Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
den Knien reichten, und sie stürzte sich auf einen gigantischen Wolf mit graumelierter Schnauze, in dem ich Billy Black erkannte.
    Ich rannte los, doch es ging mir wie meistens im Traum – ich kam nicht von der Stelle. Ich versuchte sie anzuschreien und ihnen zuzurufen, dass sie aufhören sollten, aber meine Stimme wurde vom Wind erstickt und es kam kein Ton heraus. Ich schwenkte die Arme, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Etwas leuchtete in meiner rechten Hand, und da erst fiel mir auf, dass ich etwas festhielt.
    Es war eine lange scharfe Klinge, alt und silberfarben, und daran klebte eine Kruste aus getrocknetem schwarzem Blut.
    Ich zuckte zurück und riss die Augen auf – und sah mein stilles dunkles Zimmer. Als Erstes fiel mir auf, dass ich nicht allein war. Ich drehte mich um und vergrub das Gesicht an Edwards Brust, denn ich wusste, dass der süße Duft seiner Haut das beste Mittel gegen Albträume aller Art war.
    »Habe ich dich geweckt?«, flüsterte er. Ich hörte etwas rascheln, Papier, dann einen leisen Schlag, als etwas Leichtes auf den Holzfußboden fiel.
    »Nein«, murmelte ich und seufzte zufrieden, als er mich fester in die Arme nahm. »Ich hab schlecht geträumt.«
    »Möchtest du mir davon erzählen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Zu müde. Vielleicht morgen früh, wenn ich es dann noch weiß.«
    Ich merkte, wie er von leisem Lachen geschüttelt wurde.
    »Einverstanden, morgen früh«, sagte er.
    »Was hast du gelesen?«, murmelte ich, immer noch im Halbschlaf.
    »Sturmhöhe«, sagte er.
    Ich runzelte schläfrig die Stirn. »Ich dachte, du findest das Buch nicht gut.«
    »Du hattest es hier liegenlassen«, sagte er, und seine leise Stimme schläferte mich wieder ein. »Außerdem … je mehr Zeit ich mit dir verbringe, desto mehr menschliche Regungen erscheinen mir verständlich. Ich stelle fest, dass ich auf eine Weise mit Heathcliff fühle, die ich nicht für möglich gehalten hätte.«
    »Mmm«, seufzte ich.
    Er sagte noch etwas, aber da war ich schon wieder eingeschlafen.
    Der nächste Morgen dämmerte perlgrau und still. Edward fragte mich nach meinem Traum, aber ich bekam ihn nicht mehr zu fassen. Ich wusste nur noch, dass ich gefroren hatte und dass ich froh gewesen war, Edward bei mir zu haben, als ich aufwachte. Er küsste mich, bis mein Puls raste, dann machte er sich auf den Weg, weil er sich zu Hause umziehen und seinen Wagen holen wollte.
    Ich zog mich schnell an – die Auswahl war nicht groß. Der fremde Eindringling hatte meine Garderobe ernsthaft geschmälert. Wenn es nicht so unheimlich gewesen wäre, hätte ich mich richtig geärgert.
    Ich wollte gerade zum Frühstück nach unten gehen, als mir die zerfledderte Ausgabe von Sturmhöhe auffiel, die aufgeschlagen auf dem Boden lag, wo Edward sie letzte Nacht fallen gelassen hatte.
    Neugierig hob ich das Buch auf und versuchte mich daran zu erinnern, was er gesagt hatte. Irgendetwas darüber, dass er mit Heathcliff mitfühlte, ausgerechnet. Das konnte nicht sein, bestimmt hatte ich das nur geträumt.
    Drei Wörter stachen mir ins Auge, und ich beugte mich hinunter, um mir den Abschnitt genauer anzusehen. Es war Heathcliff, der da sprach, und ich kannte die Stelle sehr gut.
    Daran kannst du die Verschiedenheit unserer Gefühle erkennen: Wäre er an meiner und ich an seiner Stelle gewesen, ich hätte nie die Hand gegen ihn erhoben, auch dann nicht, wenn mein Hass so stark gewesen wäre, dass er mir das Leben in Galle verwandelt hätte. Du kannst mich ungläubig ansehen, wenn es dir beliebt. Ich hätte sie nie seiner Gesellschaft beraubt, solange sie danach verlangt hätte. Im Augenblick, da ihre Liebe aufgehört hätte, würde ich ihm das Herz aus dem Leibe gerissen und sein Blut getrunken haben. Aber bis dahin – wenn du mir nicht glaubst, kennst du mich nicht – bis dahin wäre ich lieber langsam gestorben, als dass ich ihm nur ein Haar gekrümmt hätte.
    Die drei Wörter, die mir ins Auge gestochen waren, lauteten »sein Blut getrunken«.
    Ich schauderte.
    Ja, bestimmt hatte ich nur geträumt, dass Edward etwas Positives über Heathcliff gesagt hatte. Und bestimmt hatte er auch gar nicht diese Seite gelesen. Das Buch konnte auf jeder beliebigen Seite aufgeklappt sein.

Z eit
    »Ich habe vorhergesehen …«, begann Alice in unheilvollem Ton.
    Edward wollte ihr einen Rippenstoß versetzen, doch sie wich geschickt aus.
    »Na schön«, grummelte sie. »Edward zwingt mich dazu. Aber ich habe wirklich vorhergesehen,

Weitere Kostenlose Bücher