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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Himmel schrieen. Am 4. Juli lagen in der »Totenschlucht« südlich Thiaumont alle Offiziere bei 4 Batl. in ihrem Blute; 1 Batl. schmolz auf 60. Am Westufer putzte man der Fremdenlegion gleich 3000 in zwei Tagen weg! Ex-Minister Hanataux, Chauvinist und auch Ex-Historiker, schätzte den Gesamtverlust auf 280 000; was nur bis Juli gemeint, aber auch dann viel zu niedrig scheint. Andere Veranschlagung auf 430 000 bis Herbst dürfte kaum auf Irrtum beruhen; leider wuchs auch unsere Einbuße bis Neujahr auf über 345 000. Die letzten Kämpfe waren ernster, als beiderseitige Meldungen ahnen lassen, man würde stumpf und müde, die ewige Schlächterei zu erzählen. Nachdem im September der Kampf einigermaßen ermattete, ließ Nivelle fünf starke Div. los, die er ausdrücklich dafür in Ruhestand gelegt und erzogen hatte. Aber 80 000 Streiter, 650 Gesch. vereinte er unter Mangin gegen ein Stoßziel von nur 7 Kilometer Breite. Das Einleitungstrommeln war so fürchterlich, daß zum ersten Mal unsere Art. zum Schweigen gebracht wurde; fast die Hälfte der Batterien verstummte. F. Douaumont flog beinahe in die Luft, ein rotglühender Steinhaufen, die Granat- und Benzinbehälter explodierten. Als Südfranzosen (Gascogner und Bergsavoyer), braune und schwarze Afrikaner sich zum Klang der Hörner vorwärts stürzten, geht es über lauter Trümmerschutt in dichtem Nebel hinein, den noch die Vergasung schwängert. Nivelle hat nicht nur als Artilleur das Feuer seiner Batterien kunstvoll geregelt, sondern will auch alles mit der Uhr in der Hand abmessen; seine Offiziere tragen den Kompaß, um ihre Sturmhaufen im Nebel richtig zu leiten. Doch der Krieg ist kein Uhrwerk. Nur dort, wo alles niedergeworfen bei Douaumont, brachen Zuaven und Chasseurs der D. Guyot ein. Im Cailettewald widerstand noch 154. I., ein französischer General wurde tot weggetragen beim ersten Auftauchen seiner Brigade. Vor Damloup brach sich der Stoß; Westfalen und Lothringer der 50. D., 33. R. D. Heldenhaft wehren sich 300 preußische Spartaner im Fort V., noch weit tapferer als einst dort die französischen 500; machten jeden Sturm zuschanden und hielten den Feind zum Narren, der sie mit Leichenhügeln abgeschlagener Massen umgürtete, indem sie ihm in Nacht und Nebel entwischten. 21 schwache d. Batl. der Vorderlinie wurden allerdings bis 4. Nov. gesprengt und aufgerieben; Reserven konnten das höllische Sperrfeuer nicht durchschreiten, doch die fünf famosen Sturmlegionen konnten sich auch mit ihren Trikoloren begraben lassen. Im Dezember ließ Mangin erneut die Feuerwalze spielen; wieder erlagen 15 Batl. unserer Vorderlinie in gefrorenen Gräben mit erfrorenen Füßen; man focht Brust wider Brust mit tätlicher Erbitterung; in der erstürmten Farm am Courriereswald fand der eindringende Oberst Picard vom 321. I. noch sieben Helden am Leben. Mangin rühmte sich mit 11 000 Gef., das waren fast alles Verstümmelte, Erfrorene, Verhungerte; 140 eingebaute Grabengeschütze mußte man ihm lassen. Doch der Preis dafür? »Da unten aber ists fürchterlich«, ziehen wir einen Schleier über die französischen Verluste. Wohl mit einer rund halben Million streitbarer Männer bezahlte das Land der Trikoloren die Rettung Verduns. Starrsinn hielt durch wider jede Erwartung und Möglichkeit. Leute, die zur Erbauung unmündiger Leser mit altehrwürdigsten Cannäbeispielen um sich werfen, oder Pariser Kritiker, die von Drücken an den Fluß angstvoll phantasierten, mit Beispiel Friedland (damals an der Alle hatte eben Napoleon keine Verdunforts vor sich als feindliche Rückzugsdeckung des Uferwechsels!) blenden nur Toren, hier aber drängt sich Erinnerung an »Hohenlinden« auf, wo Moreau seine Rückzugslinie parallel zum Gegner hatte; nur unverhoffter Sieg konnte ihn herausreißen. Hier lief Petains Rückzugslinie, die Pariser Bahn, parallel zur deutschen Front und derlei läuft nie gut ab, wenn man eben nicht Glück hat. Das deutsche Unternehmen war einfach am toten Punkt angelangt, was man im Englischen treffend deadlock nennt.

Sommeschlacht
    Im Juli 1916 schlug die schlimmste bisherige Stunde des Weltkrieges. Heut ist herzbeklemmend daran zu denken, daß man sie überstand und auch der wieder geschmierten russischen Dampfwalze die Räder brachen und daß gute Beendung des Weltkrieges nur noch Frage der Zeit schien. – Die V. L. bringen wieder für Sommeschlacht eine Überraschung; die bis 10. Juli enthalten nämlich nichts, was irgendwie der amtlichen

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