Bismarck 04
frommer Wunsch, Deutschland für immer mit roher Gewalt zu drücken, wird nur die letzte Krampfzuckung im Todesfieber des Imperialismus sein? Jede Verknotung des Friedens mit stehenden Heeren verhindert Abrüstung. Napoleon meinte, er habe die Nationalgarde so eingerichtet, daß stehende Heere verschwinden würden. Es geht kein anderer Weg nach Küßnacht, sonst bekommen wir europäischen »Sezessionskrieg« Aller gegen Alle, trotz Unterbilanz des Kriegsgeschäfts wird Kriegspsychose weiteren Selbstmord begehen.
Natürlich gibt es schwarze Schafe in jedem Stande, doch einen »ersten Stand« darf man nicht in Kreisen suchen, die noch in Gefangenschaft und Internat mit »Aufsichtsoffizieren«, »Ortsfeldwebeln« die »gemeinen« Waffenbrüder drangsalierten, bei der deutschen Landestrauer mit ihren Damen Lawntennisfeste feierten, volles Goldgehalt von der Republik einstrichen mitten in der Valutakrankheit und bei Kaisers Geburtstag aus ihrem Herzen keine Mördergrube machten, über jeden Unabhängigen Grußboykott verhängten, doch wozu schmutzige Wäsche aushängen! Ein gut Stück Ritterpoesie steigt mit der Militärfeudalität zu Grabe und einen pflichttreuen Offizier, der sich in bescheidenen Grenzen hält, wird man Krämern und Jobbern wahrlich vorziehen, ihn nicht mit »Etappe Gent« verwechseln. Am gemeinschädlichen Größenwahn trug nur das System die Schuld. Das heute schwarmgeisternde Rückwärtsschauen nach Pharaos Fleischtöpfen, die doch wahrlich für alle freien Geister leer genug blieben, entspricht nur jener »Scheu vor der Wahrheit«, die man superklug nur in Ludendorff hineinlegte. Lloyd Georges zynischer Spruch » Über Volk und Gemeinwohl steht das Staatsbedürfnis« machte sich diese Armeekirche zu eigen, die Sermone, Edikte, Bannbullen erließ, allen ein kaudinisches Joch aufzwang, was den Geßlerhut mit Reverenz erwies, Zwinguri nicht für den Tempel Salomons und die schriftlichen Übungen der Priester nicht für Gesetztafeln hielt. Die Philisterehrfurcht vor sogenannter Fachwissenschaft wurde von säbelrasselnden Schönschreibern ausgenutzt, denn in Deutschland gilt nicht die Leistung, sondern der Titel, »Berufung« steckt im Amt. Auch so aber mußte Clausewitz ungedruckte Schriften seiner Witwe hinterlassen, weil das System den später Heiliggesprochenen als profan vom innersten Heiligtum ausschloß. Wer aber damaliges G. St. W. über den 7jährigen Krieg mit heutiger Neubearbeitung vergleicht, findet letztere geistig belangloser. Militarismus als Sammelname für allerlei Übel blühte zwar anderswo nicht minder üppig, gelegentlich auch brutaler, doch das Besondere lag echtdeutsch am Professoralen, das den Rekrutendriller »Erzieher der Nation« titulierte. Obwohl das alte Offizierkorps mit allen Ehren unterging, haben Armee und Staat das Staatsexamen der Reife nicht bestanden. Aber darf man vom Volk Besseres sagen, von diesem Freistaat, der erst recht ein verluderter Obrigkeitsstaat wurde, gemäß dem sächsischen Königswort: »Macht Euren Dreck alleene!« Überall wird mit schmutzigem Wasser gekocht, nur die Kochlöffel wechseln.
Nur die freche Doppellüge »die Menschen sind gut«, »die Menschen sind gleich« schwätzt in einer Welt der Bosheit und Ungleichheit von Ewigem Frieden, als ob roher Wirtschaftskrieg Aller gegen Alle diesen Namen verdiente. Der Weltkrieg begrub sogar die Kriegskunst, was hilft Genie gegen Fliegerbomben, mit Pestbazillen geladen, selbst England zittert vor »verbündeten« Geistern, die es rief. Das ist der Triumph des Satans Materialismus, der mit feiger Tücke die Erde verseucht ... bis sie vor Ekel erbebt und alle verschlingt.
Kein eiserner Kanzler konnte uns noch helfen, auch kein eiserner Hindenburg, der zuletzt nur tönerne Füße hatte. Helfen kann uns nur Gott und Er tat es schon, obschon Kurzsichtige es nicht erkennen. Das furchtbare Gewitter, die Ausgießung der sechsten Schale, hat die Atmosphäre geklärt. Sonnenblitze der Wahrheit über Sumpflachen des Scheines sieht das blinde Menschenauge nur, wenn sie sich verfangen im Brennspiegel furchtbaren Erlebens. Schicksalsfügung ohne natürliche Kausalität gibt es nicht. Determiniertheit alles Geschehens beruht nie auf Willkür, die unerforschlichen Mächte haben in solchem Sinne selber nicht Willensfreiheit, sie handeln nach »göttlicher Notwendigkeit« mit »wunderbarer Gerechtigkeit« (Leonardo). Mehr noch als die sozialen machten die seelischen Gebrechen des merkantil-byzanthinisch
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