Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
verkohlten Leiche.
Die Beweise sind ebenso widersprüchlich wie grauenhaft. Eine brutale neue Bande oder ein wild wütender Serienmörder? Oder etwas anderes, was die Polizei noch gar nicht in Betracht gezogen hat?
Nur eines ist unbestritten: Etwas Entsetzliches geschieht in Seattle.
Ich brauchte drei Anläufe, um den letzten Satz zu lesen, und ich merkte, dass es am Zittern meiner Hände lag.
»Bella?«
Ich war so vertieft, dass ich, obwohl Edward leise sprach und ich mit ihm gerechnet hatte, erschrocken herumfuhr.
Er lehnte in der Tür, die Augenbrauen zusammengezogen. Dann war er plötzlich bei mir und nahm meine Hand.
»Habe ich dich erschreckt? Entschuldige. Ich habe geklopft …«
»Nein, nein«, sagte ich schnell. »Hast du das hier gelesen?« Ich zeigte auf die Zeitung.
Er legte die Stirn in Falten.
»Heute habe ich noch nicht in die Zeitung geschaut. Aber ich wusste, dass es schlimmer werden würde. Wir müssen etwas unternehmen, und zwar bald.«
Das gefiel mir gar nicht. Ich fand es schrecklich, wenn einer von ihnen sich in Gefahr begab, und allmählich hatte ich richtig Angst vor demjenigen, der in Seattle sein Unwesen trieb. Aber die Vorstellung, die Volturi könnten herkommen, war nicht minder schrecklich.
»Was sagt Alice?«
»Das ist das Problem.« Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. »Sie kann nichts sehen … obwohl wir schon mehrmals beschlossen haben, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie verliert allmählich das Vertrauen. Sie hat das Gefühl, dass ihr in den letzten Tagen zu vieles entgeht, dass etwas nicht stimmt. Dass sie vielleicht ihre Gabe verliert.«
Ich sah ihn mit großen Augen an. »Kann das denn passieren?«
»Wer weiß? Darüber gibt es noch keine wissenschaftliche Untersuchung … doch ich bezweifle es stark. Solche Gaben werden mit der Zeit eher stärker. Denk nur an Aro und Jane.«
»Was ist dann los?«
»Ich glaube, es ist ein Teufelskreis. Wir warten darauf, dass Alice etwas sieht, damit wir uns auf den Weg machen können … und sie sieht nichts, weil wir erst losziehen, wenn sie etwas sieht. Vielleicht müssen wir einfach blind gehen.«
Ich schauderte. »Nein.«
»Möchtest du heute unbedingt zur Schule? Es sind nur noch ein paar Tage bis zu den Prüfungen, wir werden also nichts Neues mehr durchnehmen.«
»Ich glaube, ich könnte es einen Tag ohne Schule aushalten. Was hast du vor?«
»Ich möchte mit Jasper reden.«
Schon wieder Jasper. Es war merkwürdig. In der Familie Cullen bewegte Jasper sich immer ein wenig am Rand, er war Teil des Geschehens, stand jedoch nie mittendrin. Insgeheim ging ich davon aus, dass er nur wegen Alice dabei war. Ich glaubte, dass er Alice überallhin folgen würde und dass er sich diese Art zu leben niemals selbst ausgesucht hätte. Wahrscheinlich bereitete es ihm deshalb auch größere Schwierigkeiten, sich daran zu halten – er war nicht so überzeugt davon wie die anderen.
Jedenfalls hatte ich es noch nie erlebt, dass Edward auf Jasper angewiesen war. Wieder überlegte ich, was er wohl damit gemeint hatte, als er sagte, Jasper sei ein Experte. Ich wusste eigentlich nicht viel über Jaspers Vergangenheit, nur dass er in den Südstaaten gelebt hatte, bevor Alice ihn fand. Aus irgendeinem Grund war Edward Fragen nach seinem jüngsten Bruder immer ausgewichen. Und ich war von dem großen, blonden Vampir, der aussah wie ein nachdenklicher Filmstar, immer zu eingeschüchtert gewesen, um ihn direkt zu fragen.
Als wir zum Haus kamen, saßen Carlisle, Esme und Jasper vor dem Fernseher und schauten konzentriert die Nachrichten. Der Ton war so leise gestellt, dass ich kein Wort verstehen konnte. Alice hockte auf der untersten Stufe der großen Treppe; sie hatte das Gesicht in die Hände gelegt und sah mutlos aus. Als wir hineingingen, kam Emmett durch die Küchentür geschlendert, er wirkte ganz gelassen. Er machte sich nie wegen irgendwas Sorgen.
»Hi, Edward. Na, Bella, machst du blau?« Er grinste mich an.
»Wir beide«, sagte Edward.
Emmett lachte. »Ja, aber sie geht zum ersten Mal auf die Highschool. Sie könnte etwas verpassen.«
Edward verdrehte die Augen, dann beachtete er seinen Lieblingsbruder nicht weiter. Er warf Carlisle die Zeitung zu.
»Hast du schon gelesen, dass sie jetzt glauben, es sei ein Serienmörder?«, fragte er.
Carlisle seufzte. »Heute Morgen hatten sie zwei Experten auf CNN , die stundenlang darüber diskutiert haben.«
»Wir müssen etwas dagegen unternehmen.«
»Lasst uns sofort
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