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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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(Vergl. Molinaris Memoiren.) Dieser Sohn eines Dorfarztes und sein bürgerlicher Stabschef, ein Esel, mochten wohl mit Neid auf Erzh. Albrechts Custozza blicken und die Legende, die sich um Benedek spann, als habe er Wunder was Geheimnisvolles zu seiner Deckung wider den Kaiser stoisch verheimlicht, durchschaut man als groben Unfug. Wer war aber sein bester Korpschef? Kronprinz Albert v. Sachsen, der sich nachher 1870 als eine Nummer eins erwies.
    So rücken wir einer krankhaften Legende immer näher auf den Leib: die Zahl begabter fürstlicher Heerführer ist erstaunlich groß und der Versuch, ihren Ruhm auf ihre Stabschefs abzuladen, stets aussichtsloser gescheitert, als bei Blücher-Gneisenau. Natürlich sehen wir von offiziöser Etikette ab. »Sr. Maj. befehlen«, »Sr. Kgl. H. befehlen«, das täuscht höchstens die unterste Menge, Wilhelm I. trat stets bescheiden hinter Moltke zurück, der andere hohe Herr leugnete nie: für »Kronprinz« lies »Blumenthal«. Doch als man Erzh. Albrecht den Custozzaruhm für seinen Stabschef John rauben wollt«, endete die Untersuchung des Falles vernichtend für die Gegenpartei. Erzh. Johanns glänzenden italienischen Feldzug 1809 (seine angebliche Verfehlung bei Wagram ist Mythe) sprach niemand seinem Stabschef zu, für Erzh. Karl waren seine Stabschefs ein Ballast. Übrigens machten beide Prinzen ihren bösartigen Kaiserbruder unruhig durch ihre stark demokratisch angehauchte Gesinnung, auch Fürst Liechtenstein blies ins selbe Horn wie der Milizschöpfer Graf Stadion. Für untertänige Byzantiner sucht man sich immer Bürgerliche aus, je höher hinauf, desto energischer die Volksfreunde. Bei Kronprinz Albert und Prinz Friedrich Karl ließ sich gleichfalls nicht einfallen, nach ihren Stabschefs zu suchen, diese wechselten, die Leistung blieb stets die gleiche, jene bescheidenen Herrschaften beanspruchten keinen Anteil an den fürstlichen Lorbeeren, jeder kannte sie nur als Vollzugsorgane. Man wagt auch nicht, bei Prinz Rupprecht seinen tüchtigen Stabschef Kuhl als spiritus rector auszuspielen. Leider kennen wir Kuhl von der Marneschlacht her als einen bedenklichen und allzu schmiegsamen Herrn. Man sprach auch von Krafft von Delmenfingen, der als geadelter Mann aus dem Volke natürlich bei der Fama besonderes Wohlwollen genoß. Dieser zeigte sich in Rumänien als tüchtiger Frontschläger, das genügt, denn ein bedeutender Stabschef taugt nie dazu, geizt auch nicht danach. Es bleibt dabei, daß Rupprecht durchaus selbständig kommandierte und zwar in einer Weise, an die kein nichtfürstlicher deutscher Armeechef im Weltkrieg heranreichte, Hindenburg bei Seite gelassen, den man heute um jedes selbständige Verdienst bringen möchte. Das ist ohnehin gröbliche Verkennung des Instanzenverhältnisses. Gneisenau hätte nie etwas vermocht ohne Blüchers Persönlichkeit, der doch die Verantwortung trug, übrigens 1815 durchaus gegen Gneisenaus Ansicht handelte.
    Wer hat Kronprinz Friedrich Wilhelms Stabschefs Knobelsdorff und Schulenburg denn je als maßgebende Lumina preisen hören? So etwas bleibt nie verborgen, die Fama posaunt es eiligst aus, siehe Seeckt bei Mackensen, Hofmann bei Prinz Leopold. Die Mär, der als Freiwilliger hospitierende ehrwürdige Häseler habe eingewirkt, schwieg bald. Mit den Stabschefs ists also nichts, unter den Korpschefs des Kronprinzen glänzte nur Mudra als besonderes Licht, wir sehen in ihm nur einen Spezialisten, der sich bei seinem Schwächeunfall vor demselben Maunoury als Geistesverwandter Klucks betätigte. Er ist sicher nicht verantwortlich für die ausgezeichneten Taten unter des Kronprinzen Kommandos und war 1918 ganz unbeteiligt an der Offensive der 18., 7. A. Warum soll der Vielgeschmähte, der sich angeblich hinter der Front mit Weibern herumtrieb, nicht selber das Feldherrntalent gewesen sein, für das doch sonst nirgends ein Inhaber gefunden wird? Es liegt doch sozusagen in der Familie, und so wenig er sonst seinen großen Ahnen gleichen mag, obschon man dies von seiner Physiognomie behauptete, so kann der Feldherrninstinkt sich ihm im Blut vererbt haben. Beim alten Kronprinz Fritz dem Flötenbläser ahnte auch niemand, daß er zufällig, weil ein Genie, auch der größte militärische Bahnbrecher war. (Die napoleonische Vernichtungsstrategie stammt von ihm, er hatte nur einen verständnisvollen Schüler, den kleinen Kadetten in Brienne.) Die anderen Kaisersöhne Eitel und Oskar wirkten wenigstens als recht gute

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