Bismarck 04
belassen, höchstens noch eine Gruppe im Westen an Deime und Pregel. Dann wäre der Russe prügelnswert, Hindenburg aber leichtfertig gewesen. Man verstehe Napoleons Satz: »Seine Basis opfern ist die Tat eines Verrückten, manchmal eines Genies«. Die Basis der 8. A. war ursprünglich Preußisch-Eylau im Norden, diese und den Weg nach Danzig öffnete man dem Feind, indem man sich südlich nach Thorn verlegte. Doch überschritt man nicht die wahre Theorie der inneren Linie, indem man die 1. russische Armee ganz unbeachtet ließ, sondern man wob gegen sie einen weiten Nachhutschleier, ehe man sich vereint auf die 2. A. Samsonows warf. Wir finden daher überall noch Posten zwischen Lyck bis Gerdauen. Mit Bestimmtheit sind außer L. W. und L. St. mehrere aktive Bataillone zu ermitteln, wahrscheinlich noch andere, die für »Tannenberg« keinen Verlust angaben und dort gewiß nicht unberührt geblieben wären, falls anwesend. Außerdem vielleicht eine Brigade 11. K., deren Spitze schon Ende August eintraf. Man nahm den Grundsatz, das letzte Bataillon zur Schlacht zu holen, nicht wörtlich, sondern beschäftigte Rennenkampf genügend für die paar Tage Frist, die man brauchte. Auch verleitete die dringliche Befristung der Zeit nicht zu exzentrischen Anmärschen von Fleck aus, sondern mit Ausnahme der kleinen Thorn-Gruppe Mülmann (2., 9. L. W.) gruppierte man zuerst das Heer vereint auf inneren Radius. Ludendorff handhabte Umfassung eher im Sinn Napoleons als Moltkes.
20. K. ging erst spät am 25. auf Tannenberg–Gilgenburg zurück und zog links die 3. R. D., an sich, der Feind merkte nichts davon, daß das 1. K., nach langer Bahnfahrt ausgeladen, im Süden beidseitig der Bahn Eylau-Soldau aufmarschierte. Oberst Egly u. a. irren, daß der Feind erst am 26. Hohenstein erreichte und 20. K. nur schwach angegriffen wurde, an diesem Tag fädelte die Entscheidung sich schon ein. Nicht nur im Norden, wo Mackensen östlich Seeburg und Below bei Wartenburg den Tanz eröffneten. Letzterer setzte später den Marsch bis Allenstein fort, ohne den Westpreußen auf Ortelsburg zu folgen. Diese marschierten 40–60 km am 25. in Richtung Bischofsburg, wo das r. 6. K. nebst 4. Kav. D. getrennt vom Gros dem 2. K. Rennenkampfs bei Angerburg die Hand reichen wollte. Die Russen marschierten aber überall langsam und verloren so zwei kostbare Tage. Scholz war angewiesen, in der Mitte »bis zum letzten Mann zu halten«, 70. L. W. Br. und Festungsbrigade Graudenz im Norden, im Süden 1. Grenadiere des 1. K. als zuerst ausgeladene Spitze des 1. K. sollten ihn dabei unterstützen. An Below wurde die 6. L. W. Brig. überwiesen. Stöße aus Nordost ahnte Samsonow überhaupt nicht, nur südwestlich kundete sein 1. K. mit 93. Rgt. aus. Mißtrauische Befürchtung vor Anschlägen aus Thorn kam aber auch dort nicht späterer Überraschung zuvor. Zwei aufgefangene Funksprüche belehrten obendrein das deutsche Hauptquartier, daß vor 26. kein russischer Angriff erfolgen würde. Am 26. war zwar General Francois noch nicht zum Vorgehen bereit, erst 10 Batl., 2 Batterien ausgeladen, doch Hindenburg bestand auf sofortigem Eingreifen nach Usdau und verwarf langwierige Umgehung auf Tauersee. Nur Mülmanns schwache L. W. mit 5 Batterien stand nordwestlich Soldau, nachdem sie die 15. r. K. D. energisch aus Lautenburg vertrieb. Ein Moltkesches Einkreisungsmanöver lag ursprünglich nicht in Ludendorffs Absicht, vielmehr hielt sich 1. K. eher zu sehr links, um das 20. zu stützen. Erst am 29. erfüllte es die Aufgabe, rasch nach Neidenburg vorzudringen und so alle nördlich der Seenplatte steckenden Massen abzuschneiden. Offenbar war Einwirkung des 1. und 17. K. aus Süden und Norden ursprünglich nur als gewöhnliche Flankenbedrohung gedacht. Einkesselung schwebte nicht vor, denn schon gewöhnliche Flankierung schloß die Rückzugsstraße durch Kanonade, sobald man die in der Seeplatte verstrickte Masse ins Rollen brachte. Die Vermutung ist nicht abzuweisen, daß erst die Hilflosigkeit der russischen Führung später den Gedanken nahelegte, den infantristischen Druck bis Willenberg fortzusetzen, d. h. den Ring zu schließen. Jedenfalls hielt Hindenburg sich in Masse zusammen ohne Auseinanderspringen zu exzentrischen Umgehungen, weshalb auch die erst am 27. anlangende L. W. D. Goltz bei Hohenstein ins Zentrum kam. Wir betonen dies mit Entschiedenheit, damit man nicht »Tannenberg« für Moltkisch-Schlieffensches Cannäproblem
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