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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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sie einfach wieder in dein Leben gelassen hast, als hätten sie dir nie etwas getan.«
    Ich glaubte kein bisschen, dass Sam der Einzige war, der so empfand. Und mein ätzender Ton galt ihnen beiden.
    »Du kannst Sam sagen, er soll sich zum …«
    »Guck dir das an«, unterbrach Jacob mich und zeigte auf einen Adler, der gerade aus unglaublicher Höhe zum Ozean stürzte. Erst im letzten Moment hielt er inne, und nur seine Klauen durchbrachen für einen kurzen Augenblick die Wasseroberfläche. Dann flog er davon, seine Flügel kämpften mit dem Gewicht des riesigen Fisches, den er geschnappt hatte.
    »Wohin du auch blickst«, sagte Jacob, und seine Stimme war plötzlich weit weg, »nimmt die Natur ihren Lauf … Jäger und Beute, der endlose Kreislauf von Leben und Tod.«
    Ich wusste nicht, was diese Lektion in Naturkunde sollte, vermutlich wollte er bloß das Thema wechseln. Aber dann schaute er mich spöttisch an.
    »Während man nie sieht, dass der Fisch den Adler zu küssen versucht. Das sieht man nie.« Er grinste.
    Ich grinste verkniffen zurück, obwohl ich immer noch wütend war. »Vielleicht hat der Fisch es versucht«, sagte ich. »Es ist schwer zu sagen, was ein Fisch denkt. Adler sind schöne Vögel, weißt du.«
    »Kommt es nur darauf an?« Sein Ton war plötzlich schärfer. »Auf das Aussehen?«
    »Sei nicht albern, Jacob.«
    »Oder ist es das Geld?«, sagte er.
    »Das ist ja reizend«, sagte ich leise und stand auf. »Wie schmeichelhaft, dass du so von mir denkst.« Ich kehrte ihm den Rücken zu und ging davon.
    »He, sei nicht sauer.« Er war sofort hinter mir, fasste mich am Handgelenk und drehte mich zu sich herum. »Im Ernst! Ich versuche dich zu verstehen, aber es gelingt mir einfach nicht!«
    Wütend zog er die Augenbrauen zusammen, und seine dunkel umschatteten Augen waren schwarz.
    »Ich liebe ihn . Nicht weil er schön oder weil er reich ist.« Ich sagte es voller Verachtung. »Mir wäre es lieber, er wäre keins von beidem. Das würde den Abstand zwischen uns verringern – wenn auch nur ein kleines bisschen, denn er wäre immer noch der liebste, selbstloseste, klügste und netteste Junge, den ich je kennengelernt habe. Natürlich liebe ich ihn. Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Es ist unmöglich zu verstehen.«
    »Dann klär mich doch mal bitte auf, Jacob«, sagte ich betont sarkastisch. »Was ist ein annehmbarer Grund, jemanden zu lieben? Da ich es ja ganz offensichtlich falsch mache.«
    »Ich glaube, zunächst sollte man sich jemanden seiner eigenen Art suchen. Das klappt normalerweise ganz gut.«
    »Was für ein Schwachsinn!«, rief ich. »Dann bleib ich am Ende also doch bei Mike Newton hängen.«
    Jacob zuckte zusammen und biss sich auf die Lippe. Ich sah, dass ich ihn verletzt hatte, aber ich war so wütend, dass es mir egal war. Er ließ mein Handgelenk los und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann wandte er mir den Rücken zu und starrte aufs Meer.
    »Ich bin ein Mensch«, sagte er fast unhörbar.
    »Nicht so wie Mike«, sagte ich unbarmherzig. »Glaubst du jetzt immer noch, das ist der wichtigste Punkt?«
    »Das ist was ganz anderes«, sagte Jacob, ohne den Blick von den grauen Wellen zu wenden. »Ich hab es mir nicht ausgesucht.«
    Ich lachte ungläubig. »Denkst du etwa, Edward hat es sich ausgesucht? Er wusste genauso wenig wie du, wie ihm geschah. Er hat sich bestimmt nicht dafür angemeldet.«
    Jacob schüttelte den Kopf mit kleinen, schnellen Bewegungen.
    »Weißt du, Jacob, du bist ganz schön selbstgerecht – wenn man bedenkt, dass du ein Werwolf bist.«
    »Das ist nicht dasselbe«, beharrte Jacob und sah mich finster an.
    »Und warum nicht? Ein bisschen mehr Verständnis könntest du schon für die Cullens haben. Du weißt ja gar nicht, wie gut sie sind – herzensgut, Jacob.«
    Er zog die Brauen noch mehr zusammen. »Es dürfte sie gar nicht geben. Ihre Existenz ist gegen die Natur.«
    Ich sah ihn lange an, eine Augenbraue ungläubig hochgezogen. Es dauerte eine Weile, ehe er es bemerkte.
    »Was ist?«
    »Apropos gegen die Natur …«, sagte ich.
    »Bella«, sagte er langsam, mit veränderter Stimme. Er hörte sich plötzlich älter an als ich – wie ein Vater oder ein Lehrer. »Was ich bin, ist in mir geboren. Es ist ein Teil meiner selbst, meiner Familie, meines Stammes – es ist der Grund dafür, dass wir immer noch hier sind. Außerdem«, er schaute mich an, sein Blick immer noch unergründlich, »bin ich immer noch ein Mensch.«
    Er nahm meine Hand und

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