Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
goldenes Haar strahlen, das ihr bis zu den Knien ging. Ihr Gesicht war von magischer Schönheit, die Augen schwarz in dem weißen Gesicht. Einige warfen sich ihr demütig zu Füßen.
Mit hoher, durchdringender Stimme fragte sie etwas in einer Sprache, die niemand je gehört hatte. Die Leute waren perplex und wussten nichts zu sagen. Unter den Anwesenden war keiner von Taha Akis Blut, bis auf einen kleinen Jungen. Er klammerte sich an seine Mutter und schrie, der Geruch brenne ihm in der Nase. Einer der Ältesten, der auf dem Weg zum Rat war, hörte den Jungen und begriff, wer da gekommen war. Er schrie den Leuten zu, sie sollten wegrennen. Ihn tötete sie als Erstes.
Zwanzig Zeugen sahen die Ankunft der kalten Frau. Nur zwei konnten entkommen, weil sie sich dazu hinreißen ließ, ihren Durst am Blut zu stillen. Sie rannten zu Taha Aki, der mit den anderen Ältesten im Rat saß, mit seinen Söhnen und seiner dritten Frau.
Sobald Yaha Uta hörte, was geschehen war, verwandelte er sich in den Geisterwolf. Er ging los, um die kalte Frau allein zu töten. Taha Aki, seine dritte Frau, seine Söhne und die Ältesten folgten ihm.
Zunächst konnten sie die kalte Frau nicht finden, nur die Spuren ihres Angriffs. Leblose, zerstückelte Körper lagen auf dem Weg, manche blutleer. Dann hörten sie Schreie und liefen schnell zur Bucht.
Eine Handvoll Quileute waren zu den Schiffen gerannt, um zu fliehen. Wie ein Hai schwamm sie hinter ihnen her und zerbrach mit ihrer unglaublichen Kraft den Bug ihres Schiffes. Als das Schiff sank, fing sie alle ein, die versuchten wegzuschwimmen, und tötete sie.
Da sah sie den großen Wolf am Ufer und vergaß die fliehenden Schwimmer. Sie schwamm so schnell, dass ihre Gestalt kaum noch zu erkennen war, bis sie triefnass und in ihrer ganzen Schönheit vor Yaha Uta stand. Sie zeigte mit einem weißen Finger auf ihn und fragte wieder etwas Unverständliches. Yaha Uta wartete.
Es war ein harter Kampf. Sie war nicht so stark, wie ihr Gefährte gewesen war. Aber Yaha Uta war allein – niemand konnte ihren Zorn von ihm ablenken.
Als Yaha Uta verlor, stieß Taha Aki einen herausfordernden Schrei aus. Er humpelte los und verwandelte sich in einen uralten Wolf mit grauer Schnauze. Der Wolf war alt, aber er war immer noch Taha Aki, der Geistermann, und seine Wut machte ihn stark. Der Kampf begann aufs Neue.
Taha Akis dritte Frau hatte gerade mit angesehen, wie ihr Sohn vor ihren Augen gestorben war. Jetzt kämpfte ihr Mann, und sie hatte keinerlei Hoffnung, dass er gewinnen könnte. Sie hatte alles gehört, was die Zeugen des Gemetzels dem Rat berichtet hatten. Sie kannte auch die Geschichte von Yaha Utas erstem Sieg und wusste, dass er nur durch das Ablenkungsmanöver seines Bruders gewonnen hatte.
Die dritte Frau zog ein Messer aus dem Gürtel eines ihrer Söhne, die neben ihr standen. Es waren alles junge Söhne, noch keine Männer, und sie wusste, dass sie sterben würden, wenn ihr Vater unterlag.
Mit hoch erhobenem Messer stürmte sie auf die kalte Frau zu. Die kalte Frau lächelte und ließ sich von ihrem Kampf mit dem alten Wolf kaum ablenken. Sie hatte keine Angst vor der schwachen Frau oder vor dem Messer, das nicht einmal einen Kratzer auf ihrer Haut hinterlassen würde, und sie wollte Taha Aki gerade den Todesstoß versetzen.
Da tat die dritte Frau etwas, womit die kalte Frau nicht gerechnet hatte. Sie warf sich der Bluttrinkerin vor die Füße und stieß sich das Messer ins Herz.
Blut spritzte durch ihre Finger und traf die kalte Frau. Diese konnte der Verlockung des frischen Blutes, das aus dem Körper der dritten Frau trat, nicht widerstehen. Instinktiv wandte sie sich zu der Sterbenden, einen kurzen Moment ganz und gar überwältigt von ihrem Durst.
Da schlossen sich Taha Akis Zähne um ihren Hals.
Der Kampf war noch nicht zu Ende, aber jetzt stand Taha Aki nicht mehr allein da. Als zwei der jungen Söhne ihre Mutter sterben sahen, wurden sie so zornig, dass der Geisterwolf in ihnen zum Leben erwachte, obwohl sie noch keine Männer waren. Zusammen mit ihrem Vater überwältigten sie die kalte Frau.
Taha Aki kehrte nie zu seinem Stamm zurück. Er verwandelte sich nie wieder zurück in einen Mann. Einen ganzen Tag lag er neben dem leblosen Körper der dritten Frau. Wenn jemand sie berühren wollte, knurrte er, und schließlich ging er in den Wald und kehrte nie mehr zurück.
Von da an gab es kaum noch Zusammenstöße mit den kalten Wesen. Taha Akis Söhne bewachten den Stamm,
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