Führer Frank als Freiwilliger schon zu Anfang fiel, sondern sogenannte Pazifisten unterhöhlten den Willen. Juden? Der unsagbare Förster ist kein Jude, er betörte Unzählige

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