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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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aufmunternd.
    »Tja, also, einmal die erste Nacht. Als du geblieben bist.«
    »Ja, die gehört bei mir auch dazu. In meinem Lieblingsteil der Nacht hast du allerdings geschlafen.«
    »Ach, ja.« Jetzt fiel es mir wieder ein. »In der Nacht habe ich auch im Schlaf geredet.«
    »Ja«, sagte er.
    Mein Gesicht wurde heiß, als ich mich erneut fragte, was ich wohl gesagt hatte, während ich in Jacobs Armen schlief. Ich wusste nicht mehr, was ich geträumt hatte oder ob ich überhaupt etwas geträumt hatte.
    »Was hab ich letzte Nacht gesagt?«, flüsterte ich ganz leise.
    An Stelle einer Antwort zuckte er die Schultern.
    »So schlimm?«
    »So schlimm nun auch wieder nicht.« Er seufzte.
    »Bitte sag es mir.«
    »Vor allem hast du meinen Namen gesagt, wie immer.«
    »Das ist ja nicht schlimm«, sagte ich vorsichtig.
    »Aber gegen Ende hast du irgendeinen Unsinn von › Jacob, mein Jacob ‹ gemurmelt.« Obwohl er flüsterte, hörte ich, wie weh es ihm tat. »Das hat deinem Jacob sehr gefallen.«
    Ich reckte den Hals und versuchte, seine Wange mit den Lippen zu berühren. Ich konnte seine Augen nicht sehen. Er starrte ans Zeltdach.
    »Entschuldige«, sagte ich. »Das ist nur meine Art zu unterscheiden.«
    »Unterscheiden?«
    »Zwischen Dr. Jekyll und Mr Hyde. Zwischen dem Jacob, den ich gernhabe, und dem, der mich nervt«, erklärte ich.
    »Klingt einleuchtend.« Er klang ein wenig besänftigt. »Nenn mir noch eine Lieblingsnacht.«
    »Der Rückflug von Italien.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Für dich nicht?«, fragte ich erstaunt.
    »Doch, das ist eine meiner Lieblingsnächte, aber es wundert mich, dass sie auf deiner Liste steht. Warst du nicht in der irrigen Annahme, ich handle nur aus einem schlechten Gewissen heraus und würde davonrennen, sobald sich die Flugzeugtür öffnet?«
    »Stimmt.« Ich lächelte. »Aber du warst da.«
    Er küsste mein Haar. »Du liebst mich mehr, als ich es verdiene.«
    Ich lachte über diese absurde Bemerkung. »Und dann die Nacht danach«, fuhr ich fort.
    »Ja, die steht auch auf meiner Liste. Du warst so witzig.«
    »Witzig?«, fragte ich leicht empört.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du so lebhafte Träume hast. Es dauerte ewig, bis ich dich überzeugt hatte, dass du wach bist.«
    »Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher«, sagte ich leise. »Für mich warst du immer mehr Traum als Wirklichkeit. Jetzt nenn du mir eine von deinen. Habe ich die erraten, die bei dir an erster Stelle steht?«
    »Nein – das war vor zwei Nächten, als du mir endlich dein Jawort gabst.«
    Ich schnitt eine Grimasse.
    »Steht die nicht auf deiner Liste?«
    Ich dachte daran, wie er mich geküsst hatte, an die Zusage, die ich ihm abgerungen hatte, und änderte meine Meinung. »Doch … schon. Aber mit Einschränkungen. Ich verstehe nicht, warum es für dich so wichtig ist. Ich gehörte dir sowieso schon für immer.«
    »In hundert Jahren, wenn du genügend Lebenserfahrung hast, um die Antwort wirklich zu verstehen, werde ich es dir erklären.«
    »Ich werd dich dran erinnern – in hundert Jahren.«
    »Hast du es warm genug?«, fragte er plötzlich.
    »Ja«, sagte ich. »Warum?«
    Bevor er antworten konnte, wurde die Stille vor dem Zelt von einem ohrenbetäubenden Schmerzensschrei zerrissen. Das Geräusch prallte von den nackten Felswänden des Berges ab und erfüllte die Luft derart, dass es von überall her zu kommen schien.
    Der Schrei fuhr durch mein Hirn wie ein Tornado, gleichermaßen fremd und vertraut. Fremd, weil ich noch nie so einen qualvollen Schrei gehört hatte. Vertraut, weil ich die Stimme sofort erkannte – ich erkannte den Laut und begriff, was er bedeutete, als hätte ich ihn selbst ausgestoßen. Es spielte keine Rolle, dass Jacob nicht in seiner Menschengestalt war, als er schrie. Ich brauchte keine Übersetzung.
    Jacob war ganz in der Nähe. Er hatte jedes Wort mit angehört, das wir gesprochen hatten. Und er litt.
    Der Schrei mündete in ein gurgelndes Schluchzen, dann war es wieder still.
    Ich hörte seine leise Flucht nicht, aber ich spürte sie – nun spürte ich die Abwesenheit, von der ich zuvor fälschlich ausgegangen war, die Leere, die er zurückließ.
    »Weil dein Heizlüfter nicht mehr kann«, sagte Edward ruhig. »Ende des Waffenstillstands«, fügte er hinzu, so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob ich richtig gehört hatte.
    »Jacob hat gelauscht«, flüsterte ich. Es war keine Frage.
    »Ja.«
    »Und du wusstest es.«
    »Ja.«
    Ich starrte ins Nichts, ohne etwas zu

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