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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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allen Widrigkeiten zum Trotz die ersten drei Jahre überlebte. Er hieß Peter. Ich mochte ihn; er war … anständig, so muss man es wohl nennen. Er kämpfte nicht gern, obwohl er gut darin war.
    Ihm kam die Aufgabe zu, auf die Neugeborenen aufzupassen – er war sozusagen der Babysitter. Damit war er rund um die Uhr beschäftigt.
    Und dann war es wieder so weit: Die Neugeborenen verloren ihre Kraft, sie mussten ersetzt werden. Peter sollte mir dabei helfen, sie zu beseitigen. Einen nach dem anderen nahmen wir sie uns vor. Das waren immer sehr lange Nächte. Diesmal versuchte er mich davon zu überzeugen, dass in einigen von ihnen mehr steckte, doch Maria hatte uns angewiesen, sie alle zu töten. Also lehnte ich ab.
    Wir hatten die Hälfte erledigt, und ich merkte, dass es Peter sehr zu schaffen machte. Ich überlegte, ob ich ihn wegschicken und die Arbeit allein erledigen sollte. Als ich das nächste Opfer rief, war er zu meiner Überraschung fast außer sich vor Wut. Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst – er war ein guter Kämpfer, aber gegen mich hätte er keine Chance gehabt.
    Ich hatte eine Frau aufgerufen, die das erste Jahr knapp überschritten hatte. Sie hieß Charlotte. Als sie kam, veränderten sich seine Gefühle, und das verriet ihn. Er schrie ihr zu, sie solle wegrennen, und lief dann hinter ihr her. Ich hätte sie einholen können, aber ich tat es nicht. Es widerstrebte mir, ihn zu vernichten. Maria nahm mir das übel.
    Fünf Jahre darauf tauchte Peter plötzlich wieder auf. Er hatte einen günstigen Tag erwischt. Für Maria war meine ständig schlechter werdende Stimmung ein Rätsel. Sie selbst kannte solche Anwandlungen gar nicht, und ich fragte mich, weshalb ich anders war. Wenn sie in meiner Nähe war, merkte ich, dass ihre Gefühle sich gewandelt hatten – manchmal strahlte sie Angst aus und Bosheit … dieselben Gefühle hatten mich auch gewarnt, bevor Nettie und Lucy zuschlugen. Ich bereitete mich darauf vor, meine einzige Verbündete zu töten, das Zentrum meines Daseins, als Peter auftauchte.
    Peter erzählte mir von seinem neuen Leben mit Charlotte, er eröffnete mir Möglichkeiten, von denen ich nie geträumt hätte. In den fünf Jahren hatten sie keinen einzigen Kampf geführt, obwohl sie im Norden viele andere getroffen hatten. Andere, die in Frieden nebeneinander leben konnten, ohne sich gegenseitig abzuschlachten. Schon mit diesem einen Gespräch hatte er mich überzeugt. Ich war bereit zum Aufbruch, und eigentlich war ich erleichtert, Maria nicht töten zu müssen. Ich war genauso lange bei ihr, wie Carlisle und Edward zusammen sind, auch wenn das Band zwischen uns längst nicht so stark war. Wenn man nur für den Kampf lebt, für das Blut, dann sind die Beziehungen, die man knüpft, von schwacher Natur und werden schnell aufgegeben. Ohne einen Blick zurück ging ich fort.
    Einige Jahre lang zog ich mit Peter und Charlotte umher und lernte eine neue, friedlichere Welt kennen. Doch die Niedergeschlagenheit verschwand nicht. Ich begriff nicht, was mit mir los war, bis Peter auffiel, dass es mir nach der Jagd jedes Mal schlechter ging. Darüber dachte ich nach. In den vielen blutigen Jahren war mir nahezu jede Menschlichkeit abhandengekommen. Ich war ein Albtraum, ein Monster der grässlichsten Art. Und doch spürte ich jedes Mal, wenn ich wieder einen Menschen tötete, eine vage Erinnerung an dieses andere Leben. Wenn ich sah, wie die Menschen vor Überraschung über meine Schönheit die Augen aufrissen, sah ich Maria und die beiden anderen vor mir, wie sie mir in meiner letzten Nacht als Jasper Whitlock erschienen waren. Für mich war diese flüchtige Erinnerung stärker als für andere, weil ich alles empfinden konnte, was die Opfer empfanden. Und während ich sie tötete, durchlebte ich ihre Gefühle.
    Du hast gesehen, Bella, wie ich die Stimmung um mich herum beeinflussen kann, aber ich frage mich, ob dir klar ist, wie umgekehrt die Stimmungen in einem Raum mich beeinflussen. Jeden Tag stürmen die unterschiedlichsten Gefühle auf mich ein. Das erste Jahrhundert meines Lebens verbrachte ich in einer Welt blutrünstiger Rache. Hass war mein ständiger Begleiter. Nachdem ich Maria verlassen hatte, wurde es etwas besser, aber ich musste immer noch die Angst und den Schrecken meiner Opfer spüren.
    Es wurde mir alles zu viel und ich verließ Peter und Charlotte. Obwohl sie so anständig waren, empfanden sie nicht denselben Widerwillen wie ich. Sie wollten nur nicht mehr

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