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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Edward.
    »War es nicht!«
    Jacob schäumte regelrecht. Seine Hände zitterten. Er schüttelte den Kopf und atmete zweimal tief durch.
    »Emmett und Paul?«, flüsterte ich. Paul war der Hitzigste aus Jacobs Rudel. Er hatte auch an jenem Tag im Wald die Beherrschung verloren – plötzlich war die Erinnerung an den knurrenden grauen Wolf wieder lebendig. »Was ist passiert? Haben sie miteinander gekämpft?« Meine Stimme war schrill vor Panik. »Warum? Ist Paul verletzt worden?«
    »Niemand hat gekämpft«, sagte Edward leise, nur zu mir. »Niemand ist verletzt worden. Keine Angst.«
    Jacob starrte uns ungläubig an. »Du hast ihr gar nichts erzählt, oder? Hast du sie deshalb weggebracht? Damit sie nicht erfährt, dass …«
    »Schluss jetzt.« Edward schnitt ihm mitten im Satz das Wort ab, und er sah plötzlich furchterregend aus – wirklich furchterregend. Einen kurzen Moment lang sah er aus wie … wie ein Vampir . Er sah Jacob mit unverhohlenem Hass an.
    Jacob zog die Augenbrauen hoch, zeigte aber keine weitere Regung. »Warum hast du es ihr nicht gesagt?«
    Einen langen Augenblick starrten sie sich schweigend an. Hinter Tyler und Austin versammelten sich noch mehr Schüler. Ich sah Ben und daneben Mike – Mike hatte Ben eine Hand auf die Schulter gelegt, als wollte er ihn zurückhalten.
    In der Totenstille fügten sich die Einzelteile plötzlich zu einem Bild zusammen.
    Edward wollte mir etwas verheimlichen.
    Etwas, das Jacob mir nicht verheimlicht hätte.
    Und dieses Etwas trieb sowohl die Cullens als auch die Wölfe in den Wald, gefährlich nah zueinander.
    Es brachte Edward dazu, mich aus Forks wegzubringen.
    Alice hatte es letzte Woche in ihrer Vision gesehen – in einer Vision, über die Edward mir nicht die Wahrheit gesagt hatte.
    Es war etwas, mit dem ich sowieso gerechnet hatte. Ich hatte gewusst, dass es wieder passieren würde, sosehr ich mir auch das Gegenteil wünschte. Das würde nie ein Ende nehmen, nicht wahr?
    Ich hörte, wie der Atem schnell und stoßweise aus meinem Mund kam, aber ich konnte nichts dagegen tun. Es sah aus, als würde die Schule von einem Erdbeben geschüttelt, aber das lag nur daran, dass ich so zitterte.
    »Sie ist zurückgekommen, um mich zu holen«, stieß ich mühsam hervor.
    Victoria würde erst aufgeben, wenn ich tot war. Sie wiederholte immer wieder dasselbe Muster – antäuschen und weglaufen, antäuschen und weglaufen –, bis sie irgendwann eine Lücke in der Verteidigung fand.
    Vielleicht hatte ich Glück. Vielleicht kamen die Volturi ihr zuvor – die würden mich wenigstens schnell töten.
    Edward drückte mich an sich und strich mir besorgt übers Gesicht. Er achtete darauf, dass er zwischen mir und Jacob stand. »Es ist alles gut«, flüsterte er. »Es ist alles gut. Ich lasse es nicht zu, dass sie in deine Nähe kommt, es ist alles gut.«
    Dann blitzte er Jacob an. »Ist deine Frage damit beantwortet, du Bastard?«
    »Findest du nicht, dass Bella das Recht hat, Bescheid zu wissen?«, sagte Jacob. »Es ist ihr Leben.«
    Edward sprach fast lautlos, nicht einmal Tyler, der sich ein wenig vorbeugte, konnte ihn hören. »Warum soll sie Angst haben, wenn gar keine Gefahr besteht?«
    »Lieber Angst haben als angelogen werden.«
    Ich versuchte mich zusammenzureißen, aber meine Augen waren tränennass. Ich sah es vor mir – ich sah Victorias Gesicht, ihre gefletschten Zähne, ihre vor Rachedurst glühenden Augen. Sie gab Edward die Schuld am Tod von James, ihrem Geliebten, und würde erst Ruhe geben, wenn auch Edward seine Geliebte verloren hatte.
    Edward wischte mir mit den Fingerspitzen die Tränen von den Wangen.
    »Hältst du es wirklich für besser, ihr wehzutun, als sie zu beschützen?«, murmelte er.
    »Sie kann mehr ab, als du denkst«, sagte Jacob. »Und sie hat schon Schlimmeres durchgemacht.«
    Ganz plötzlich änderte sich Jacobs Miene, und er starrte Edward mit einem eigenartigen, forschenden Blick an. Seine Augen wurden schmal, als versuchte er, eine schwierige Aufgabe im Kopf auszurechnen.
    Ich spürte, wie Edward sich verkrampfte. Ich schaute zu ihm auf und sah, dass sein Gesicht schmerzverzerrt war. Einen schrecklichen Moment lang fühlte ich mich an den Nachmittag in Italien erinnert, an das grausige Turmzimmer der Volturi, wo Jane Edward mit ihrer heimtückischen Gabe gefoltert, ihn mit ihren bloßen Gedanken verbrannt hatte …
    Diese Erinnerung bewahrte mich vor dem drohenden Nervenzusammenbruch, sie rückte alles wieder zurecht.

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