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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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hörte ich auf. Ich war mir sicher, dass er gründliche Arbeit geleistet hatte.
    Es wird so sein, als hätte es mich nie gegeben , das hatte er mir versprochen.
    Ich spürte den glatten Holzboden unter den Knien, dann unter den Handflächen und dann an der Wange. Ich hoffte ohnmächtig zu werden, aber zu meiner Enttäuschung verlor ich nicht das Bewusstsein. Die Wellen des Schmerzes, die bis jetzt nur an mir geleckt hatten, erhoben sich jetzt turmhoch, überspülten mich und zogen mich unter Wasser.
    Ich tauchte nicht wieder auf.

O ktober

N ovember

D ezember

J anuar

D as Erwachen
    Die Zeit vergeht. Selbst wenn es unmöglich erscheint. Selbst wenn das Ticken jeder Sekunde schmerzt wie das pochende Blut hinter einer Prellung. Sie vergeht ungleichmäßig, in merkwürdigen Schlangenlinien und mit zähen Pausen, aber sie vergeht. Sogar für mich.
    Charlie schlug mit der Faust auf den Tisch. »Mir reicht’s jetzt, Bella! Ich schicke dich nach Hause.«
    Ich schaute von meinen Cornflakes auf, die ich eher betrachtete, als dass ich sie aß, und starrte Charlie erschrocken an. Ich hatte ihm nicht zugehört – genauer gesagt war mir gar nicht bewusst, dass wir uns unterhalten hatten – und wusste nicht, wovon er sprach.
    »Ich bin doch zu Hause«, murmelte ich verwirrt.
    »Ich schickte dich zu Renée, nach Jacksonville«, erklärte er.
    Wütend sah er mich an, während ich langsam begriff, was er gesagt hatte.
    »Was hab ich denn gemacht?« Ich merkte, dass ich kurz davor war, loszuheulen. Das war einfach ungerecht. Mein Verhalten in den letzten vier Monaten war tadellos gewesen. Seit der ersten Woche, über die keiner von uns beiden je ein Wort verlor, hatte ich keinen einzigen Schultag versäumt. Meine Noten waren ausgezeichnet. Nie blieb ich länger aus als erlaubt – ich ging erst gar nicht irgendwohin. Und nur ganz selten gab es Resteessen.
    Charlie schaute mich finster an.
    »Du hast nichts gemacht. Das ist es ja gerade. Du machst nie irgendwas.«
    »Willst du, dass ich irgendwas anstelle?«, fragte ich und zog verwundert die Augenbrauen zusammen. Ich strengte mich sehr an, ihm zuzuhören. Das war gar nicht so einfach. Ich hatte mich so daran gewöhnt, alles auszublenden, dass meine Ohren sich anfühlten wie verstopft.
    »Etwas anstellen wäre besser als dieses … dieses ewige Trübsalblasen!«
    Das versetzte mir einen leichten Stich. Ich hatte mir solche Mühe gegeben, nicht mürrisch zu sein und keine Trübsal zu blasen.
    »Das tue ich doch gar nicht.«
    »Das trifft es nicht ganz«, gab er widerstrebend zu. »Trübsal blasen wäre nicht so schlimm – dann würdest du ja wenigstens irgendwas tun. Du bist einfach … leblos, Bella. Ich glaube, das ist das richtige Wort.«
    Damit hatte er ins Schwarze getroffen. Ich seufzte und versuchte etwas Leben in meine Antwort zu legen.
    »Tut mir leid, Dad.« Ich merkte selbst, dass das eine ziemlich lahme Entschuldigung war. Ich dachte, es hätte funktioniert. Nur deshalb hatte ich die ganze Zeit Theater gespielt, Charlie sollte nicht leiden. Es war deprimierend, dass alle Anstrengung umsonst gewesen sein sollte.
    »Du sollst dich nicht entschuldigen.«
    Ich seufzte. »Dann sag mir, was ich tun soll.«
    »Bella.« Er zögerte und beobachtete mich ganz genau, als er fortfuhr. »Schatz, weißt du, du bist nicht die Erste, die so etwas durchmacht.«
    »Ich weiß.« Ich sah ihn matt und ausdruckslos an.
    »Hör mal, Schatz. Ich glaube, du … könntest Hilfe gebrauchen.«
    »Hilfe?«
    Er schwieg einen Moment und suchte wieder nach Worten. »Als deine Mutter mich damals verlassen hat«, begann er und zog die Stirn in Falten. »Und dich mitgenommen hat.« Er atmete tief ein. »Also, da ging es mir richtig dreckig.«
    »Ich weiß, Dad«, murmelte ich.
    »Aber ich hab’s in den Griff bekommen«, fuhr er fort. »Schatz, du kriegst es nicht in den Griff. Ich hab gewartet. Ich hab gehofft, dass es besser wird.« Er sah mich an und ich senkte schnell den Blick. »Ich glaube, wir wissen beide, dass es nicht besser wird.«
    »Mir geht’s gut.«
    Er tat so, als hätte er nichts gehört. »Vielleicht … also, wenn du mit jemandem darüber reden würdest. Jemand Professionellem.«
    »Ich soll zu einem Therapeuten gehen?« Mein Ton wurde etwas schärfer, als ich begriff, worauf er hinauswollte.
    »Vielleicht würde dir das helfen.«
    »Aber vielleicht würde es auch überhaupt nicht helfen.«
    Ich wusste nicht viel über Psychotherapie, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie nur

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