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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Jacob gewesen war. Ein bisschen jünger, ein bisschen verrückter. Ein Mädchen, das hin und wieder und ohne besonderen Grund eine richtige Dummheit begehen konnte.
    Unser Überschwang hielt sich während der ersten paar Gesprächsthemen – wie es uns ging, was wir jetzt unternehmen wollten, wie viel Zeit ich hatte und was mich herführte. Als ich zögernd von dem Wolfs-Flugblatt erzählte, lachte Jacob so schallend, dass es von den Bäumen widerhallte. Doch dann, als wir am Laden vorbeischlenderten und uns durch das dichte Gestrüpp zwängten, das diesen Küstenabschnitt des First Beach umgab, wurde es schwieriger. Schon bald kamen wir auf die Gründe für unsere lange Trennung zu sprechen, und ich sah, wie Jacobs Gesicht sich zu der bitteren Maske verhärtete, die ich inzwischen nur zu gut kannte.
    »Also, wie sieht’s jetzt aus?«, fragte Jacob und trat mit zu viel Kraft gegen ein Stück Treibholz. Es flog über den Sand und knallte gegen die Felsen. »Ich meine, seit wir uns das letzte Mal … na ja, vorher, du weißt schon«, stammelte er. Er holte tief Luft und versuchte es noch einmal. »Was mich interessieren würde … ist jetzt alles wieder so wie vorher, bevor er dich verlassen hat? Hast du ihm das alles verziehen?«
    Ich atmete tief durch. »Da gab es nichts zu verzeihen.«
    Ich hätte diesen Teil gern übersprungen, den Verrat, die Beschuldigungen, aber ich wusste, dass wir uns darüber aussprechen mussten.
    Jacob machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Schade, dass Sam dich nicht fotografiert hat, als er dich in der Nacht im September gefunden hat. Das wäre dann Beweisstück A.«
    »Hier steht niemand vor Gericht.«
    »Vielleicht sollte aber jemand vor Gericht stehen.«
    »Nicht mal du würdest ihm sein Verschwinden vorwerfen, wenn du den Grund kennen würdest.«
    Er starrte mich einige Augenblicke lang wütend an. »Also gut«, sagte er dann herausfordernd. »Versuch mal mich zu überraschen.«
    Seine Feindseligkeit tat mir weh; ich konnte es nicht ertragen, dass er wütend auf mich war. Es erinnerte mich an den düsteren Nachmittag vor langer, langer Zeit, als er mir – auf Befehl von Sam – gesagt hatte, wir könnten nicht mehr befreundet sein. Es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder gefasst hatte.
    »Edward hat mich im Herbst verlassen, weil er fand, ich sollte nicht mit Vampiren zusammen sein. Er dachte, es wäre besser für mich, wenn er wegginge.«
    Jacob musste erst mal schlucken. Die Antwort, die er parat gehabt hatte, passte jetzt offenbar nicht mehr. Ich war froh, dass er nicht wusste, was Edward zu dieser Entscheidung getrieben hatte. Ich konnte nur ahnen, was er denken würde, wenn er wüsste, dass Jasper mich beinahe umgebracht hätte.
    »Aber er ist ja zurückgekommen, oder?«, murmelte Jacob. »Schade, dass er sich nicht an seine Vorsätze halten kann.«
    »Vielleicht erinnerst du dich, dass ich ihm nachgereist bin und ihn zurückgeholt hab.«
    Jacob starrte mich einen Augenblick an, dann machte er einen Rückzieher. Als er wieder sprach, war seine Miene nicht mehr so angespannt, seine Stimme ruhiger.
    »Da hast du Recht. Du hast mir nie erzählt, was passiert ist. Also?«
    Ich zögerte und biss mir auf die Lippe.
    »Ist es ein Geheimnis?« Das klang fast höhnisch. »Darfst du es mir nicht erzählen?«
    »Doch«, sagte ich schnippisch. »Aber es ist eine sehr lange Geschichte.«
    Jacob lächelte überheblich und begann am Strand entlangzugehen. Offenbar erwartete er, dass ich mitkam.
    Wenn Jacob sich so benahm, machte es keinen Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Ich trottete hinter ihm her, unschlüssig, ob ich mich nicht lieber umdrehen und wieder verschwinden sollte. Aber zu Hause wartete eine Auseinandersetzung mit Alice auf mich … ich hatte es eigentlich nicht eilig.
    Jacob ging zu einem riesigen Stück Treibholz, das ich gut kannte – es war ein ganzer Baum mit Wurzeln, weiß gewaschen und tief in den Sand eingegraben; es war sozusagen unser Baum.
    Jacob setzte sich auf den Baum wie auf eine Bank und klopfte auf den Platz neben sich.
    »Gegen lange Geschichten hab ich nichts. Ist auch Action dabei?«
    Ich verdrehte die Augen und setzte mich neben ihn. »Ein bisschen schon«, sagte ich.
    »Ohne Action wär es ja auch keine Horrorgeschichte.«
    »Horror!«, sagte ich verächtlich. »Willst du jetzt zuhören oder unverschämte Bemerkungen über meine Freunde machen?«
    Er tat so, als würde er seine Lippen verschließen, dann warf er den

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