Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
vor, als ich seine Hand nahm. »Ich komme mit.«
Offenbar konnte er es gar nicht abwarten, mir das Geschenk zu überreichen, denn die menschliche Geschwindigkeit reichte ihm nicht aus. Wieder hob er mich hoch, und dann flogen wir fast die Treppe hinauf. An der Tür ließ er mich runter und flitzte ins Zimmer.
Ehe ich auch nur einen Fuß vor den anderen setzen konnte, war er schon zurück, aber ich ging einfach an ihm vorbei zu dem großen goldenen Bett, setzte mich auf den Rand und rutschte dann in die Mitte. Ich rollte mich zusammen und schlang die Arme um die Knie.
»Na gut«, brummte ich. Jetzt war ich dort, wo ich hinwollte, da konnte ich mir ein leichtes Widerstreben leisten. »Dann gib mal her.«
Edward lachte.
Er setzte sich neben mich aufs Bett, und mein Herz begann unregelmäßig zu pochen. Hoffentlich verbuchte er das als Reaktion darauf, dass er mir etwas schenkte.
»Es ist gebraucht«, erinnerte er mich ernsthaft. Er nahm meinen linken Arm von meinem Bein und berührte ganz kurz das silberne Armband. Dann gab er mir meinen Arm zurück.
Ich betrachtete das Armband. Gegenüber von dem Wolf hing jetzt ein funkelnder herzförmiger Kristall. Er bestand aus zahllosen Facetten, und sogar im schwachen Schein der Lampe glitzerte er. Ich stieß einen kleinen Schreckenslaut aus.
»Es hat meiner Mutter gehört.« Er zuckte entschuldigend die Achseln. »Ich habe noch mehr von derlei Tand geerbt. Einiges habe ich Esme und Alice geschenkt. Es hat also keine große Bedeutung.«
Ich lächelte, jetzt tat es mir ein bisschen leid, dass er sich für sein Geschenk beinahe entschuldigen musste.
»Aber ich dachte mir, es wäre ein passendes Symbol«, sagte er. »Es ist hart und kalt.« Er lachte. »Und in der Sonne glitzert es regenbogenfarben.«
»Die wichtigste Gemeinsamkeit hast du vergessen«, murmelte ich. »Es ist wunderschön.«
»Mein Herz ist genauso stumm«, sagte er nachdenklich. »Und es gehört auch dir.«
Ich drehte das Handgelenk so, dass das Herz funkelte. »Danke schön. Für beides.«
»Nein, ich danke dir. Ich bin froh, dass du mein Geschenk ohne weiteres annimmst. Das ist eine gute Übung für dich.« Er grinste und seine Zähne blitzten.
Ich schmiegte mich an ihn, barg den Kopf unter seinem Arm und kuschelte mich an seine Seite. So ähnlich musste es sich wohl anfühlen, mit Michelangelos David zu kuscheln, nur dass diese makellose Marmorgestalt mich in die Arme nahm und näher an sich zog.
Jetzt schien mir der Moment gekommen, um den Anfang zu machen.
»Ich würde gern etwas mit dir besprechen. Und ich fände es gut, wenn du versuchen könntest, aufgeschlossen zu sein.«
Er zögerte kurz. »Ich werde mir Mühe geben«, sagte er dann. Es klang vorsichtig.
»Ich werde keine Regeln brechen«, versprach ich. »Es geht hier nur um uns beide.« Ich räusperte mich. »Also … ich fand es sehr erfreulich, dass wir uns neulich so leicht auf einen Kompromiss einigen konnten. Und ich habe mir überlegt, dass ich dasselbe in einer anderen Sache versuchen möchte.« Ich fragte mich, wieso ich so förmlich sprach. Wahrscheinlich waren das die Nerven.
»Worüber möchtest du verhandeln?«, fragte er mit einem Lächeln in der Stimme.
Verzweifelt überlegte ich, wie ich anfangen sollte.
»Hör mal, wie dein Herz flattert«, murmelte er. »Wie die Flügel eines Kolibris. Geht es dir gut?«
»Ja, super.«
»Dann sprich weiter«, sagte er aufmunternd.
»Ja, also zunächst möchte ich mit dir über diese lächerliche Bedingung reden, über die Sache mit der Heirat.«
»Lächerlich nur in deinen Augen. Was ist damit?«
»Ich hab mich gefragt, ob … können wir darüber noch verhandeln?«
Edward runzelte die Stirn, jetzt war er ernst. »Ich habe bereits die denkbar größten Zugeständnisse gemacht – wider besseres Wissen habe ich zugestimmt, dass dir das Leben geraubt wird. Und das sollte mich doch zu dem einen oder anderen Zugeständnis von deiner Seite berechtigen.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf und versuchte ganz gelassen zu wirken. »Das ist alles längst beschlossene Sache. Wir reden hier nicht über meine … Verwandlung. Ich möchte ein paar andere Einzelheiten festklopfen.«
Er sah mich misstrauisch an. »Als da wären?«
Ich zögerte. »Lass uns erst mal deine Bedingungen klären.«
»Du weißt, was ich will.«
»Heiraten.« Ich ließ es wie ein Schimpfwort klingen.
»Ja.« Er lächelte breit. »Das wäre das Eine.«
Vor Schreck entglitten mir die Gesichtszüge. »Was
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