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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Ende. Parallel zur langen Wand waren Dielen verlegt. Vertikale Linien an den Wänden markierten die schmalen Lücken zwischen den einzelnen Spiegeln. Und entlang der Wand, etwa in Hüfthöhe, verlief eine Art Band. Alice hatte gesagt, es war goldfarben.
    Das alles kam mir bekannt vor, und dann wusste ich auch, woher. »Es ist ein Ballettstudio.«
    Überrascht schauten sie mich an.
    »Kennst du den Raum?« Jasper klang gelassen, doch da war ein Unterton in seiner Stimme, den ich nicht deuten konnte. Alice zeichnete weiter – ihre Hand flog jetzt förmlich über das Papier. Am schmalen Ende war ein Notausgang, in der vorderen rechten Ecke stand ein niedriger Tisch mit einer Stereoanlage und einem Videorecorder.
    »Er sieht aus wie der, in dem ich Ballettstunden hatte, als ich acht oder neun war. Der war genauso geschnitten.« Ich zeigte auf den schmaleren, quadratischen Teil an der hinteren Seite. »Da waren die Toiletten, an der anderen Seite war noch ein Ballettraum. Aber die Anlage stand hier« – ich deutete auf die linke Ecke – »und war älter. Es gab auch keinen Fernseher. So, wie du den Raum gezeichnet hast, konnte man ihn sehen, wenn man vom Vorraum aus hineinschaute.«
    Alice und Jasper starrten mich an.
    »Bist du sicher, dass es derselbe Raum ist?«, fragte Jasper ruhig.
    »Überhaupt nicht. Ich vermute, dass die meisten Ballettstudios so aussehen, mit den Spiegeln und der Stange und so. Aber die Art, wie der Raum geschnitten ist, kam mir bekannt vor.« Ich deutete auf die Tür, die sich genau dort befand, wo sie damals bei meinen Ballettstunden war.
    Alice riss mich aus der Erinnerung. »Kannst du dir einen Grund vorstellen, warum du dort hingehen solltest?«, fragte sie.
    »Nein. Ich bin seit fast zehn Jahren nicht mehr dort gewesen. Ich war so schlecht, dass sie mich bei Aufführungen immer in die hinterste Reihe stellten.«
    »Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie man dich mit dem Gebäude in Verbindung bringen könnte?«
    »Nein. Ich glaube, der Besitzer ist nicht einmal mehr derselbe. Bestimmt ist es einfach irgendein Tanzstudio.«
    »Und wo befand sich das, in dem du warst?«, fragte Jasper beiläufig.
    »Direkt um die Ecke von unserem Haus. Ich bin da immer nach der Schule hingelaufen …« Ich verstummte; der Blick, den die beiden sich zugeworfen hatten, war mir nicht entgangen.
    »Also hier in Phoenix?«
    »Ja«, flüsterte ich. » Ecke 58 . Straße und Cactus.«
    Schweigend saßen wir da und starrten auf die Zeichnung.
    »Alice, ist das Handy sicher?«
    »Ja«, versicherte sie mir. »Die Nummer könnte man höchstens nach Washington zurückverfolgen.«
    »Dann kann ich also damit meine Mom anrufen?«
    »Ist sie nicht in Florida?«
    »Ja – aber sie kommt bald zurück, und sie kann auf keinen Fall nach Hause gehen, solange …« Meine Stimme bebte. Ich dachte daran, was Edward über die rothaarige Frau gesagt hatte: dass sie in Charlies Haus und in der Schule gewesen war. Und in der Schule waren meine Unterlagen …
    »Wie erreichst du sie?«
    »Ich spreche auf den Anrufbeantworter zu Hause, den hört sie regelmäßig ab.«
    »Was sagst du, Jasper?«, fragte Alice.
    Er überlegte. »Es kann nicht schaden – Hauptsache, du erwähnst nicht, wo du bist.«
    Hastig griff ich nach dem Handy und wählte die vertraute Nummer. Es klingelte viermal, dann forderte mich Moms vergnügte Stimme auf, eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Hallo, Mom«, sagte ich nach dem Signalton. »Ich bin’s. Pass auf, du musst mich unbedingt sofort unter folgender Nummer anrufen, es ist wichtig.« Alice stand schon neben mir und kritzelte die Ziffern unter ihre Skizze. Ich las sie zweimal laut und deutlich vor. »Fahr auf keinen Fall irgendwohin, bevor du mich angerufen hast. Keine Sorge, mir geht es gut, aber ich muss dringend mit dir sprechen. Also, ruf an, egal, wie spät es ist, okay? Ich liebe dich, Mom. Bis bald.« Ich schloss meine Augen und betete, dass sie nicht aus irgendwelchen Gründen ihre Pläne änderte und nach Hause kam, bevor sie meine Nachricht hörte.
    Dann ließ ich mich aufs Sofa fallen, knabberte an einem Apfel herum und stellte mich auf einen langen Abend ein. Ich überlegte, ob ich Charlie anrufen sollte, aber dann war ich mir nicht sicher, ob ich mit dem Transporter überhaupt schon in Phoenix wäre. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Nachrichten und horchte auf, wann immer Florida erwähnt wurde, voller Panik, dass etwas passiert war – ein Streik, ein Wirbelsturm, ein

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