Bismarck 04
Mühlensees in der Flanke fassend unter Mitwirkung der 37. D. Staabs, das r. 7. Rgt. um 2800 Mann lichtend. Nördlich Mühlen, wo 70. L. W. Br. wachte, geschah wenig. 3. R. D. Morgen erreichte noch nicht Hohenstein trotz gemessenen Befehls des Oberkommandos. Verdruß darüber hat aber nichts zu sagen, denn etwaige Teilniederlage des 15. r. K., hinter dem 13. K. (1., 36. D.) erst aufrückte, hätte wenig bedeutet und vielleicht weiteren Vormarsch Samsonows verzögert, während alles daran lag, ihn ins Seengewirr hineinzulocken. Übrigens grub sich auch südlich Hohenstein die Reserve Graudenz, 6 Ers. Bat. 4 Batterien unter General Unger ein. Die zum 20. K. abgezweigte 18. L. W. Marienwerder war schon seit 23. bei Muschken-Neidenburg am Feinde, sie und 5. L. W. Graudenz fingen später den dort weitergehenden Stoß des 15. r. K. bei Hohenstein in der Flanke auf, während damals Belows Rechte mit 1., 18., II/III/5. R., ferner Morgens II/III/2. R. bei Sophienthal von Allenstein vorgingen. Das Gefecht wurde am 27. dort stehend, später reihten sich auch Goltz' Holsteiner L. W. Regimenter ein. 146., I/II/18. des Allensteiner Korps auf Usdau südöstlich Gilgenburg schlossen sich dem 1. K. an, das seinerseits das 1. r. K. auf Seben-Koschlau südlich Gilgenburg zurückwarf. Was am 25. bei Lautenburg nordwestlich Soldau die 2., 9. L. W. Stralsund-Stargard geängstigt hatte, wich jetzt vor 19. L. W. der Thorner Kolonne zurück. Schon zeigte sich 1. Regt. bei Usdau, wich aber aus und zog den Feind sich nach. Am 26. griff vornehmlich Contas 41. ein, Major Arnold fiel, Falks 44. bei Heinrichsdorf am Großtauersee. Am 27. entriß Conta das hochgelegene brennende Usdau dem 85. r. Rgt., erschüttert räumte die 24. D. alle Stellungen, am Südflügel trat aber Rückschlag ein, 2. D. und 8. L. W. Brig. mußten vor 3. G. D. und 1. Schützenbrigade zurückgehen.
Wenn Rennenkampf den fälschlichen Vorwurf auf sich lud, er habe aus Rivalitätsneid seinen Kollegen im Stich gelassen, so machte sich bei Samsonows hochtrabender Zuversicht jene seelische Schwankung bemerkbar, die sich bei unklaren Köpfen in unsicherer Lage einzustellen pflegt. Einerseits trieb er sein 13. K trotz der bereits eingetretenen Niederlage des 6. K. (verlor 3000 Gefangene, 36 Gesch.) nach Allenstein vor, andererseits soll schon damals die meiste Heereskavallerie bis Mlawa über die Grenze ausgekniffen sein. Oberst Egli »Zwei Jahre Weltkrieg« irrt nun zwar: »Die beiden (?) Korps des russischen linken Flügels waren über die Grenze und blieben im weiteren Verlauf ebenso untätig wie die bei Mlawa stehende Kavalleriemasse.« Vielmehr gingen alle nach Süden Gewichenen später wieder vor, allerdings schwächlich. Bei der russischen Hilflosigkeit darf man nicht vergessen, daß sich ihnen die Empfindung ihrer taktischen Minderwertigkeit bald aufdrängte. Immerhin hätte Samsonow sich stets bei Neidenburg aufhalten und dort Flankenschutz organisieren sollen oder er mußte nach so früher Zersprengung seiner Rechten rechtzeitig Kräfte nach Ortelsburg herüberziehen, um Mackensen abzuschütteln. So blieb auch eine gewisse Möglichkeit, unter Opferung der Vorderkorps sich nach Mlawa zu retten. Er aber trieb sich im Zentrum herum, nur auf Durchbruch erpicht. Er setzte dies noch fort, als Abdrängen seiner Linken nach Südosten ihn der letzten Möglichkeit beraubte, die strategisch längst verlorene Schlacht noch zu halbwegs leidlichem Ende zu führen, d. h. zu auflösender Niederlage, aber nicht zu völliger Vernichtung. Er wählte das letztere. Sein 13., 15., 23. K. zwischen Gilgenburg und Hohenstein staken teils noch im Wassergewirr der Seen und Sümpfe, teils hatten sie es im Rücken, für Rückzug noch verhängnisvoller. Sie strebten verzweifelt sich nach vorn zu entwickeln, doch 37. D. bei Mühlen, 41. bei Gardienen, Morgen und L. W. bei Tannenberg setzten undurchdringliche Schrauben entgegen, ihre Artillerie zermalmte die russischen Sturm- wie Marschsäulen. Umsonst rannten die Moskowiter bis 29. an, je mehr sie ihre Marschkolonnen aus dem Labyrinth vorbrachten. Es sollte nicht sein. Nachdem die Flanken rechts und links in die Brüche gingen, konnte auch gewaltsame Vorwärtsbewegung der Zertrümmerung nicht entgehen.
Der Führer des 1. r. K., Atananow, später deshalb des Kommandos enthoben, benutzte nicht den Mißerfolg des deutschen Südflügels und wich über Soldau, wo die Flucht sich an den Brücken staute.
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