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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Obendrein vergißt man, daß Bulgariens Beitritt später eine günstigere Unterlage schuf und dessen Angriff aus Osten naturgemäß die Donauverteidigung beängstigte. Wie aber, wenn die bulgarische Nordarmee an den Pässen zurückgeworfen wurde, und wer bürgte dafür, daß Gallwitz die Donau forcierte? Wären die anderen Donauübergänge bloß Scheinangriffe, nur der bei Belgrad ernst gemeint gewesen, so läge der Fall anders. Doch man griff höchst ernstlich an allen möglichen Punkten der Donauschranke an, kam überall hinüber, behauptete sich durchweg am Südufer, obschon die keineswegs überraschten Serben die ganze lange Strecke besetzt hielten. Wie machte man das? Weil man sich mit unvergleichlichen deutschen Truppen, die das Unmögliche möglich machen, geradezu scherzhafte Wagnisse erlauben darf. Nichts schreckte sie ab, sie landeten in kleinen Paketen, warfen am Ufer zehnfache Übermacht in die Flucht und harrten aus, bis endlich weitere Kameraden hinüberkamen. (So ging es auch beim Narewübergang der 2. D. zu). Bei Belgrad leisteten unsere Pioniere Unglaubliches, auf der Ziegeninsel zerschlugen zwei Märker Freiwilligenbataillone wiederholten Ansturm einer ganzen Serbendivision, als ob dies nach den Ysererlebnissen ein Kinderspiel wäre. An der schönen blauen Donau tanzt man Ringelreihen, – mit solchen Truppen gelingt der täppischste Husarenstreich – gegen Serben und der taktische Unfug heißt nachher »genial«. Die Ausrede, man stelle eben abnorme Leistungsfähigkeit in Rechnung, ist verdammenswert, sie führt nach dem Trasimenischen See und Cannä, denn niemand weiß vorher, ob nicht ein neuer Hannibal gegenübersteht. Nun wohl, als man unter viel leichteren Umständen bei Ch. Thierry über die Marne wollte, war die Strafe gleich da und jetzt erhebt sich ein Kritikgeschrei über die Unvorsichtigkeit. Ja, Bauer, das ist ganz was anderes, denn rien ne réussit que le succès . Der Gegner war eben ein anderer. Gleichwohl heißt es nicht als »Büffel« losgehen, wenn man auf Truppen vertraut, die noch im unwirtlichen rumänischen Gebirge wie früher im Serbischen Ungeheures leisteten und überall im Osten den Ruf altrömischer Legionen genossen. Was wurde aber aus dem Siegeszug, wenn nicht L. W. und L. St. der Div. Gallwitz am Argesch gegen sechsfache Übermacht viele Tage standhielten? Sonst wäre das konzentrische Einkreisen gescheitert, die innere Linie hätte triumphiert, wie stets natürlich bei einigermaßen schneller Gegenwirkung. Und wie konnte die theoretisch unhaltbare Winterschlacht in Masuren so gelingen, ohne die beispiellose Leistung des Saarbrücker Korps? Doch es wäre wirklich zu viel verlangt, wenn wir diese Besieger des Ostens und die unermüdlichen Helden des Westens noch 1918 auf gleicher Höhe sehen wollten. Nur bei 18. A. Ende März, 7. A. Ende Mai finden wir den alten unbezwinglichen Geist. Es ist wahr, daß 17. A. sich noch Ende 1917 nach manchen Unfällen zum schönen Cambraisieg aufschwang, aber es mutet doch bedenklich an, daß die Linie Bapaume–Arras, die im Oktober 1914 beim ersten Anlauf gegen damals zuversichtliche und starke Franzosen fiel, diesmal teils nur mühsam, teils gar nicht den furchtbar gelichteten und niedergeschlagenen Engländern entrissen wurde. Sollte doch etwas an Buats Spott daran sein, daß unser Heer nicht mehr im Stande war, anders als durch Überraschung eine Offensive vorzutragen? Und was viel schlimmer, auch die früher so unbeugsame Verteidigung in der Champagne und bei Arras war diesmal bei jedem Rückschlag unvollkommen, erlag schon im August tadelnswert dem kurz zuvor geschlagenen geschwächten Feind. Es hilft alles nichts, das Heer hielt nicht, was sich Ludendorff von ihm versprach. Hat man dies wirklich nur auf politische Mißstimmung zurückzuführen? Jawohl, die Linksparteien nennen den Dolchstoß im »Rücken« mit Recht Legende, wie auch die Revolution, an die kein Mensch in Berlin dachte, einfach Soldatenmeuterei gewesen ist, der Dolch stach vorn im Feldlager. Die Brutalität und Selbstsucht vieler Offiziere, nicht der aktiven, sondern der vom Beurlaubten- und Reservestande, besonders aus Fabrikantenkreisen mit Paschahallüren gegen die Arbeiter, erbitterte die Mannschaft auf die Dauer unerträglich. Umsonst suchte man die Anklagen in Gotheins bekannter Broschüre niederzuschreien. Sie werden durch zahllose Aussagen bestätigt, durch keine entkräftet! Wenn der Vaterlandsverteidiger des Volksheeres die Uniform als

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