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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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ich konnte den Blick nicht von seiner mit feinen Narben übersäten Haut wenden.
    »Ich habe nicht ganz so eine … Erziehung genossen wie meine Adoptivgeschwister. Ich habe vollkommen anders angefangen.« Seine Stimme klang jetzt hart.
    Mit offenem Mund sah ich ihn an.
    »Ehe ich dir meine Geschichte erzähle«, sagte Jasper, »musst du wissen, Bella, dass an manchen Orten unserer Welt die Lebenszeit der Alterslosen in Wochen gezählt wird, nicht in Jahrhunderten.«
    Für die anderen war das alles nichts Neues. Sie wandten sich wieder dem Fernsehen zu. Alice setzte sich leise zu Esmes Füßen. Doch Edward war genauso aufmerksam wie ich; ich spürte seinen Blick auf meinem Gesicht, einen Blick, mit dem er jede Gefühlsregung registrierte.
    »Um das richtig zu verstehen, musst du die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Du musst dir vorstellen, wie sie den Mächtigen erscheint, den Gierigen … den allzeit Durstigen. Manche Orte sind bei uns besonders begehrt. Solche, wo wir uns weniger beherrschen müssen, ohne entdeckt zu werden. Stell dir einmal eine Landkarte der westlichen Hemisphäre vor. Stell dir jedes Menschenleben als kleinen roten Punkt vor. Je mehr Rot, desto leichter können wir – jene von uns, die auf diese Weise leben – uns ernähren, ohne aufzufallen.«
    Ich schauderte vor dem Bild in meinem Kopf, vor dem Wort ernähren . Aber Jasper hatte keine Angst, mich zu verschrecken, er war nicht so übertrieben rücksichtsvoll wie Edward. Ohne Unterbrechung erzählte er weiter.
    »Nicht, dass sich die Zirkel im Süden des Landes groß darum scheren würden, was den Menschen auffällt und was nicht. Aber die Volturi halten sie in Schach. Sie sind die Einzigen, vor denen die Zirkel im Süden Angst haben. Ohne die Volturi wüsste bald alle Welt, dass es uns gibt.«
    Ich runzelte die Stirn, als ich hörte, wie er den Namen aussprach – mit Respekt, beinahe Dankbarkeit. Dass man die Volturi als die Guten betrachten könnte, war schwer vorstellbar.
    »Der Norden ist vergleichsweise zivilisiert. Die meisten von uns hier sind Nomaden, denen der Tag ebenso gefällt wie die Nacht; wir erlauben den ahnungslosen Menschen, Umgang mit uns zu haben – uns allen ist es wichtig, unerkannt zu bleiben. Die Welt im Süden ist eine völlig andere. Dort kommen die Unsterblichen nur des Nachts heraus. Tagsüber planen sie ihren nächsten Angriff oder versuchen den des Feindes vorauszusehen. Denn im Süden herrscht Krieg, ununterbrochen seit Jahrhunderten, ohne einen Augenblick des Waffenstillstands. Die Zirkel dort nehmen die Existenz der Menschen kaum wahr, höchstens wie Soldaten eine Rinderherde am Wegesrand wahrnehmen – als Nahrungsquelle. Nur der Volturi wegen verbergen sie sich vor der Herde.«
    »Aber worum kämpfen sie?«, fragte ich.
    Jasper lächelte. »Erinnerst du dich an die Karte mit den roten Punkten?«
    Er wartete auf eine Antwort, also nickte ich.
    »Sie kämpfen um die Gebiete mit dem meisten Rot. Irgendein Vampir kam eines Tages auf die Idee, dass er, wenn er der Einzige in, sagen wir, Mexico City wäre, jede Nacht unbemerkt zwei, drei Mal seinen Durst stillen könnte. Dann überlegte er sich, wie er die Konkurrenz ausschalten könnte. Andere hatten die gleiche Idee. Manche entwickelten effektivere Strategien als andere.
    Doch die effektivste Strategie entwickelte ein ziemlich junger Vampir namens Benito. Er kam aus der Gegend nördlich von Dallas und machte zum ersten Mal von sich reden, als er zwei kleine Zirkel niedermetzelte, die sich das Revier um Houston teilten. Zwei Nächte darauf nahm er es mit einer viel stärkeren Gruppe von verbündeten Vampiren auf, die Monterrey in Nordmexiko für sich beanspruchten. Und wieder gewann er.«
    »Wie hat er das gemacht?«, fragte ich mit verhaltener Neugier.
    »Benito hatte sich eine Armee aus neugeborenen Vampiren geschaffen. Er war der Erste, der darauf kam, und am Anfang war er nicht zu bremsen. Ganz junge Vampire sind wild und unbeherrscht und kaum zu lenken. Mit einem einzelnen Neugeborenen kann man noch vernünftig reden, kann ihm beibringen, sich zu beherrschen, aber zehn, fünfzehn zusammen sind ein Albtraum. Ob sie aufeinander losgehen oder auf den Feind, ist reine Glückssache. Benito musste immer mehr Vampire erschaffen, da sie sich ständig untereinander bekämpften und er im Kampf gegen andere Zirkel mehr als die Hälfte seiner Krieger einbüßte.
    Neugeborene sind zwar gefährlich, doch wenn man weiß, worauf es ankommt, kann man

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